Mit einem schicken Pressekit überraschten mich 2K Sport und Gaertner PR zum Release von WWE 2K 2017, womit man schon mal ordentlich in Wrestling Stimmung versetzt wird. Wie ihr am unteren Bild sehen könnt, ist “Suplex City” allgegenwärtig im diesjährigen Wrestling Ableger.
Kein Wunder also, dass 2K mit geballter Power auftreten und neue Impulse setzen will. Ob die Neue Ära auch ein modernes Wrestling Game hervorzaubert? Das verrate ich euch im Test…
Traditionelles Wrestling
WWE 2K17 setzt den alljährlich Kurs fort, den die Reihe vor gut drei Jahren auf den Next Gen Konsolen eingeschlagen hat und präsentiert einen recht traditionellen Nachfolger.
Während die WWE in der Realität also vollends auf “Neue Ära” setzt, wagt Entwickler Yukes nur einen kleinen Fortschritt. Mit bekannten Modi, Match- Varianten und Wrestler Vielfalt ruft somit alles förmlich nach jährlichen Ableger. Sich aber mit seinen Favoriten durch die Arenen zu kloppen und die Shows zu steuern, macht auch in diesem Jahr wieder Spaß und sorgt gerade im Multiplayer für einiges an Freizeit Vergnügen. Die Einfindung ins Match verläuft dabei gewohnt simpel und sollte auch für Anfänger keine allzu großen Probleme beherbergen.
Alte Fans finden sich derweil ohnehin sofort ein und fühlen sich heimisch. Eines muss man den Entwickler also lassen – Sie bauen auf altbewährtes und integrieren langsam weitere Gameplay Mechaniken. Mit einem riesigen Aufgebot an Wrestlern, einem überarbeiteten Editor, verfeinerten Match- Abläufen und dem Karrieremodus, bringt 2K zwar einige Neuerungen mit, die dem Game gut tun, aber auch an einigen Punkten wieder die alten Probleme aufweisen.
Neue Konzepte, alte Mechanik
Eine Grunderneuerung sollte man in 2K17 beim Gameplay nicht unbedingt erwarten, ist allerdings auch gar nicht nötig, da das Gameplay Konzept an sich eigentlich gut erarbeitet wurde und über die Jahre hinweg Verfeinerungen erhalten hat. Auch in diesem Jahr ändert sich an der Grund- Formel rein gar nichts, doch einige Überarbeitungen sorgen für bessere Kontrolle, flüssigere Move Abfolgen und neue Möglichkeiten innerhalb der Matches.
Eine neue Methode ist hier auch das Herausrollen aus dem Ring bei lang andauernden Matchverlauf. Anders als in den Vorgängen, wo eine ähnliche Funktion nur als Spezialfähigkeit verfügbar war und ihr dabei einfach aus dem Ring geflüchtet seid, ist das Rollen aus dem Ring mittlerweile mehr Taktik- Komponente und kann ausgeführt werden, wenn eure Kraft tatsächlich mal gen Nullpunkt sinkt. So könnt ihr ein wenig Luft holen und neue Ausdauer sammeln. Allerdings berappelt ihr euch außerhalb nur sehr langsam, weshalb der Gegner im Ring natürlich bereits andere Pläne umsetzen kann. Auch die Aufgabe- Griffe wurden überarbeitet und bieten nun unterschiedliche Kontroll- Varianten.
Einerseits könnt ihr auf die alte Methode zurückgreifen, bei der ihr mit dem Analogstick versucht der farblichen Markierung des Gegners zu entkommen und zum anderen könnt ihr nun wahlweise eine Button- Abfolge betätigen. Seid ihr dabei schneller und präziser als euer Gegner, gewinnt ihr das Submission Duell, wodurch ihr euch je nach Situation aus dem Griff befreien könnt oder ihn zur Aufgabe bringt. Positiv ist auch, dass die Entwickler endlich ihr Lock-On System weiterentwickelt haben. Betätigt ihr nun den R3 Button wird direkt über eurem Kopf in Großbuchstaben eingeblendet welchen Gegner ihr im Blick habt. Für den Rumble oder ein 6 Man Money in the Bank Match ist das eine erhebliche Verbesserung gegenüber den Vorjahren. Definitiv auch erwähnenswert ist, dass der Input Lag endlich überarbeitet wurde, wodurch die Pinfalls nun leichter zu handhaben sind.
