Seltsame Mysterien
Stranger Things handelt vom jungen Will, der eines Tages von einem Dungeon & Dragons Spieleabend mit seinen Freunden den Weg nach Hause antritt und spurlos verschwindet. Als Bruder und Mutter am nächsten Tag bemerken, dass der Junge nicht heim gekommen ist, wendet sich seine Mutter Joyce direkt an den örtlichen Polizisten Jim Hopper, der mit ihr gemeinsam die Ermittlungen aufnimmt. Währenddessen unternehmen Will’s Freunde Mike, Lucas und Dustin eine eigene Suchaktion im Wald, um ihren Kumpel wiederzufinden.
Dabei laufen sie dem verängstigten Mädchen Elf über den Weg, die offenbar aus einem Wissenschaftlichen Labor entkommen ist. Als wenig später auch noch die beste Freundin von Mike’s Schwester Nancy verschwindet, landet diese mitten in ihrem eigenen Abenteuer und freundet sich mit Jonathan, dem älteren Bruder von Will an. So entstehen drei Gruppierungen (Hopper & Jocye, Mike’s Freunde & Elfi und Nancy & Jonathan), die sich mit den übernatürlichen Machenschaften im Ort auseinandersetzen und dabei einer Verschwörung auf die Spuren kommen.
Spielberg & J.J. Abrams
Die acht Episoden umfassende Serie entführt euch gefühlsmäßig in die 80s Filme des Supernatural-Mystery Genres. Es ist dabei nicht von der Hand zu weisen, dass die Serie sehr viel Spielberg Film Flair vermittelt und sich wie das uneheliche Kind von E.T. und Fringe anfühlt. Um dem gerecht zu werden, orientieren sich die Produzenten auch ein wenig an J.J. Abrams Super 8 Movie, der natürlich auch als Hommage an die atmosphärischen 80’s Mystery Filme zu verstehen war. Dem aber nicht genug. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass Stranger Things ihr Vorbild Super 8 sogar weit überflügelt.
Dies liegt vor allem auch an der wunderbaren Besetzung und den Charakteren, die diese verkörpern. Neben jüngeren, unbekannten Darstellern wie Natalia Dyer in der Rolle der Nancy und Millie Bobby Brown als kleine Elfi, sowie Hollywood bekannten Größen wie Winona Ryder kann hier auch David Harbour als emotional verlorener Cop überzeugen. Gerade auch seinem Charakter war es zu verdanken, dass ich die Serie sehr gerne verfolgt habe. Insgesamt ein wirklich guter Cast, der perfekt in dieses mysteriöse Supernatural Abenteuer passt.
Die Rückkehr des 80s Kino
Was die Serie auch so ausmacht, ist ihr Verzicht auf übertriebene Splatter, wie es derzeit bei Filmen mit gruseliger Atmosphäre und übernatürlichen Machwerken leider die Norm ist.
Stattdessen wird hier vielmehr eine mysteriöse Geschichte erzählt, die sich an früheren Gruselfilmen orientiert. Der schaurige Grundton wird somit mehr durch die bedrohliche Geräuschkulisse und dem geringen Einsatz des Monsters aufgebaut. Das Mysterium ist hier der gruselige Faktor. Zwingend wird uns dabei auch eine Art Coming of Age Abenteuer präsentiert, in der die kleineren die Hauptrolle übernehmen. Diese friedlich, lustigen Momente erinnern doch ungemein an E.T. Die Magie, die dieser Film damals in den 80s erzeugen konnte, wird auch beim Abenteuer der Kinder eingefangen.
Dem entgegen kommt erwartungsgemäß der grandiose Score. Nicht nur der eigens kreierte Soundtrack untermauert den Nostalgie Trip. Auch bekannte Songs wie Should I Stay or Should I Go von The Clash gliedern sich perfekt ein. Es gibt somit wenig Kritikwürdige Dinge, die man der Serie ankreiden könnte. Vielleicht mag das Grundkonzept ein wenig vertraut vorkommen, aber wie diese Elemente schließlich ineinandergreifen, ist ganz großes Kino. Mich konnte die erste Staffel unglaublich gut unterhalten. Eine uneingeschränkte Empfehlung für alle Mystery Fans, die dem 80s Grusel-Kino etwas abgewinnen können.
Filmische Qualität:
Dem gesamten Werk merkt man seine Inspirationsquellen an, was bildlich auch sehr gelungen eingefangen wurde. Man fühlt sich förmlich in die 80s Mystery Kinofilme zurückversetzt, die mit ihrer Atmosphäre Gänsehaut erschaffen konnten und unerreichte Merkmale besaßen.
Während viele heutige Produktionen zwar versuchen den Nostalgischen Wert zu nutzen, dabei aber komplett mit State of the Art Visuals produzieren und so einen verqueren Blick entwickeln, wirkt Stranger Things wirklich wie aus den 80s gegriffen. Dies aber ohne schlechte Qualität abzuliefern. Es ist schwer in Worte zu fassen. Das Produktionsteam schafft es einfach modern, aber nicht übermodern zu wirken, sondern vielmehr 80s Feeling und High End Qualität unter einem Hut zu bringen. Der Kontrast fällt nicht so stark aus, wie bei vielen anderen Serien oder Filmen, die vergeblich versuchen den 80s Kino-Look einzufangen.
Einzig J.J. Abrams hat dies mit Super 8 auch fertiggebracht. Wie zuvor erwähnt profitiert Stranger Things dabei auch von seinem tollen musikalischen Untermalung, die mit seinen Synthesizer Klängen exakt den Zeitgeist einfängt. Synth-based Soundtracks sind eine wohltuende Abwechslung zur aktuellen Orchestralen Überproduktion in so manchen Filmen und TV Serien. Audiovisuell ein echter Genuss. Zumindest rein subjektiv, empfinde ich dies so.
Deutsche Bearbeitung:
Netflix hat sich hier ein Studio gesucht, das den Schauspielern die nötige Stimmvielfalt verliehen hat. So auf den ersten Blick fällt kein Charakter deutlich aus dem Rahmen und wirkt Fehlbesetzt. Auch nach längeren Hören ist die Deutsche Synchro in sich stimmig und auch von den Dialogen gut geschrieben. Wenn Netflix dieses Niveau aufrecht erhält, muss man sich eigentlich keine Sorgen machen, wenn sich der Streaming Sender TV Lizenzen sichert.
Bis dato waren oftmals PayTV Produktionen der Marke The Walking Dead, Blacklist oder Game of Thrones dem VoD Service weit voraus. Ein kleiner qualitativer Unterschied ist immer noch. Dieser ist aber nicht so gravierend, wie noch bei Scream: TV Series 01, die sich Netflix im vergangenen Jahr gesichert und vertont hat.
Fazit:
Stranger Things ist ein ungewöhnliches Werk. Ohne viel Erwartungen im Vorfeld, konnten mich die Episoden stark in ihren Bann ziehen. Es ist der gelungene Mix aus Moderne und Nostalgie, der die Serie auszeichnet und vor den TV fesselt. Wer E.T. und Super 8 mochte und wohlmöglich auch gefallen an der Mystery Serie Fringe fand, der wird Stranger Things lieben.
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