Schon 2006 sorgte Yakuza 2 auf der PS2 für Aufsehen. Fast 12 Jahre nach Release soll Yakuza Kiwami 2 als Remake alte, wie auch neue Fans in seinen Bann ziehen. Ob’s glückt, verrate ich euch im Test…

Liebe, Mord & Intrigen – Yakuza!

Zur Zeit kommen Fans klassischer Sega-Titel voll auf ihre Kosten. Neben dem Remaster des altehrwürdigen Shenmue, steht auch der geistige Nachfolger Yakuza im Sommeraufgebot des Publishers. Und auch dieses Spiel lässt sich als Neuveröffentlichung einordnen. Mit Yakuza Kiwami 2 erscheint nämlich das ordentlich aufpolierte Remake des erstmals 2006 produzierte Yakuza 2. Nachdem also schon im März Yakuza 6 für die PS4 erschien und Anfang August die PC-Spieler mit Yakuza Zero ins virtuelle Japan zogen, folgt nun schließlich auch Yakuza Kiwami 2.

Kiriyu Kazuma ist des Kämpfens müde geworden. Sein Leben als Yakuza liegt endgültig hinter ihm und nach den schrecklichen Ereignissen vor einem Jahr wird es Zeit sich wichtigeren Dingen zu widmen. In Kiriyu’s Fall ist dies ein friedliches Leben mit der kleinen Haruka Swamura aufzubauen, die er als stinknormaler Zivilist aufziehen möchte. Aus seiner kleinen Traumblase wird er jedoch recht schnell wieder herausgerissen, als ein Attentat auf den fünften Chairman des Tojo Clan’s “Yukio Terada” einen möglichen Krieg auszulösen vermag. Natürlich liegt es an Kiryu die rivalisierenden Clans zu besänftigen und den Frieden zu erhalten. Eine schier unlösbare Aufgabe, als der Yakuza Ryuji Goda von der Omi Alliance auf den Plan tritt.

Der selbsternannte Drache von Kansai wird alles in seiner Macht stehende tun, um einen Krieg anzuzetteln. Dabei mischt auch die koreanische Mafia ordentlich mit und sorgt für einen ungewöhnlichen Twist. Für Kiryu also eine schier ausweglose Situation. Glücklicherweise steht er in seinem Kampf nicht alleine, denn auch Daigo, der eine Verbindung zum ersten Yakuza hat, steht ihm zur Seite. Zudem lernt er die IT-Spezialistin und Kommissarin Sayama kennen, die gemeinsam mit ihm am Mordfall ermittelt. Zugleich deutet sich hier zwischen den beiden Persönlichkeiten auch eine kleine Liebesgeschichte an, die durchaus gut transportiert wird.

Yakuza Kiwami 2 zeigt sich hierbei geschichtlich als eine spannende Mafia- Story, die nicht nur eine glaubhaft schmutzige Welt inszeniert, sondern auch zugleich mit faszinierenden Charakteren und interessanten Twists erzählt wird. Eine komplexe Geschichte über einen Bandenkrieg, der durchweg gelungen präsentiert wird. Trotz einiger Längen in der Erzählung fühlt man sich stets unterhalten und hofft auf weitere Cutscenes, die das Abenteuer fortsetzen. Als Yakuza Fan erhält man mit Kiwami 2 wohlmöglich sogar die beste Storyline, die uns Sega im Laufe der Jahre so inszeniert hat. Die Geschichte überzeugt allen voran mit seinen authentisch geschriebenen Dialogen und der spannend erzählten Beziehung zwischen den einzelnen Parteien.

Ein Spielplatz namens Japan!

Was Remakes angeht, so dürfte Yakuza Kiwami 2 derzeit wohl auch zu den aufwendigsten ihrer Art gehören. Basierend auf der Dragon Engine, die erstmalig als Grafikmotor in Yakuza 6 verwendet wurde, polieren die Entwickler nämlich ordentlich die Technik auf. Wie schon von der langlebigen Yakuza- Spielereihe bekannt, fällt die Open World natürlich weitaus eingeschränkter aus, als man es von vielen Konkurrenten aus dem Genre gewohnt ist.

