Make America Great Again

Unter dem schwierigen Wahl-Motto Make America Great Again stand nicht nur Donald Trumps Präsidentschaftskandidatur, sondern auch die diesjährige Staffel von American Horror Story, die sich den Ereignisse rund um Trump’s Wahlsieg annimmt. Gleichzeitig greifen die Autoren aber auch die Horror-Clowns auf, die zeitweise Amerika in Atem hielten. Die vielen Ängste, Zweifel und Zerwürfnisse innerhalb der Gesellschaft werden deshalb intelligent in eine gruselige Geschichte eingebunden, die mit leichter Sozialkritik versehen ein ziemlich beunruhigendes Bild schafft.

In einer Kleinstadt innerhalb Michigan stehen hier in AHS:Cult nämlich die Bürgerwahlen für die Präsidentschaft an. Der Staat ist durch sozialen Missstände und gewaltbereite Menschen geteilt und viele wünschen sich einen politischen Umschwung. In Mitten dieser zerrissenen Gesellschaft findet sich auch das lesbische Paar Ally und Ivy Mayfair-Richards ein, die gemeinsam mit ihrem Sohn Oz in einer ruhigen Nachbarschaft wohnen. Für die beiden Frauen ist klar, es darf nur einen Nachfolger für Obama geben und diese Person hört auf den Namen Hillary Clinton. Doch die beiden haben die Rechnung ohne den lautstarken Willen des restlichen Volkes gemacht.

Über Nacht wird Donald Trump zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika ernannt. Der stark neurotische Frau Ally wird durch den Wahlsieg’s Trumps der Boden unter den Füßen weggerissen. Zu viele Ängste und unbeantwortete Frage bringt der unerwartete Wahltag mit sich. Sie verfällt ihrer alten Psychose und entwickelt eine regelrecht Paranoia. Überall sieht sie gruselige Horror-Clowns, die sich in der Wohngegend ausbreiten. Zeitgleich ereignen sich unerklärliche Morde und ein junger Mann Namens Kai zieht die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf sich. Nachdem er von einer Gruppe Mexikaner verprügelt wurde, möchte er sich für ein besseres Amerika einsetzen, ganz im Sinne von Donald Trump. Seine Mittel hierbei sind aber beängstigend.

American Polit-Story

In AHS:Cult stehen nicht mehr übersinnliche Naturgewalten im Vordergrund, sondern ein authentisches Abbild der Gesellschaft soll geschaffen werden. Die Autoren servieren den Zuschauern eine politische Gruselgeschichte, die mich gerade auch wegen ihrer Authentizität mehr reizen konnte, als die vorherigen Staffel. Ich muss auch eingestehen, dass ich nie ein sonderlich großer Fan der Anthology Serie war und mir der Ekel, Gore und Gewaltgrad immer zu sehr im geschichtlichen Fokus stand. Mit AHS:Roanoke hatte ich die Serie für mich persönlich auch gänzlich abgeschlossen.

Doch dann kamen die ersten Teaser und Meldungen über die Fortsetzung Cult, die sich dem Trauma einiger Leuten innerhalb der Wahlperiode annehmen wollte. Mein Interesse war sofort geweckt, denn eine geschichtlich glaubhafte Horror-Story hatte ich bisher nicht von AHS erwarten können. Doch genau das hat Cult die meiste Zeit über geschafft. Die Serie ist mit dieser Staffel zu einem ernsthaften Psycho-Thriller herangewachsen, der zwar trotzdem nicht mit Gore geizt und auch so manches Mal ins unglaubwürdige driftet, doch stets bemüht ist ein authentische Gesellschaft abzulichten. Paranoia, Hass, Sexismus und die Naivität der Menschheit werden hier teilweise wirklich zynisch aufgezogen.

Im Fokus dabei stets der blauhaarige Kai, dessen Ziel die Weltherrschaft und Bildung einer neuen, besseren Zivilisation ist. Warum sich dem verrückten Kerl hierbei tatsächlich einige Mitstreiter anschließen, wird durchaus interessant und glaubhaft weitergesponnen. Es entsteht ein regelrechter Personenkult, wodurch sich letztlich auch der Untertitel der aktuellen Staffel erschließt. Geschichtlich enttäuschen die Autoren dabei keinesfalls, denn sie schaffen es auf bemerkenswerte Weise Ereignisse durch Zeitsprünge zu verbinden und erst im Laufe der Episoden den Zusammenhang zwischen Personen, Ängsten und Konflikten zu klären. Mit unerwarteten Wendungen und einer effektiven Erzählweise will AHS:Cult hier eine Message vermitteln.

