Der Publisher Universum Anime ist zur Zeit wieder gut am Markt aufgestellt und lizenziert weiterhin gepflegt neue Serien-Highlights aus Fernost. Über den Sommer hinaus fanden sich somit auch zahlreiche Neuheiten im Portfolio des Herausgebers ein, die wohlmöglich in der Hitze des Gefechts – Kleines Wortspiel zum Sommer – an einigen Fans vorbeigegangen sind. Bevor diese Titel aber gänzlich im Nirvana abtauchen, wird es Zeit noch mal einen Blick drauf zu werfen.

Grimoire of Zero

Den Anfang des Release- Gewitters machte im Juli die Animationsserie Grimoire of Zero. Ein fantasievolles Abenteuer basierend auf der erfolgreichen Light Novel des Autoren Kakeru Kobashiri, der hier einen sehr vielversprechenden Roman aufs Papier gebracht hat. Geschichtlich findet ihr euch hier in einer Welt wieder, die von kriegerischen Streitereien zwischen verschiedenen Völkern handelt. Neben den obligatorischen Menschen und Hexen, mischt hier noch eine weitere Spezies mit.

Die sogenannten Biestseelen, halb menschlich und halb Tier, sind bei beiden Rassen auf der Abschussliste. Auf ihnen lastet angeblich ein Fluch, weshalb sowohl Menschen, als auch Hexen hinter den armen Wesen her sind. Trotz der Feindschaft, die zwischen den Hexen und Biestseelen herrscht, geht die junge Hexe Zero einen Pakt mit einem solchen Wesen ein, um mit ihm gemeinsam ein altertümliches Buch zu finden. Das Hexenbuch oder auch umgangssprachlich Grimoire, das in den falschen Händen den Untergang der Welt verursachen könnte, muss unbedingt gefunden werden.

Obwohl Hexen gerne mal Jagd auf die Tierwesen machen ist der Biestseelen- Söldner einverstanden der Hexe als Bodyguard zur Seite zu stehen und das magische Buch zu finden. Schließlich verspricht er sich hiervon die Rückverwandlung in einen normalen Menschen. Grimoire Zero dürfte wohl das Ergebnis sein, das entsteht, wenn ein Autor die Geschichte von “Der Junge und das Biest” mit “Izetta, die letzte Hexe” und einer wahllosen Fantasy-Story vermischt. Schon die erste Episode des Anime gibt hierbei einen guten Ausblick auf die Stärke des Anime, nämlich das kongeniale Duo, das uns durch dieses Abenteuer führt.

Die Charakterisierung der Helden gelingt dabei auf Anhieb so gut, dass man gerne mehr über das ungleiche Paar erfahren möchte. Zumal beide auch relativ engstirnige Persönlichkeiten sind und ihren Kopf durchsetzen. Die Serie zeichnet sich also vorrangig durch eine ziemlich gute Charakter-Dynamik aus. Dankenswerterweise wird man hier also nicht mit den typischen eindimensionalen Charakteren genervt, sondern bekommt ein spannendes Heldengespann. Die Serie selbst zeigt sich als klassisches Fantasy- Abenteuer mit einem sympathischen Duo, das einem schnell ans Herz wächst.

Die Animationen innerhalb der Serie sind zudem gehobenes Niveau und werden von schicken Charakter-Designs untermauert. Das Team bei White Fox Studios sind keine Unbekannten im Fantasy Segment, waren sie doch schon an Re:Zero – Starting Life in Another World beteiligt. Die Gestaltung der Fantasy-Welt kann sich somit auch sehen lassen und ist sauber animiert.

Universum Anime bringt das spaßige Duo natürlich wieder mit einer sehr geglückten Synchronfassung auf dem Markt die, sich Mithilfe von EuroSync GmbH, nicht hinter den anderen Releases des Publishers verstecken muss. In dieser Hinsicht fand ich übrigens Luisa Wietzorek als Zero eine lustige Wahl. Schließlich ist sie auch Stammsprecherin von Taissa Farmiga, die in American Horror Story: Coven ebenfalls eine Hexe verkörpert hat. Insofern passt die Sprecherwahl ja schon fast wie die Faust aufs Auge. Zumal sie auch hier wieder eine unvergleichlich gute Performance als Hexe an den Tag legt.

