B.J Blascowitch ist wieder da! – Sein Ziel: Das Regime endgültig stürzen! Wie sich der Bethesda Shooter so schlägt, klärt der Test…
Für die Freiheit!
Das Regime hält die Menschheit immer noch in Atem und führt eine eiserne Diktatur. Als liebender Ehemann und baldiger Vater kann B.J. Blaskowicz diesen Umstand nicht länger dulden. Es wird also höchste Zeit sich gegen die gewaltbereite Organisation zur Wehr zu setzen und sich die Freiheit zurückzuerobern.
Der geschwächte B.J. ist allerdings nicht unbedingt in der Verfassung sich dem Kampf anzuschließen, doch das hält den wagemutigen Helden natürlich nicht zurück. An den Rollstuhl gefesselt, greift er schon zu Beginn der Geschichte zur Knarre und legt sich erneut mit den Schergen des Regimes an. Im Laufe der Story schließen sich ihm weitere Freiheitskämpfer an und die Pläne scheinen gut voranzugehen.
Ego-Shooter der alten Generation!
Als Wolfenstein vor drei Jahren wieder auf der Bildfläche auftauchte, sorgte der Shooter für eine euphorische Begeisterung unter Spielen. Hatten die Entwickler doch etliche Modernisierung des aktuellen Shooter- Marktes außen vorgelassen und die alten Tugenden hervorgekramt, die das Genre einst zum Erfolg verhalfen. Schnelle Gefechte, blutig und kurzweilig.
Dazu Medipacks zur Regeneration und etliche Waffentypen, die zeitgleich getragen werden konnte. Und irgendwie macht Entwickler MachineGames genau dort weiter, wo sie mit dem Erstling aufgehört haben. Wolfenstein legt nach seinem Intro ein Action Feuerwerk hin, wie man es lang nicht erlebt hat. Fühlt man sich beim Zuschauen der Opening- Sequenz noch mies auf Grund der derben Darstellung, wird man anschließend ohne Vorgeplänkel in die Schlacht geworfen.
Gebunden an den Rollstuhl, scheint B.J. sein eigensinniges Talent für schmutzige Gefechte nicht verlernt zu haben und so ballern wir einige Regime Schergen über den Haufen. Die Entwickler beweisen bereits hier einiges an Ideenreichtum. Da B.J. verletzungsbedingt keine Leitern mehr hinaufklettern kann, nutzten wir Rollbänder, die sonst für den Transport von Paketen Verwendung finden oder entfremden schnell mal rotierende Machinen, um an höhere Orte zu gelangen. Mit dem Exo-Skelett, das uns kurze Zeit später hilfsbereit zur Hand steht, ergibt sich sogar ein triftiger Grund, weshalb unser vernarbter Held so plötzlich wieder durch die Gegend saust.
Dank dieser neuartigen Rüstung verfügt B.J. über neue Möglichkeiten die Gegnerhorden aus dem Weg zu räumen. Mit neue Fähigkeiten ausgestattet, lassen sich auch brüchige Böden eintreten und höhere Ebenen erreichen. Ebenso Action- reich und intelligent wie der Auftakt, wirken auch die darauf folgenden Stunden mit dem Ego-Shooter.
Die Ein-Mann Armee im Einsatz!
Was noch leicht beginnt, wächst mit zunehmender Spieldauer allerdings zu einem rasant schwierigen Action Ballerfest, das seines gleichen sucht. Die KI besitzt dabei auch gar keine so schlechte Intelligenz und belagert von mehreren Seiten. Durch die vielen Patronenkugel, die uns um die Ohren fliegen, wird die Ein-Mann vs Armee Schlacht zu einer echten Herausforderung.
Da passt es auch, dass uns die Entwickler jederzeit einen fließenden Schwierigkeitsgrad- Wechsel erlauben. Von Babyleicht bis Ultraschwer ist hier alles vertreten, was die jeweils angepeilte Zielgruppe fordert. Im Laufe des Spiels schießen wir uns dann durch die Armeen des Regimes und versuchen uns eine bessere Welt zu erkämpfen. Dabei erhalten wir Unterstützung durch andere Widerstandsgruppen und leiten unsere Geschicke vom Uboot aus, was Haupt- und Nebenaufträge betrifft. Die verrückten Figuren, die uns im Kampf begegnen sorgen für die nötige Unterhaltung während der spannenden Kampagne. Die fiesen Gegenspieler sind dabei grenzenlos überzeichnet, aber so abscheulich, dass man als Spieler sofort mit Balszokowich und seinen Leuten mitfiebert.