Nicht jede Szene entspricht dabei zwar geltender Logik, doch im Großen und Ganzen zeigen die Autoren mit Geschick wie viel geschichtliches Potenzial im politisch zerüttelten Amerika steckt. Über leichte Plot-Holes sieht man daher gerne hinweg, wenn dafür schaurig gute Unterhaltung geboten wird. Sicherlich wird sich nicht jeder Fan mit der Wandlung anfreunden können, doch ich begrüße den Schritt der Produzenten sehr den verbreiteten Horror nun realer zu gestalten. Die Vorstellung, dass ein übergeschnappter Mensch eine ganze Bürgerschaft um sich scharren kann, die seinen Worten glaubt, ist schließlich ziemlich gruselig.

Filmische Qualität

Mit der Fortsetzung Cult gehen die Autoren und Filmemacher einen neuen Weg. Statt auf den übernatürlichen Horror, dem die Figuren in AHS sich sonst ausgesetzt fühlen, baut die Staffel mehr auf aggressives Gewalt auf Grund der gesellschaftlichen Zweispaltung. Keine üblichen Jump-Scares, sondern mehr atmosphärische Psychospielchen. Inszeniert wird dies dementsprechend auch mit weniger krassen Darstellungen, als zuletzt.

Die leicht chaotische Verspieltheit, die AHS seinen Zuschauern sonst mit schrecklichen Bildern und unruhigen Cuts liefert, ist hier einer recht simplen Kameraführung und Inszenierung gewichen, wie man sie aus gewöhnlichen Drama- Serien und Polit-Thrillern kennt. Mit den Horror-Clowns werden zwar teilweise immer noch erschreckende Bilder geliefert, aber sie sind nicht so verstörend inszeniert, wie man es zuvor als Zuschauer erwarten durfte.

Schauspielerisch war ich auch geteilter Meinung. Manche Szenen fühlten sich an, als würde hier leichtes Overacting betrieben werden. Allgemein war es jetzt keine Meisterleistung, die hier vom Cast abgeliefert wurde. Es war normales Niveau der Mittelklasse. Kein Schauspieler ist wirklich positiv hervorgetreten, aber auch keiner negativ zurückgefallen. Die verrückten Charaktere sind sicherlich nicht jedermanns Sache und teilweise sehr überspitzt, sind aber für die Geschichte interessant.

Deutsche Bearbeitung

American Horror Story: Cult entstand unter der Aufsicht des Tonstudios Arena Synchron GmbH, die unter der Dialogregie von Karlo Hackenberger einen gute Arbeit abgeliefert haben. Das Berliner Synchronstudio hat sich ein paar gute Sprecher herausgepickt, die auch für emotionale Lage der Charaktere sehr gut funktionieren.

Zwar hatte ich so manches Mal das Gefühl Bild & Ton würde nicht immer sehr synchron ablaufen, doch im Großen und Ganzen zeigt sich ein gutes Niveau. Ist bei einer so erfolgreichen Serie aber auch nicht anders zu erwarten. In Deutschland läuft die synchronisierte Fassung seit dem 09. November auf Fox und kann über Sky Entertain abgerufen werden.

 

Fazit

Es ist schwierig AHS:Cult wirklich objektiv zu bewerten, da der Wandel doch sehr gravierend ausfällt und die Serie mit der aktuellen Staffel sehr viele Änderung vornimmt. Diese dürften daher nicht jeden alteingesessenen Fan der Anthology Serie gefallen. Ich persönlich finde es aber einen mutigen und zu befürwortenden Schritt, dass die Produzenten mit der Thematik mehr Authentizität in eine Gruselgeschichte gebracht haben. Damit hebt sich die Serie nämlich stark vom gewöhnlichen Horror-Bild ab und schafft auf ziemlich verstörende Weise ein Abbild der aktuellen gesellschaftlichen Lage.