Die größte Änderung findet sich aber wohl im Ladder Match ein. Musstet ihr in den Vorgänger nur im richtigen Augenblick an den Analogsticks rütteln, um den Koffer oder Titelgürtel von der Ecke zu angeln, seid ihr bei WWE 2K17 dazu genötigt ein kleines Mini- Game zu absolvieren. Tatsächlich bringt die neue Variante mehr Spannung in die Ladder Matches und verlängert diese auch, je nach Können der beiden Duell- Partner. Wer in den Vorjahren Probleme mit dem Konter- System hatte, wird sich auch freuen, dass 2K auch hier Hand angelegt und den Reaktionszeitraum ein wenig erweitert hat.
Alles für die Fans
Natürlich wartet 2K17 auch wieder mit einem Karriere- Modus auf euch, der in diesem Jahr mehr denn je im Mittelpunkt steht. Ist er doch der einzige Main Mode für den Singleplayer.
Wie bereits im Vorjahr kreiert ihr für diesen Modus einen eigenen Wrestler nach eurem Bild. Hierfür bietet das Game auch einen überarbeitetet Editor, der euch genügend Freiheiten für euren idealen Kämpfer bereithält. Wie gehabt ist der Editor dabei sehr simpel und ermöglicht auf einfache Art und Weise die Bearbeitung von einzelnen Körperteilen.
Wem das vorgefertigte Gesicht aber dennoch nicht ausreicht, kann auch den Face-Scan nutzen, um hiermit ein reales Bild einzufügen. Euer Foto wird dabei quasi als Tattoo auf den Wrestler gedruckt und ihr manipuliert hinterher vordefinierte Bereiche. Leider klingt die Formel auf dem Papier besser, als es letztendlich funktioniert. Nicht immer kommt ein Ebenbild eurer Selbst dabei rum. Es ist aber auch keine komplett sinnlose Idee. Mit dem richtigen Lichtverhältnisse und der perfekten Platzierung eures Kopfes beim Fotografieren, kann der Editor bereits gute Dienste leisten. Nur für jemanden, der lange Haare hat, wie ich, für den ist der Face-Scan eher weniger geeignet, da diese doch irgendwie immer im Bild hängen bleiben.
Habt ihr euren Superstar kreiert, geht es es ab in den Karriere- Modus. Wie auch bereits in den Vorjahren arbeitet ihr euch hier durch das Perfomance Center und NXT, um an Ende die Erfolgsleiter nach oben klettern zu können. Dabei ist der Titelgewinn natürlich euer oberstes Anliegen. Um diesen aber erreichen zu können, benötigt ihr Ansehen beim Publikum, denn nur mit dem Feedback der WWE Fans könnt ihr im Rang weiter aufrücken.
Heel oder Face?
Um die ungeteilte Aufmerksamkeit der Fans zu erhalten, versucht ihr Rivalitäten zu gewinnen und euch beim Publikum durch Eigen- Promos bekannt zu machen.
Dabei kommt auch eine Neuerung zum Tragen – Die Promo Engine, die euch die Möglichkeit gibt in Promo Duellen gegen Kontrahenten anzutreten. Hierbei greift euer Superstar zum Mikrofon und teilt den Fans mit, was er von seinem Gegenüber hält. Dabei ist es wichtig sich auf eine Seite festzulegen. Entweder mimt ihr den bejubelten Face oder den knallharten Heel. Je nach Wahl solltet ihr auf eure Aussagen in den Promos achten. Ein hohes Rating zu erreichen ist hier nur möglich, wenn ihr bei einer Gesinnung und In-Character bleibt. Für eure Promo erhaltet ihr, ähnlich wie in den Telltale Adventure, mehre Auswahlmöglichkeiten. Fragwürdig ist warum keine Sprachausgabe eingebaut wurde.