Made in Abyss

Im August folgte dann schon direkt der nächste Fantasy-Hit. Dieses Mal vom Studio Kinema Citrus, die mit Made in Abyss den erfolgreichsten Serien-Neustart des Sommers 2017 in Japan hinlegen konnten. Der namengebende Abyss ist hierbei ein Höhlensystem, das sich unterirdisch über die Welt erstreckt. Diese Höhlenabgründe sind noch weitgehend unerforscht, weshalb neue Höhlentaucher ausgebildet werden, die nach den Relikten der Vergangenheit suchen.

Da niemand weiß wie tief der gigantische Abgrund reicht, sind wohl noch unzählbare Schätze dort verborgen. Die Geschichte schickt uns dabei ins Leben der jungen Riko, die in der Stadt Ôzu Zuhause ist und in die Fußstapfen ihrer Mutter treten möchte, die einst als Höhlentaucherin den Geheimnissen auf den Grund ging. Als das kleine Mädchen eines Tages auf ihrem Ausflug einen Jungen mit mechanischen Armen findet, nimmt sie ihn bei sich auf, um anschließend gemeinsam mit ihm die beschwerliche Reise anzutreten.

Zusammen begeben sich die beiden Abenteurer also auf eine Reise durch das mysteriöse Höhlensystem. Die Autoren des Anime vermögen es schon recht früh eine aufregende Prämisse zu bilden, die zeitgleich mit einem perfekten World-Buildung glänzt. Ohne große Umschweife werden Welt und Regeln plausibel aufgeklärt. Die Geschichte um den mechanischen Jungen, der sich selbst nicht für einen Roboter hält und die vielen verborgenen Schätze & Wesen des Reiches, dürften schnell das Interesse jedes Zuschauers hervorlocken.

Was den Art-Style betrifft, so zeigt sich der Anime mit einem frischen Zeichenstil, der unweigerlich an frühere Kinderserien aus Japan erinnert. Die simplen Charakter-Illustrationen fallen hierbei leicht aus dem Gesamtbild, da die Umgebungen ziemlich detailreich ausfallen. Mit diesem stilistischen Merkmal kann man dem Anime einen gewissen Disney Vibe nicht absprechen, insbesondere da auch die Melodien mit schönen Kompositionen überzeugen. Trotz des kindlichen Zeichenstils sollte man nicht den Fehler begehen und den Anime als Produkt für Kleinkinder abtun. Ganz im Gegenteil.

Made in Abyss ist eine dieser unscheinbaren Serien, die NICHT in Kinderhände gehören. Der friedliche Disney-Look mag zwar anderes vermitteln, doch ist dies ein ziemlicher Trugschluss. Was euch im Laufe der Episoden erwartet ist teilweise wirklich makaber und zu tiefst erschütternd. Der unbekümmert leichtherzige Ausflug der Kinder wechselt zum Ende hin zu einem fast traumatischen Dark-Fantasy Trip, der grauenhafte Szenen einbindet. Ob euch die Serie letztlich gefällt oder nicht, eines ist gewiss – So schnell werdet ihr Made in Abyss nicht vergessen!

Violet Evergarden

Am 10. August sorgte Universum Anime schlussendlich für ein echtes Serien-Highlight auf dem Deutschen Markt. Mit Violet Evergarden wurde nämlich die Light Novel Adaption von Autorin Kana Akatsuki veröffentlicht, die schon in Japan mit Auszeichnungen versehen wurde. Bei den Kyoto Animation Awards gewann der Roman als erstes Werk den Grand-Prize in den drei wichtigen Kategorien Roman, Szenario und Manga. Das renommierte Animationsstudio aus Kyoto hat hier also ein ganz heißes Eisen im Feuer, das auch ordentlich geschmiedet wurde.

Unter der Leitung von Regisseuer Taichi Ishidate wurde ein Anime geschaffen, der ein exzellentes Nachkriegs-Drama erzählt. Die Geschichte handelt hierbei von der jungen Violet, die einst als unbarmherzige Waffe im Bürgerkrieg eingesetzt wurde. Fern jeglicher Emotionen war sie eine Kampfmaschine, die nur den Befehlen ihrer Offiziere Folge zu leisten hatte. In der entscheidenen Schlacht wird Violet jedoch so schwer verletzt, dass sie nach Kriegsende metallische Arm-Prothesen erhalten muss.

Ihr ehemaliger Vorgesetzter Hodgins nimmt sich der jungen Dame an und vermittelt sie an ein Postunternehmen, in dem sie fortan arbeiten soll, um wieder in die Zivilisation integriert zu werden. Als sogenannten Autonome Korrespondentin verfasst sie Briefe für die Bevölkerung. Noch mit den Folgen des Krieges beschäftigt, hegt Violet den Wunsch zu verstehen, was Liebe bedeutet und welchen Sinn ihre Existenz ohne das Leben als Soldatin hat. Über die Zeit entdeckt sie durch ihre Auftragsarbeiten im Postamt dabei die wahre Bedeutung der Worte, die ihr einst ein besonderer Mensch auf dem Schlachtfeld mitgab. Dies zu verstehen, ist schließlich ihr einziger Herzenswunsch.

