Das Kinojahr 2020/2021 hat sich wohl anders entwickelt, als man es sich hätte vorstellen können. Statt großflächige Ticketverkäufe, landeten viele Filme direkt im Stream und konnten von Daheim verfolgt werden. Dazu gehörte auch die Horrorkomödie – “Schrägstrich” – das Jugenddrama von Brian Duffield, die im Februar 2021 ihre Deutschland Premiere feierte und sich den Roman von Aaron Starmer als Vorbild nahm.

© 2022 Paramount Pictures / ViacomCBS Digital.

Die Geschichte des Romans ist so verrückt und nischig, dass sie nur schwer einzuordnen ist, wenn es darum geht eine Kaufempfehlung auszusprechen. Als nämlich urplötzlich Schüler ohne ersichtlichen Grund zu zerplatzen beginnen, scheint das Chaos in der kleinen Vorstadt unausweichlich.

In diesem heillosen Durcheinander befindet sich auch die Jugendliche Mara, die nun mit ihrem Freund Dylan ums Überleben kämpft. Doch wie stellt man sich eigentlich einer Gefahr, die nicht greifbar scheint und wie verhält man sich als frisch verliebte Jugendliche, wenn der Freund/in vielleicht als nächstes explodieren könnte?

Der Film “Zerplatzt” (engl. Org.: Spontanious) ist schon ein ziemlich eigenwilliges Stück “Kinokunst”. Denn viele Szenen lassen auf eine satirische Horrorkomödie schließen, die uns einfach auf makabere Art mit schwarzen Humor unterhalten will. Dazu passen auch die sarkastischen Kommentare der Mitschüler. Doch im Kern haben wir es tatsächlich auch mit einer klassischen Coming of Age Geschichte zu tun, die auch mal bewusst ruhigere und dramatischere Szenen einbaut.

In diesen Momenten zeigt sich der Film auch von seinen Dialogen sehr spitzzüngig und fast schon philosophisch. Denn die Romanze der zwei Jugendlichen stellt unterschwellig die Zweifel und Ängste in Frage, die einem als Teenager vielleicht plagen könnten.

© 2022 Paramount Pictures / ViacomCBS Digital.

Die aufgesetzte Story um zerplatzende Mitschüler ist dabei eigentlich nur Mittel zum Zweck, um das klassische “Einleitung – Mittelteil – Ende” überhaupt erreichen zu können. Darum bleibt die wissenschaftliche Antwort auf das Ereignis auch ziemlich offen und wird mit einem kleinen Augenzwinkern abgeschlossen.

Viel mehr Arbeit floss dagegen in die Beziehung von Mara & Dylan, die sich im Angesichts des drohenden Abgangs eine nicht zu unterschätzende Stütze sind.

Wenn sich die beiden gemeinsam ihres Lebens erfreuen und die kleinen Dinge genießen, scheint das aufgedrückte Chaos, Meilenweit entfernt. Mit jeder zerplatzen Person ändert sich dann aber auch die emotionale Lage der zwei Liebenden.

Hier profitiert der Film enorm von seinen zwei Hauptdarstellern, die ihre jugendliche Beziehung sehr authentisch und verspielt darstellen, was der Geschichte sehr entgegenkommt und sie tatsächlich emotionaler macht, als es den Anschein hat.

© 2022 Paramount Pictures / ViacomCBS Digital.

Katherine Langfort ist in der Hinsicht ohnehin eine starke Schauspielerin, wenn es um Gefühle geht. Wie schon in 13 Reasons Why zeigt sich Langfort’s Talent nämlich besonders in den emotional mitreißenden Szenen, die die “Zerbrechlichkeit” ihrer Figur zeigt.

Die fiesen Selbstzweifel, der äußere Druck und Zukunftsängste eines Jugendliche sind nur schwierig authentisch in Mimik, Gestik und Sprache zu transportieren. Doch schafft sie es selbst in diesen Comedy- lastigen Film den richtigen Nerv zu treffen, ohne überzogen zu wirken. Das gilt ohnehin für die gesamten Buch-Adaption.

Obwohl der Jugendfilm überspitzt erscheint, ist er im Kontext der Geschichte nämlich sehr authentisch und einfühlsam erzählt. Dazu passt auch der wirklich gut gewählter Soundtrack, der mit einigen spannenden Tracks unterlegt ist. Darum hat mich der Film auch sehr verwirrt zurückgelassen. Ist das hier jetzt ein Indie- Meisterwerk, der totale Comedy Trash oder ein bewegendes Jugenddrama? Ehrlich? Ich weiß es selbst nicht. Das einzige, was ich hier klar und deutlich anerkennen kann: Der Film ist speziell. So speziell, dass es nur wenig vergleichbares gibt.

FAZIT:
Charmantes Schauspiel trifft auf einfühlsame Dialoge und völlig verrückte Story!

Katherine Langfort’s neueste Rollenwahl ist der frischeste Ansatz, den es seit Jahren im Jugendfilm-Sektor gab. Mit viel Charme und spritzigen, aber auch mal einfühlsamen Dialogen sorgt man für eine Film-Überraschung. Trotzdem ist es schwer “Zerplatzt” reell zu beurteilen. Schließlich ist die Geschichte eigentlich nur ein alberner Vorwand für eine Jugend-Romanze, der Film als Persiflage oder Horrorkomödie nicht unbedingt lustig und in Vergleich zu vielen Genre Kollegen auch viel zu verspielt. Aber vielleicht es ja genau das, worauf mancher Zuschauer gewartet hat. Immerhin dürfte der Coming-of-Age Markt inzwischen schon gut gesättigt sein. Da kommt frischer Wind ganz recht. Ich kann dem Film also keine allgemeine Empfehlung aussprechen, aber wenn euch gefallen hat, was ihr gerade gelesen habt, dann ist das sehr spezielle Werk vielleicht mal einen (Heim-)Kinoabend wert.