We Happy Few ist ein kleines Indie Werk, das schon durch den damaligen Debüt Trailer Interesse bei mir wecken konnte. Wirkte es optisch und geschichtlich doch wie eine indirekte Weiterführung von Bioshock. Der markante Look dieser Video Game Reihe und seine unverkennbare satirische Ader locken in die Welt von We Happy Few und so habe ich mich mal in die Preview Fassung geworfen.

Eine Schein- Gesellschaft

Das Intro entführt uns in die Geschichte des Spiels, die sich in einer alternativen britischen Welt des Jahres 1964 abspielt und dem des Bishock Universums nicht unähnlich ist. Hier leben die Menschen in Mitten des Weltkrieges mit einem Lächeln auf dem Gesicht und sind überglücklich Teil dieser Gesellschaft zu sein. Miesmacher sind hier nicht Zugegen und schlechte Laune untersagt. Dieser positive Grundton der Welt, wird aber erkauft durch Drogen, die sich Joy nennen und die Wahrnehmung verändern.

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Jeder Bürger ist verpflichtet seine tägliche Dosis zu nehmen und so über etliche negative Dinge hinwegzusehen. Negative Emotionen sind somit strikt untersagt. Ein wenig erinnert die Idee an den Film Equilibrium mit Sean Bean und Christian Bale, wobei hier natürlich jegliche Emotionen unterdrückt wurden. Unser Hauptcharakter, der Büroangestellter Arthur ist bestrebt seinem Job perfekt nachzugehen, doch so langsam bröckelt bei ihm die glückliche Fassade. Es kommen Zweifel auf, ob diese frohe Welt wirklich der Wahrheit entspricht und so lässt er seine Pillen links liegen. Zum Unmut seiner Mitmenschen, die ihn sofort auf Liste der Leute setzt, die vertrieben werden müssen. So beginnt ein abenteuerlicher Wettlauf aus dem Untergrund.

We Happy Sammler

Nach einer waghalsigen Flucht vor den Wachleuten und einer Überwältigung durch dieser, erwacht unser Protagonist in einer Art Bunker, aus der es zuerst einen Ausweg zu finden gilt.

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Klar, dass hier das Untersuchen des Raumes von Bedeutung ist und so der Weg nach Draußen frei wird. An der Oberfläche angekommen, schleudert uns We Happy Few förmlich in seine Welt und ruft “Nun mach mal”. Soll heißen – Spielerisch wird uns sehr viel Freiheiten geboten. Unsere Main- Quest legt den breitgefächerten Weg vor. Wie wir dorthin gelangen, was wir unterwegs aufsammeln und welche Nebenaufgaben wir annehmen, bleibt uns überlassen. Als erfahrener Videospieler wandert der Blick dabei natürlich erst einmal auf die Bildschirmanzeigen am oberen Rand, die euch nicht nur Lebensbalken, sondern auch Müdigkeit, Durst und Verlangen nach Nahrungsaufnahme anzeigen. Der Survival Aspekt wird in We Happy Few also groß geschrieben, weshalb ihr stets auf den Gemütszustand eures Charakters achten solltet. Regelmäßiges Trinken, Essen und Schlafen ist von hoher Wichtigkeit, um nicht den Gefahren der Umgebung ausgeliefert zu sein. Und seid gewiss, das wollt ihr nicht.

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Mitmenschen, denen ihr auf eurem Abenteuer begegnet, sind nicht unbedingt freundlich gesinnt, sondern betrachten euch argwöhnisch. Erfahrenen Survival- Spieler sollte bewusst sein, dass der Weg das Ziel ist und We Happy Few auch auf das Erschaffen von Items und der Stärkung eures Protagonisten viel Wert legt. Neben dem Crafting von Waffen, Medizin und Verbänden, gehört somit auch die Charakterentwicklung zum guten Ton des Videospiels. Elemente, die den meisten schon aus etlichen Konkurrenten bekannt sein sollte.

Ein Problem birgt ein anderes

Mit fortlaufendem Abenteuer erzeugt ihr Materialen zum Stärken und Verteidigen, die euch zum Quest- Ziel führen. Um diese allerdings erschaffen zu können, benötigt ihr Rohstoffe zum Verarbeiten, die es Zuhauf in näherer Umgebung gibt.

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Ihr müsst sie nur ausfindig machen. Solltet ihr dabei auf die Idee kommen einen Einbruch zu begehen, um dort nach etwaigen Verarbeitungsgütern zu suchen, könnte dies eure Mitbürger alarmieren, die sich sofort wie ein Mob auf euch stürzen. Als Lösungsweg steht euch nun der offene Konflikt oder die Flucht frei. Letzteres ist oftmals die bessere Methode, um nicht Schadeneffekte wie Bluten davon zu tragen. Diese sind nur durch Verbände wieder zu stoppen, was im Gegenfall auch nicht unbedingt praktisch ist. Denn solltet ihr nur verschmutzte Verbände im Gepäck haben, sorgt dies wiederum für Vergiftung. Ein Effekt, der selbst nur durch Einsatz von Pillen bereinigt werden kann. Ihr seht also – Mit dem Indie Games aus dem Hause …erwartet euch genretypisches Gameplay. Das Interagieren mit den Bürgern Wellingtons ist dabei bisher eher unsinniger Natur. Entweder führt ihr nichtaussagende Gespräche, schenkt ihnen Items oder prügelt euch mit ihnen.