Dafür beweisen die Entwickler aber stets ein Fingerspitzengefühl darin aus den Umgebungen mehr als nur ein überdimensionales Bühnenbild zu machen. Während zahlreiche andere Spiele – vorrangig auch aus Ubisoft’s Portfolio, Stichwort Far Cry – mehr auf eine schier endlose Größe der Spielewelt setzen und dabei vergessen sie mit interessanten Aktivitäten und langanhaltenden Spielspaß zu versehen, wirkt das virtuelle Japan in Yakuza immerzu wie ein lebendiger Schauplatz. Dadurch erhalten die zwei Ortsteile Kamurocho und Sotenburi eine eigene Persönlichkeit und liefern dem Spieler genügend Anreiz nicht nur stur der ausgefeilten Story zu folgen, sondern auch abseits des Weges den vielen Nebenbeschäftigungen nachzugehen.

Und davon besitzt Yakuza Kiwami 2 eben so einige. Ob ihr nun kurzweiligen Spielspaß in der Arcade-Halle sucht und das alte Virtua Fighter zockt, euch beim Golfspielen verausgabt, eine Runde Dart spielt oder euch als Fotograf versucht – Das Gangster Epos hat zahlreiche Minispiele, die schon allein für Stunden unterhalten könnten. Obgleich sich das Main-Game bei den Aufträgen zwar sehr an seinen Vorgängern bzw. dem Original orientiert, könnt ihr euch trotzdem auch auf kleine Neuerungen gegenüber dem PS2 Titel aus dem Jahre 2006 freuen. Neuerdings dürft ihr euch in Yakuza nämlich auch in kleinen Zwischenaufträgen wie dem Cabaret Club und dem Clan- Creater austoben, die nun im Remake Einzug erhalten und aus Yakuza 6 importiert wurden.

Letzteres ist eine Art Tower Defense Minispiel, bei der in strategischen Gefechten eure “Basis” verteidigen müsst. Der Cabaret-Club spielt sich dagegen als kleine Wirtschaftssimulation, in der ihr eure Kundschaft mit den Hostessen besänftigen müsst. Abgesehen von diesen Minispielen, die ein wenig den Yakuza Alltag auflockern, setzen sich die Haupt- und Nebenaufträgen ansonsten aus ziemlich gleichförmigen Missionen zusammen. Meist laufen sie nach ähnlichen Muster ab, bei dem es gilt eine x-beliebige Person ausfindig zu machen, mit dieser anschließend ein verbales Duell zu führen oder sie in einem Kampf zu verwickeln, um dann anschließend daraus die resultierende Informationen zu verwerten.

Oftmals führt das auch wiederum zu einem weiteren Zielpunkt, der die wendungsreiche Geschichte voranträgt. Zahlreiche NPC’s warten hier darauf euch einen Auftrag zu vermitteln, um Kiryu als Botenjunge durch die Gegend zu schicken. Und seien wir ehrlich – Die meiste Zeit nutzt Kiryu beim Ausflug seine zwei Fäuste als Argumente. Soll heißen, ihr prügelt euch im Normalfall durch die japanischen Stadtteile. Yakuza Kiwami 2 weicht also kaum von seiner Norm ab und zeigt sich als Action-Adventure mit immenser spielerischer Freiheit.

Tokyo in all seiner Pracht!

Mithilfe der modernen Grafikengine beeindruckend das Spielgeschehen zudem auch optisch. Dank der Dragon Engine konnten die Entwickler im Direktvergleich zum ersten Yakuza Kiwami, dem Remake des Originals, nämlich noch einmal ordentlich den Realitätsgrad anheben. Das virtuelle Japan ist atemberaubend schön eingefangen und birgt zahlreiche detailtreue Geschäfte, Spielhallen und Restaurants, die ihr endlich auch ohne Ladezeiten betreten dürft.

