Das alljährliche Wrestling Spektakel steht wieder an! Doch nicht nur die WWE selbst ist derzeit, Corona bedingt, ein wenig “spezieller”, auch die jährliche Sport-Sim fällt ins Wasser. Stattdessen bekriegen sich die Superstars dieses Mal in einem Arcade-Brawler. Ob das tatsächlich Spaß macht, erfahrt ihr im Test… 

WWE Allstars statt WWE 2k-Sim?

Seit 2K Sports die WWE Lizenz erworben hat, schien die Spielereihe jährlich an (technischer-) Muskelmasse einzubüßen. Spätestens mit WWE 2K20 erlebten Fans ein spielerisches Debakel. Darum zieht das Entwicklerstudio nun die Reißleine und schickt die alljährliche Sport-Sim in ihre längst benötigte Pause. Stattdessen will man eine gehörige Arcade-Sause im Ring entfachen.

Damit tritt man systematisch die Nachfolge des beliebten WWE-Allstars an, einem Videospiel, das zwar leicht unter dem Radar flog, aber mit seiner überzeichneten Spaß-Prügelei für viel Unterhaltung sorgen konnte. WWE 2K Battleground soll also keine aufwendige Wrestling-Simulation werden, sondern mit knallbunten Visuals, Cartoon-Charakteren und brachialen Spezialaktionen überzeugen. Was dem Spiel dabei entgegenkommt, ist seine geringe Einstiegshürde. Denn auch wenn ihr bei Namen wie The Fiend, Seth Rollins, Liv Morgan oder Finishern wie Black Mass und Claymore Kick nur Bahnhof versteht, solltet ihr der Prügelei leicht folgen können. Das liegt auch an der intuitiven Steuerung, die sich auf wenige Buttons beschränkt.

Schon damit lassen sich die aufwendig inszenierten Finisher ausführen oder harte Schläge / Tritte verteilen. Das Simplifizierte Controller-Layout passt perfekt für diese banale Prügel-Orgie und ermöglicht es auch Neulingen schnell die bekloppten Angriffe auszuführen. Etwas ungünstig gelöst, ist das eigensinnige Kontersystem, bei dem es tatsächlich viel auf dem Zufall ankommt. Wenn mein Superstar am Boden liegt, ich zum Aufstehen permanent die B-Taste drücken muss, aber der Gegner genau in diesem Moment einen Griff ansetzt, der eigentlich mit der A-Taste gekontert wird, dann geht das gehörig auf die Nerven. Auch beim Auffüllen der Spezialleiste zeigt sich, dass die Entwickler nicht unbedingt das durchdachteste Kampfsystem entwickelt haben. Denn mit Taunts, Dauerschlägen oder bewusst ausgenutzten Spezialaktionen hat man schnell wieder die krassen Finisher am Start.

Power Stone & Smash im Wrestling Zirkus!

Die Künstliche Intelligenz agiert im Ring leider auch nicht als der hellste Stern am Firmament und macht schon öfters mal ziemlich unsinnige Sachen. Besonders in Tag Team Matches zeigt sich die Dummheit der Kollegen. Obwohl ein Einmischen von Außen zumeist zur Disqualifikation führt, gesellt sich der Kampfkumpan ständig in den Ring und kloppt auf den feindlich Vollhorst ein.

In normalen Matches ist das noch vertretbar, aber in der Story-Kampagne sorgt das für ständiges Neuladen. Zur Wahl stehen euch übrigens verschiedene Kämpferklassen wie Brawler, High Flyer oder …, die aber nicht unbedingt viel Auswirkung auf den Spielablauf haben. Eine Technikerin wie Sasha Banks spielt sich exakt so wie Becky Lynch (Brawler). Dasselbe gilt für hünenhafte Gesellen wie Braun Strowman und flinke Naturen wie Finn Bálor, die kaum einen Unterschied im Kampfstil zeigen. Für ein kompetitives Beat’em Up ist der Wrestling Neuling also nicht geeignet. Aber schätzungsweise haben … darauf auch nie abgezielt. Das Ding soll reinste Arcade- Unterhaltung bieten, ohne allzu komplex in die Materie zu gehen.