Violet Evergarden’s Geschichte nimmt euch mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt, die sehr authentisch und mit viel Gefühl erzählt wird. Es kommt nicht zu häufig vor, dass eine Serie sich bewusst Zeit nimmt, um die Tragweite einer emotionalen Reise zu vermitteln. Das neueste Meisterwerk von Kyoto Animation weiß aber um seine enorme Wichtigkeit und zeigt eine vom Krieg gezeichnete Dame, die zuvor nur ihrem Killer-Instinkt gefolgt ist und nun lernen muss mit den verschiedenen Formen von Gefühlen umzugehen.

Violet Evergarden zeigt sich dabei nicht als ein Anime, der übereilt von einem Plot-Twist zum nächsten drängt, sondern sich Zeit lässt für Charakterentwicklung, World-Buildung und genügend emotionaler Tiefe. Die wundervoll erzählte Geschichte um Violet ist herzzerreißend schön inszeniert und besitzt wohlmöglich einen der komplexesten Charaktere der Anime-Geschichte. Sicherlich mag die Erzählung für Action- liebende Anime-Fans durchaus kitschig klingen und zu langsam aufgebaut werden, doch schafft es die Serie gerade durch ihr angeschraubtes Tempo ein unfassbar authentisches Werk abzuliefern.

Interessant ist es zudem, wie Violet verschiedenen Menschen begegnet, die ihr durch Erlebnisse Stück für Stück ein wenig mehr das Leben als Mensch näher bringen. Auch wenn die Geschichte wohl das Herzstück des Anime ist, so darf man die atemberaubend schönen Animationen nicht unter den Teppich kehren. Wie kann man als langjähriges Fan des Mediums nicht beeindruckt von der überwältigen Inszenierung sein? Jede Szene ist künstlerisch ein Blickfang und würde als Standbild ein schönes Poster an der Wand abgegeben.

Die Illustrationen sind nicht nur eine Stärke des Anime, sondern Phänomenal gut und im Zusammenspiel mit den feinen Animationen ein Ausnahmeprojekt. Als Zuschauer ist man von Kyoto Animation schon hochwertiges gewohnt, doch was das Studio hier für eine TV-Serie auf den Bildschirm zaubert, lässt so einige Animations- Kinofilme vor Scham in Boden versinken. Kurz gesagt – Violet Evergarden ist wunderschön. Wenn nicht noch ein Animationsstudio mit einem echten Knaller um die Ecke kommt, dürfte Violet Evergarden oben auf dem Thron der besten Anime-Serien des Jahres landen. Zumindest, was das Storytelling und die Zeichnungen angeht.

Fazit

Universum Anime sorgt also für reichlich Nachschub in eurem Anime-Regal. Jede der genannten Fantasy- Serie dürfte sicherlich auf seine Art einen Blick wert sein. Sofern ihr an makaberen Geschichten wie Made in Abyss und locker-leichter Fantasy wie Grimoire of Zero gefallen findet.

Würdet ihr mich allerdings fragen welcher Anime sein Geld am meisten wert ist, so würde ich euch zu Violet Evergarden raten. Das Nachkriegs- Drama ist wohl die größte Überraschung im Angebot von Universum Anime und ein Highlight in diesem Serienjahr. Das clevere Writing und die wunderschönen Illustrationen sorgen dafür, dass ich den Anime bedenkenlos jedem Anime-Fan empfehlen kann. Bei den anderen zwei, handelt es sich dagegen zumeist eher um Special-Interest Titel, die mit Sicherheit nicht für jeden Zuschauer geeignet sind.


  • Grimoire of Zero – Pressebilder:
    © 2016 Kakeru Kobashiri/KADOKAWA CORPORATION AMW/Zero Magician Company
  • Made in Abyss – Pressebilder:
    ©2017 Akihito Tsukushi, TAKE SHOBO/MADE IN ABYSS PARTNERS
  • Violet Evergarden – Pressebilder:
    ©2017 Kana Akatsuki, Kyoto Animation / Violet Evergarden Production Committee

Vielen herzlichen Dank an Universum Anime & THINK Enders & Webler für die freundliche Bereitstellung der Rezensionsexemplare den Artikel:)