Als Untergrund- Kämpfer sind wir natürlich auch auf Schleichen angewiesen, um nicht sofort in Unterzahl zu geraten. Das funktioniert jedoch mehr schlecht, als recht, da die KI relativ schnell reagiert und Wolfenstein nun mal ein reiner Shooter ist. Man greift bewusst zur Waffe, um den Spielfluss nicht zu stören. Einfach aus Unterhaltungs- Gründen, denn Wolfenstein besitzt wieder ein sehr gutes Waffen- Handling und auch ein astreines Feedback beim Abfeuern der Knarren. Etliche Waffenarten fühlen sich wuchtig an und versprühen ein Gefühl dafür, wie viel Gewicht B.J. zu tragen hat. Besonders cool sind dabei natürlich spezielle Waffen wie die Laserkanone, die Alternativ auch zum Wegschmelzen von Blech verwenden werden kann.
Dies ist an bestimmten Punkten im Spiel wichtig, um den Fortschritt zu gewährleisten. Dank der sogenannten Akimbo- Technik können wir auch gezielt zwei Wummen gleichzeitig abfeuern. Die Kombination sind dabei recht ungewöhnlich und unterhalten mit ihren Variantenreichtum, was zuletzt auch an den Waffenmodifikationen liegt. Die Genauigkeit beim Ausnutzen der Akimbo Technik leidet jedoch erheblich, weshalb man seine Gefechte meist auf eine Waffe reduziert. Dazu kommt, dass das Waffenrad sehr schwierig zu bedienen ist, wenn man gerade in actionreichen Kämpfen feststeckt.
Butterweiche Shoot’ Outs!
Wolfenstein’s größte Stärke ist einfach seine nahezu perfekte Spielbarkeit. Die Waffengefechte fühlen sich stets wuchtig, spaßig und – trotz hoher Schwierigkeit – jederzeit machbar an. Dank leicht zugänglicher Steuerung, ist man auch schon mittendrin, sobald der Kampf beginnt. Anzumerken sei aber hier, dass der Titel nicht mit seinem Gewaltgrad geizt.
Das Geschehen ist harter Tobak und nichts für zart besaitete. Soweit sollte es jedem Interessanten klar sein. Die heftige Gewalt wird aber meist durch einen ziemlich derben Humor unterlegt, der dem Ganzen die Ernsthaftigkeit auflockert. Hierzulande scheint auch alles weitgehend ungeschnitten zu sein. Einzig Rechtswidrige Symbole und Namen wurden abgeändert. Das kratzt etwas an der Atmosphäre und Authentizität, doch ändert nichts an der hohen Qualität des Spiels. Wirkliche Innovationen sollte ihr allerdings nicht erwarten. Der Titel ist vielmehr ein weiterer Ego-Shooter mit netten Ideen und guter Spielbarkeit, was ja auch schon viel Wert ist.
Viel weltbewegend neues werden Shooter Veteranen dabei jedoch nicht entdecken. Ein neuer Meilenstein im Genre ist Wolfenstein also bei weitem nicht. Trotzdem hält das Spiel seine Entertainment Fahne durchweg hoch und motiviert mit der atmosphärischen Darstellung dieser Alternativen Welt. Ein Makel, der vielleicht auch etwas subjektiv von mir aufgefasst wird, ist die Map. Ich hatte oftmals das Gefühl auf Grund schlechter Questanzeige vor Orientierungsprobleme gestellt zu werden, da die Karte nicht unbedingt so ideal ist, um den Überblick zu wahren. Auch das kurze Tippen auf den Hilfebutton, der euch den Weg vorzeigt, ist mir zu meist zu ungenau.
Was die Technik angeht, so hat MachineGames doch einiges aus der Id-Tech herausgeholt. Zumindest in grafischer Sicht. Mit wuchtigen Effekten, einer wundervollen Beleuchtung und den atmosphärischen Levels, baut Wolfenstein nämlich eine immens gute Stimmung auf.
Die Umgebungen strotzen dabei auch vor kleinen Details und sind durch die Designer sehr ansprechend ausgearbeitet. Interessant sind auch die Kameraperspektiven in den Zwischensequenzen, wodurch Wolfenstein einen netten B-Movie Flair erhält. Die aufwendig inszenierten Cutscenes bieten dabei auch vor allem durch die großartige deutsche Synchronisation einen Mehrwert. Dank der Vertonung schafft es das Spiel so in der Deutschen Fassung den ungewöhnlichen Mix aus Humor und Ernsthaftigkeit klangvoll unter einem Hut zu bringen.
Leider gibt es aber auch Grund zur Kritik. Öfters mal setzten innerhalb der Kampagne Tonaussetzer ein und unsere Wolfenstein Helden verstummten unnatürlich. Auch vom Kantenflimmern und teils niedrig aufgelösten Texturen kann sich der Titel nicht immer befreien. Die Engine hat also noch kleine Problemzonen. Im gesamten betrachtet erscheint dies aber als sehr geringer Makel. Dank hoher FPS Rate bleibt die Schießbude nämlich sehr flüssig und hält so einen angenehmen Flow parat.
Vielen herzliche Dank an Bethesda und dessen PR-Agentur für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares von Wolfenstein II für die Xbox One:)
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