Die Detailverliebtheit, die das Team von Sega hier an den Tag gelegt hat, ist wirklich beachtlich und beweist wieder einmal mit wie viel Leidenschaft an der Yakuza- Serie gearbeitet wird. Die neonfarbenden Lichter, das Flattern der Fahnen, der Lärm und die knallig bunten Werbebanner sorgen für eine Grafikpracht, die euch mehrmals das Game pausieren lassen werden, nur, um noch einmal die detaillierte Umgebung näher zu betrachten. Die Dragon Engine aus Yakuza 6 bewirkt hierbei schon fast Wunder, wodurch die Straßen fast fotorealistisch aussehen.

Zeigen sich Welt und Charaktere doch mit höher auflösenden Texturen, weicheren Animationsphasen und einer detaillierten Weitsicht. Der Trip nach Japan darf – angetrieben durch die Dragon Engine – auch wahlweise in der Ego-Perspektive angegangen werden, was die Immersion noch einmal verstärkt. Das bunte Kamurucho in Nahaufnahme zu betrachten ist nämlich schon fast ein virtueller Ausflug nach Tokio.

Die Beleuchtung durch Werbetafeln, die Farbenpracht und die passende Partikeleffekte sorgen beim Remake für einen Grafiksprung, von dem viele Entwickler sich mal inspirieren lassen könnten, wenn sie wieder mit eines ihrer alten Kamellen in Remaster- Form auf den Markt bringen. Die Entwickler bei Sega haben sich im Falle von Yakuza nämlich nicht lumpen lassen und wohl eines der besten Remakes der Videospiel Geschichte abgeliefert. Zumal auch die Video-Sequenzen mit ihren lebensechten Gesichtern, Bewegungen und aufwendigen Körper Tattoos ein Blickfang sind.

Einziger Mikro- Kritikpunk an der grafischen Qualität wären das auffällige Kantenflimmern an Gebäuden und ähnlichen Objekten. Auch die teilweise eingeschränkte Framerate wäre vielleicht noch für Technik-Liebhaber ein gefundenes Fressen. Abgesehen davon ist Yakuza Kiwami 2 aber ein visueller Volltreffer, der viele Spiele mit ihren virtuellen Städten in den Schatten stellt. Wer nur einen Funken Interesse an der japanischen Kultur hegt, dem dürfte die Erkundungsreise in Kamurucho sehr viel Spaß bringen. Sicherlich wurden nun viele Worte über die Technik verloren, doch das liegt nun einmal auch auf der Hand, da die grafische Modernisierung wohl die offensichtlichste Neuerung darstellt, die man als Fan des Originals erwarten darf.

Bei der Yakuza gibt’s aufs Maul!

Am spielerischen Konzept ändert das Remake dagegen wenig, was Freunde der beliebten Mafia- Prügelei sicherlich freuen wird. Das simple Missionsdesign wird durch die vielen Nebenbeschäftigungen ausgehebelt. Auch beim Kampfsystem beschreiten die Entwickler nicht unbedingt neue Wege. Vielmehr baut man auf altbewährtes und beschränkt das virtuelle Backenfutter wieder auf leichte Kombo-Fights.

Die vielschichtigen Fighting-Styles aus Yakuza Zero sind einem einfacheren System gewichen. Eine Aufteilung in Brawler, Beast, Rush oder Boxing existieren nicht mehr, da das Combat-System durch die Einbindung der Dragon Engine nun kompett auf Yakuza 6 basiert. Damit einher geht die simplere Button-Mashing Mechanik, die durch das Ausrüsten diverser Waffen erweitert wird. Der einzelne Kampfstil lässt sich zudem beliebig aufwerten und mit neuen Moves versehen. Als alter Yakuza- Veteran darf man sich in diesem Zusammenhang auch auf ein kleines Upgrade-System freuen. Die Kampffertigkeiten und Attribute lassen sich neuerdings nämlich in moderner Rollenspiel-Manier aufwerten, wie es zuletzt in den jüngeren Ablegern der Reihe der Fall war.