Das zeigt sich auch beim reduzierten Grabbling- und Submission System, bei dem ordentlich auf die Knöpfe gehämmert wird.  Zusätzlich haben die Entwickler noch ein paar Power-Ups eingebunden, die Im Verlauf des Matches eingesetzt werden können und je nach Kämpferwahl anders ausfallen. Das erinnert ein wenig an Super Smash Bros oder den alten Dreamcast Hit Power Stone. Schade nur, dass dieses Spiel nicht an die spielerische Tiefe eines Smash Bros von Nintendo heranreicht. Während dieses nämlich dem Motto “Easy to Learn, Hard to Master” folgt, ist WWE 2K Battleground ein einfacher Button-Masher, dem doch relativ bald die Luft ausgeht. Zu schnell hat man die Ringaction verinnerlicht und weiß dadurch auch mit der interaktiven Umgebung umzugehen. Die Battleground- Arenen bieten aber dafür viel Abwechslung und sorgen für den passenden Witz im Wrestling.

Die Vorlage für RAW Underground?

Inhaltlich liefert man eine ordentliche Wrestling Kost ab, sodass ihr neben einfachen One vs One, auch Triple Threats und Fatal-4-Ways absolvieren könnt. Dazu kommen Gimmick-Matches wie Royal Rumble und Co. Natürlich geschieht das nicht nur offline gegen die KI-Partner, sondern kann auch mit Freunden im Koop oder Versus Modus gespielt werden. Ebenso finden sich auch Online-Modi ein, die ihr allerdings nur mit einem Nintendo Online Abonnement nutzen dürft.

Genau wie in der WWE 2K Hauptserie hat sich auch ein Charakter- und Arena Editor ins Spiel eingeschlichen. Dort könnt ihr eurer Fantasie wieder freien Lauf lassen und jede erdenklich dümmlich dreinschauende Figur erschaffen. Wer die Hauptreihe kennt, weiß, was für einen Spaß diese Editoren machen können. Doch auch abseits der Standard-Matches, dürft ihr euch ein wenig austoben. Denn auch eine kurzweilige Kampagne hat sich mitsamt Story ins Spiel eingefunden. Hier bekommt ihr es mit dem wohl berühmteste Promoter zu tun, den das Wrestling Business je gesehen hat. Dem ECW- Urgestein Paul Heyman. Ihr wisst schon “My Name is Pauuuuul Heyyyyman, and I’m the Advocat of the defending undisputed….”, Ja ihr kennt den Kerl sicherlich.

Jedenfalls hat Paul die Idee einen eigenen Brand als Gegenmarke zur WWE zu schaffen, die als Alternative in sogenannten Battlegrounds stattfindet. Dafür besucht er seinen alten Kumpanen Steve Austin, mit dem er gemeinsam nach neuen Talenten ringt. Auch für Vince McMahon ist das Konzept schnell abgesegnet und so startet das neue Produkt in die Startphase. Wenn man es so sehen will, hat … hiermit quasi die Idee für RAW Underground geliefert (Auch so ein Unsinn!) und paradiert geschickt das gesamte WWE Universum. Inszeniert wird die Geschichte in bebilderten Comic-Seiten, die auch wirklich schick gezeichnet sind.

Das trifft ohnehin auf gesamte Grafik zu, die zwar sehr einfach gehalten ist, dafür aber stilsicher realisiert wird. Während die überzeichnete Comic-Optik dadurch auch eigentlich perfekt auf den verrückten Brawler passt, da auch die Wrestler gut gestaltet wirken und ihren Vorbildern originalgetreu nachempfunden sind, lässt die technische Seite zumeist leider zu wünschen übrig. Zwar schafft man es die Solo- Matches auch auf der Switch ohne Bildraten- Einbrüche laufen zu lassen, doch schon bei 2 weiteren Personen im Ring, lassen die FPS zu wünschen übrig.