Eure gewählten Aussagen sollten dabei natürlich auf dem jeweiligen Publikum basieren. Auch eure Persönlichkeit nimmt eine tragende Rolle ein. Allerdings fehlt hier eine genaue Ordnung. Es ist nie komplett ersichtlich, ob ihr gerade eine Heel oder Face Aussage wählt, weil alles doch sehr vage ausfällt. Besonders deutlich wird dies in Deutschen Version, weshalb ich mittlerweile auf Englisch umgeschaltet habe. Die Lokalisation ist hier also die größte Hürde. Eine Erleichterung wäre es gewesen die Antworten farblich nach Face oder Heel Ausrichtung zu markieren. Für das nächste Jahr könnte so eine Farbkennung mal in Erwägung gezogen werden. Mit guten Promo Fähigkeiten erhöht ihr euren VC Wert, der wiederum für neue Fertigkeiten, Manager, Moves und euere Overall Attribute ausgegeben werden kann.
Der Karrieremodus bietet somit auch grundlegende RPG Elemente, die eng mit dem Ranking zusammenhängen. Das Ranking System selber basiert im Grunde auf euren Merchandise Verkäufen, gelungenen Promos, den Rivalitäten und qualitativ hochwertigen Matches. Hier greifen also einige Räder ineinander, die für das Ranking wichtig sind und euch beim Publikum Over bringen sollen. Einfach nur Siege einzufahren, ist somit kein Garant für eine gute Karriere. Wie in der Realität sind mehrere Faktoren dafür nötig.
Das Grundkonzept vom Karrieremodus ist eigentlich gelungen, denn die vielen ineinandergreifenden Möglichkeiten abzuwägen, um ein beliebter Superstar zu werden, sorgt für Tiefgängigkeit. Leider fehlt es oftmals an Übersicht, da weder das Ordnen nach A- oder B- Ratings Moves, noch das Überspringen der Intros möglich ist. Dinge, die den Modus unnötig verlängern. Der Karrieremodus benötigt also noch etwas Arbeit, aber er ist auf einem guten Weg und gelungener, als im Vorjahr. Die eingebauten Promo Segmente sind dabei eine super Idee, die auch sehr viel Spaß bringt, aber eben auch leider nicht komplett zu Ende gedacht wurde, was dann im Endeffekt leider in Minuspunkten beim Karrieremodus reflektiert.
Altbewährte Modi, neue Matches
Weitaus gelungener als der Karrieremodus, sind die vielen variantenreichen Match- Modifikationen, die es euch wieder einmal erlauben im 1 vs 1, Tag Team, Fatal 4 Way oder auch 6- Man Duelle anzutreten. Ob Ladder, Table, Hell in a Cell, Submission oder Royal Rumble. Die wichtigsten Matcharten sind wieder mit von der Partie.
Neu hinzugekommen ist der Backstage Brawl, der in den Vorjahren wegrationalisiert wurde. In WWE 2K17 ist der Modus endlich wieder dabei, wodurch ihr euch ein wenig durch die Backstage Area kloppen könnt, inklusive Einbau von Raumwechseln und Gegenständen. Endlich finden in auch die Damen ihren Weg in den Ring. Von Becky, über Sasha Banks bis hin zu Asuka und Bayley sind alle namhaften und relevanten Leute vertreten. Mit der virtuellen Währung, die ihr durch gute Duelle erhaltet, könnt ihr weitere Leute freikaufen. Trotz fehlenden Show-Case Modus, der im Vorjahr noch integriert wurde, kann der neue Ableger also mit einem üppigen Umfang glänzen. Die hohe Anzahl an aktuellen Superstars und Legenden, mit eigenen Movesets, Entrances und Animationen sollte definitiv Erwähnung finden.
Technik & Sound
Aus technischer Sicht herrscht bei 2K leider etwas Stillstand.