Eure Erfahrungspunkte leveln hierbei durch Kämpfe, Nahrung und Missionen. In den Kämpfen folgen derweil neue Special-Moves, Heat-Action und Waffen-Manöver, die den Duellen Dynamik verleihen sollen und durchaus bei Laune halten. Leider zeigt sich auch in Yakuza Kiwami 2 wieder eine Schwäche. Die Kämpfe verlieren sich oft in eine wirren Durcheinander, da die Kameraführung nicht unbedingt ideal ist. Öfters verfängt sich die Kamera und man hat einen ungünstigen Blickwinkel, was vor allem in Bosskämpfen ein Problem darstellt. Hierdurch werden die bizarren Fights teilweise auch zu einer Geduldsprobe, da sie mühsamer werden, als eigentlich nötig. Die ellenlangen Laufwege zu Zielorten mit zahlreichen Zufallskämpfen von verschiedenen Banden, dürften vielleicht auch so manchen Spieler nerven. Zumal man diesen nicht aus dem Weg gehen kann, sondern zwangsläufig ins Gefecht verwickelt wird.

Fan-Liebling auf Abwegen!

Eine weitere Neuerung zum Original stellt derweil die Neben-Handlung mit Goro Majima da, die extra für das Remake entwickelt wurde und neue Informationen über den beliebten Yakuza liefert. Außerdem liefert Majima einen frischen Kampfstil, der leicht rasanter ausfällt, als Kiryus Brawler-Style. Dadurch fühlt sich die kurze Kampagne mit ihm erfrischend anders an. Zumal der verrückte Kerl ohnehin die amüsantesten und skurrilsten Szenen zu bieten hat.

Schade ist nur, dass die Mini-Kampagne nicht sofort in Gänze freigeschaltet wird, sondern nur in Etappen mit dem Fortschreiten der “normalen” Story-Kampagne. Warum ich erst einmal die jeweiligen Kapitel mit Kiryu beenden muss, um Goro’s Abenteuer weiterzuspielen, ist fraglich. In diesem Falle hätte man auch ruhig den gesamten Story-Abschnitt von Majima in die Haupthandlung integrieren oder es abschließend als Bonus nach dem Abschluss des Hauptspiels freischalten können. Zumal die Majiam-Story nicht aus dem laufenden Spiel heraus aktiviert werden darf, sondern übers Hauptmenü.

Eine durchaus fragwürdige Design-Entscheidung des Entwicklerteams. Mitsamt neuer Minispiele, dem Cabaret Club und Clan-Creater sorgt Yakuza Kiwami 2 aber eben trotzdem für reichlich Nachschub bei Spielern, die den zweiten Teil schon damals gespielt haben und sich noch einmal erneut ins actionreiche Abenteuer wagen möchten. Leider verzichten Sega und Koch-Media beim Remake des Klassikers auch wieder einmal auf eine Deutschsprachige Lokalisation.

Lediglich englische Untertitel bei Japanischer Sprachausgabe werden euch vorgesetzt. Als Yakuza-Spieler ist man dieses Vorgehen mittlerweile schon gewohnt, doch für Neulinge dürfte die Sprachbarriere abschrecken. Zumal es auch nicht das klassische, anfängliche Schulenglisch ist, sondern man mit der Sprache schon ein wenig mehr vertraut sein sollte. Aber vielleicht sorgt dieses fulminante Comeback des zweiten Teils ja für genügend Käufer, um demnächst auch mal eine vollends übersetzte Version für den hiesigen Markt zu gewährleisten.


Vielen herzliche Dank an Koch Media für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares von Yakuza Kiwami 2 für die PS4:)


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