Beim Royal Rumble kommt es darum schon mal vor, dass die Bildrate im Keller landet und man bei vielen Effekten die Bilder zählt. Auch die Animationen wirken öfters unsauber und halten nur wenige, unterschiedliche Bewegungsabläufe zu. Beim Detailgrad und den Clipping-Fehlern lässt sich auch erkennen, dass man nicht die stärkste Engine in der Hinterhand hatte. Was aber viel schwerwiegender ist, sind die viel zu häufigen und extrem langen Ladezeiten. Wenn man vor einem Match fast 90 Sekunden wartet, bevor die Ringglocke ertönt, zerrt das gewaltig an den Nerven. Besonders in der Kampagne, wo man durch stupide KI-Aktionen ständig Neustarten muss. Hier hätte man als Entwickler durchaus noch etwas Finetuning betreiben sollen.

Wrestling-Stars aus Sammelpacks?!

Innerhalb dieser Storyline sammelt ihr übrigens InGame Währung als Belohnungen, die anschließend für das Freischalten von neuen Wrestlern benötigt wird. Denn der gesamte Kader ist leider anfänglich noch recht klein und muss stetig ausgebaut werden.

Das sorgt auch direkt für einen starken Kritikpunkt. Schließlich winken die Belohnungen nur bei aktiver Internetverbindung, da so ziemlich alles, was ihr freischalten könnt nur im Shop erledigt wird. Weil aber auch die Belohnungs-Währung recht gering ausfällt, wird zusätzlich ein Kauf mit Echtgeld angeboten. Theoretisch lässt sich natürlich alles durch Matches erreichen, doch die Level-Hürde ist immens hoch. Bei WWE 2K Battleground ergibt sich dadurch wieder das altbekannte Vermarktungsbild, das 2K Sports leider seit einiger Zeit abliefert.

Zum Komplettieren eures Kaders werdet ihr entweder ordentlich Matches grinden oder echtes Geld ausgegeben. Sind die Battle-Packs wirklich so gewinnbringend, oder zwingt man die Käufer wegen schlechter Umsätze zum Kauf? Dafür, dass man schon den Preis fürs Spiel hinblättert, ist es echt fragwürdig so einen Shop für freischaltbare Wrestler anzubieten. Naja, zumindest gibt’s keine Lootboxen. Ihr wisst stets was ihr wann kauft und die visuelle Umsetzung wirkt auch recht schick. Die Wrestler verstecken sich hinter Plastikpäckchen, wie es bei Sammlerfiguren der Fall ist und machen auf sich Aufmerksam.  Beim Kauf prügeln sie sich förmlich aus der Box heraus. Das ist nett inszeniert, ändert aber nichts an der Tatsache, dass hier auf zwanghafte weise den Käufer noch zusätzlich Geld aus der Tasche gelockt werden soll.

Noch kritischer fällt da allerdings der Online-Zwang auf, den das Spiel dadurch voraussetzt. Denn im offline Modus habt ihr nur geringfügig Zugriff auf das Spiel. Wird eure Internetverbindung gekappt, bleiben euch zum Spielen nur die einfachen Solo-Modi. Sogar der Charakter-Editor ist an eine Online-Funktion gebunden. Ergo, kein Editor, keine Kampagne, keine Belohnungen. Warum? Tja, das solltet ihr die Entwickler fragen. Sieht man allerdings über die vielen kritischen Mängel hinweg, bleibt ein Titel, der eigentlich gute Spielansätze bietet. Der Umfang geht in Ordnung, das Charakter-Design ist nett umgesetzt und die fantasievollen Wrestling-Duelle bringen launige Arcade-Action aufs Parkett. Hätte 2K Sports die lästigen InGame Belohnungen aussortiert, wäre der knallige Brawler eine nette Alternative zur Wrestling-Simulation.


Vielen herzliche Dank an GaertnerPR und 2K Games für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares von WWE 2K Battleground für die Nintendo Switch:)


Bildmaterial: ©2020 2K ©WWEBattleground