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Eure Hauptaufgabe besteht vielmehr darin aus dem Gebiet zu entkommen und dabei möglichst viel Erkundungsarbeit zu leisten. Dumm nur, dass ab und an zum Fortschreiten, bestimmte Gegenstände nötig sind, die nur zufällig im Inventar landen. Zumindest entstand bei mir dieser Eindruck. Wenn ich stundenlang durch die Stadt wandere, Mitbürger überfalle und Häuser durchsuche, mir aber dennoch das nötige Material zum Herstellen eines Imkeranzugs fehlt, um die Bienen vom Honig abzulenken, der zwangsweise zum Betreten der Brücke von Nöten ist, wirkt das schon recht nervig.

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Ehrlicherweise sei auch angemerkt, dass ich vom Spiel wesentlich mehr Alleinstellungsmerkmale und den Fokus auf Story erwartet habe. Ein Ego- Abenteuer mit Survival Aspekten, das nicht nur optisch an Bioshock erinnert, sondern auch geschichtlich in seine Welt entführt, wäre fantastisch gewesen. Leider haben die Entwickler ihr Spiel, wie so oft bei etlichen Konkurrenten, die Spielmechanik in den Vordergrund gerückt.

Trinken, Essen, Schlafen – Repeat

We Happy Few wurde geschichtlich in den Hintergrund verlagert und auf die Überlebens- Elemente reduziert. Diese Elemente sind dabei auch derart aufdringlich, dass eine Erkundung selten länger als wenige Minuten gelingt.

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Habe ich gerade etwas getrunken, bin ich wieder müde. Also eine Runde hingehauen und schon bin ich wieder putzmunter. Leider habe ich nun Hunger. Wird also wieder Zeit den Hunger zu stillen. Ach, verdammt nun habe ich wieder Durst. Und Müde bin ich nach dem Essen auch wieder. Mein einzige, übrige Nahrung ist ein Apfel. Also runter damit und schon bin ich vergiftet. Jetzt brauche ich auf die schnelle neue Materialien, die mich heilen. Gut, das sich gerade ein unachtsamer Bürger in der Stadt rumtreibt. Kurz mal überwältigen und das benötigte Material klauen. Zu allem Überfluss hat dies ein wachsamer Freund mit angesehen und schlägt nun auf mich ein. Schon blute ich wieder und brauche Verbände.

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In der Form läuft We Happy Few vor sich hin. Der Blick auf die Aufgaben, fällt somit meist weg, weil stetig hiervon abgelenkt wird.

Interessantes Design, passable Technik

We Happy Few lebt von seiner atmosphärischen Welt, die mit einem einzigartigen Look versehen wurde. Das Design der Umgebung erinnert dabei an das frühere England, gepaart mit einem etwas moderneren Anstrich. Vergangenheit und Gegenwart treffen somit aufeinander.

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Etwa so, wie es auch Bioshock integrierte. Technisch gibt es für ein Early Access Game auch wenig Grund zur Kritik. Das Game läuft weitgehend flüssig und hatte, zumindest bei meinem Test, keine Aussetzer. Auch die gespielten Quests, konnte ich problemlos erfüllen. Natürlich ist das Game grafisch kein AAA- Titel, der mit Uncharted konkurrieren kann, aber für eine reine Indie- Produktion sieht die Welt schon recht gut aus. Im Direktvergleich zum Early Access Genre Konkurrenten 7 Days to Die, fällt die Optik deutlich positiver aus.

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Die Kulisse von We Happy Few ist dabei allerdings die größte qualitative Stärke. Die surreal erscheinende Welt ist lebendig gestaltet und bietet schöne Umgebungsgestaltung. Kein Technikwunderwerk, aber vollkommen in Ordnung und ansehnlich genug, um eine Zeit im Universum zu verweilen.

Fazit:

Es ist schade, dass We Happy Few letztendlich doch so wenig Bioshock- ähnliche Gefühle vermittelt. Der erste Eindruck ließ mit seiner dystopischen Welt darauf schließen. Letztendlich ist die mystisch, bunte Welt aber mehr Beiwerk, um ein klassisches Survival Game zu schaffen.

We Happy Few Fazit

Anmerken sollte man allerdings, dass es sich hierbei immer noch um ein Preview Programm handelt und der Entwickler wohl bewusst auf zu viele Story- Elemente verzichtet. Dies kann sich also zum Release noch ändern, wodurch vielleicht auch geschichtlich noch ein Bioshock Feeling vermittelt werden kann. Die Welt selber schafft dies schon ausgezeichnet. Bisher ist das Game in der gegenwärtigen Preview- Version jedoch nicht mehr als ein gutes Survival Game.