Zwar haben die Entwickler bei den Animationen noch einmal kräftig angepackt und den Superstars neue Bewegungen spendiert, die nun mit deutlich weniger Clipping- Fehlern ausgeführt werden, doch die Grafik- Engine bleibt insgesamt leider veraltet. Dies fällt vor allem beim Kantenflimmern auf, das auf der PS4 in den Vordergrund drängt. Dafür sind mir aber weniger Bugs und Clipping- Fehler aufgefallen, als noch im Vorjahr. Auch die Überarbeitung der Latenz ist eine wichtige Neuerung, denn der Input- Lag war früher teilweise wirklich stark vertreten und konnte schon mal im Alleingang Matches entscheiden.
In diesem Jahr haben die Entwickler also kräftig an der Mechanik geschraubt und wichtige Nerv- Faktoren beseitigt. Warum allerdings die Ladezeiten so lang ausfallen, ist fraglich. Besonders im Hinblick auf das doch sehr lieblos gestaltete Hauptmenü. Eine Überarbeitung haben aber immerhin die Wrestler erfahren, wodurch einige Leute ihrem Vorbild nun ähnlicher sehen, als zuvor. Namhafte Leute wie Fin Balor, Samoa Joe, Kevin Owens, AJ Styles und Cesaro sehen bei WWE 2K17 wirklich gut aus.
Auch Seth Rollins hat inzwischen die nötige Überarbeitung erfahren, die ihm in den Vorjahren noch verwehrt blieb. So gleicht “The Man” nun endlich seinem reales Vorbild, was Äußeres, Bewegungen und Verhalten angeht. Aus der alten Grafik- Engine wird noch einmal alles herausgeholt, was Möglich ist. Soweit ein positives Feedback an die Entwickler.
Für das Folgejahr sollte allerdings dringend ein Engine Wechsel erfolgen, um mit aktuellen Sporttiteln mitzuhalten. Speziell die hauseigene Sport Konkurrenz NBA 2K17 macht dem Wrestling Bruder optisch einiges vor. Dennoch sieht auch WWE 2K17 nicht schlecht aus und kann mit viel Detailtreue überzeugen. Was von Fans nämlich viel zu wenig gewürdigt wird, ist die Detailliebe, mit der die Entwickler bei der Arbeit sind. Ob nun die vereinzelten Chants der Fans, die Taunts der Wrestler oder die Abläufe abseits des Rings. So stimmt Xavier Woods gerne mal mit seiner Trompete die “New Day Rocks” Rufe an. Es sind so die kleinen, aber feinen Details, die das Game auszeichnen.
Weniger gefallen hat mir allerdings der Soundtrack, der in diesem Jahr, rein subjektiv gesehen, zum schlechtesten aller Zeiten gehört. Im Grunde habe ich tatsächlich nur den Song von Bring Me The Horizon aktiviert. Die vielen Hip-Hop und Elektro Tracks gehören einfach nicht in einen WWE Ring. P.Diddy war tatsächlich eine Fehlbesetzung für die Auswahl eines Wrestling Soundtracks. Im nächsten Jahr bitte jemanden, wie Seth Rollins. Die Kommentatoren sind leider auf demselben Niveau wie im Vorjahr. Viele Sprüche wiederholen sich und unpassende Situationen werden kommentiert. Aber das ist bei Fifa und Konsorten ja ebenfalls Gang und Gäbe. Abgesehen davon kann der Gesamt- Sound aber meistens überzeugen. Die Hallen- Sounds und die Entrance Themes sind in diesem Jahr besser abgestimmt, als im Vorjahr und auch die Moves kommen gut rüber. Auch der Online Modus scheint meistens zu funktionieren und bietet die gewohnte Wrestling Action. Abgesehen davon finden sich natürlich auch die Community Inhalte wieder ein. Leider ist der Server öfters mal nicht erreichbar, wenn es um den Logo / Face-Scan Upload geht. Diese Funktion kann schon mal Nerven kosten. Hoffentlich wird das nächste Update diese Probleme beheben.
Für alle Video- Liebhaber gibt’s hier noch einmal die kommentierte Videofassung:
Ein herzlicher Dank geht auch an Björn Sturm von Gartner-PR und 2K, die mir ein Rezensionsexemplar bzw. Press-Kit bereitgestellt haben:)
©2k Sports ©2016 WWE