Das Erstellen eines Anime- Openings ist eine Kunst für sich. Es reicht nicht einfach nur Szenen aus der Serie zusammenzuschneiden und mit Musik zu unterlegen. Denn schon das Intro soll den Zuschauer auf die folgenden Episoden einstimmen. Nicht jedem Studio gelingt es dabei gleichermaßen visuell zu überzeugen. In diesem Blog-Post möchte ich euch darum mal verschiedene Openings vorführen, die mir besonders gut gefallen haben. Da ich als Grafik- Designer und Animator selbst gerne die künstlerische und technische Seite betrachte, will ich euch mal genauestens erklären wieso mich jedes dieser Openings im Ranking überzeugt oder emotional berührt hat. Da Kunst, Musik und allgemein Anime aber ein sehr subjektives Thema sind, seht es mir doch bitte nach, wenn hier so manches “coole” Opening gar nicht in der Liste auftaucht. Hier also mal meine persönlichen Lieblings- Themes.
Steins;Gate | Opening 01
Der Anime »Steins;Gate« wusste schon damals durch seine visuellen Qualitäten zu überzeugen, was sich auch in künstlerischer Hinsicht beim Opening zeigt. Schon anfangs wird der Eindruck von Tiefe über verschiedene visuelle Elemente vermittelt, wodurch ein unangenehmes Gefühl des Unbekannten entsteht. Der grieselige Film-Look, die teilweise scharfen Überblendungen der Ebenen und die Schwarz-Weiß Bildübersetzung sorgen so im Zusammenspiel für ein durchaus mulmiges Gefühl. Dazu kommt noch die visuelle Symbolik, die zur Tragik beiträgt.
Durrara | Opening 2
Zumeist lassen uns Openings einen flüchtigen Blick auf den Main Cast und Teile der Handlung werfen. Selten schafft es ein Studio dies aber auch in schicken Bildern zu transportieren. Im Anime Opening von »Durrara« sind mir darum besonders die einmaligen Übergänge in Erinnerung geblieben, die nahtlos ineinander übergehen. Fast schon auf den Takt genau lösen sich die Szenen in den Tönen auf und werden mit schnittigen Kamerafahrten und Verwischeffekten begleitet. Mitsamt der Punkigen Musik schafft man eine wirklich gute Dynamik der Bilder.
Evangelion | Opening 01
Der Klassiker »Neon Genesis Evangelion« weiß durch seine besondere Ästhetik zu glänzen, die auch im Opening zum Tragen kommt. Der aufdringliche Text- Font, die wabbernden Farbmotive und die allgemeine visuelle Gestaltung sind wirklich ikonisch. Und ja, auch die Titelmelodie selbst überzeugt auch Heute noch.
Bleach | Opening 02
Die Serie »Bleach« von Tite Kubo war früher lange meine Lieblingsserie und hat mich auch bei den jeweiligen Openings vollends von sich überzeugt. Besonders galt das für D-tecnoLife der Band Uverworld, die ihren Song für das zweite Opening beisteuerten. Die langsame Kamerafahrt von Ichigo über’s Areal, ließ die Szenerie um ihn herum so trist und einsam erscheinen. Durch die plötzliche Überblendung auf Rukia wird aber genau dieses Gefühl wieder aufgebrochen, was wirklich interessant inszeniert ist. Anschließend wird mit Fern-, und Nahaufnahmen genauso gekonnt ein Perspektivenwechsel vorgenommen. Sicherlich wirken die Bildübergänge und Animationen Heutzutage nicht mehr so tauffrisch, aber diese Dynamik aus Rock Songs und Bildern gefällt mir Heute noch.
Sword Art Online | Opening 02
Das Opening des beliebten »SAO« lebt vorrangig durch seine Musik. Der Pop-Rock Titel von LiSA besticht durch seine Eingängigkeit und schafft es die vielen Gefühlswechsel der visuellen Seite auch akustisch einzufangen. Der Song schwingt von ruhigen Klängen hin zu treibenden Sounds, was auch bildlich genau dazu passt. Besonders Kirito’s Schwertangriff zeigt wie gut Musik und Bildaufbau harmonieren können.
Sailor Moon (Ger Dub) | Opening 01
Im Aufgebot wohl das Opening, bei dem sich die Geister scheiden werden. Denn vielen missfällt das Deutsche Intro, während andere es als nostalgisches Werk feiern. Mich hat aber immer besonders die Idee und das Konzept dahinter überrascht. Denn sowohl Original, als auch Dub-Version teilen sich dieselben Animationsszenen, werden aber durch die unterschiedliche Musik gänzlich anders interpretiert. Das japanische Original hat so eine Trägheit im Klang und wird mit den ruhigen, traurigen Tönen auch langsamer inszeniert. Dagegen wirkt der Dub total aufgeregt und hat ständig Beat- und Soundwechsel. Diese aufdringliche Hektik sorgt für eine komplett andere Bildwirkung, als im Original, wodurch man zwei komplett verschiedene Openings erhält, die je eine ganz andere Stimmung und Emotion vermitteln. Die japanische Fassung ist traurig und emotional. Die deutsche Umsetzung wirkt dagegen mysteriös und verspielt. Ich persönlich bevorzuge deshalb die 90s Dance- Dub Version, weil der treibende Techno/Elektro Beat diese abstrakten Bilder mit einer ganz eigenen Dynamik überspielt.
Perfect Insider | Opening & Ending 01
Die visuelle Umsetzung des »Perfect Insider« Openings zum Song Talking hat mich tatsächlich sehr überrascht. Denn die größte Stärke des Openings liegt nicht in den Animationsqualitäten, sondern in seiner künstlerischen Umsetzung und dem Kontrast der Farbspielereien. Die ersten Szenen werden hier fast ausschließlich mit Skizzen- Zeichnungen inszeniert, die in Schwarz-Weiß / Grau gehalten sind, aber deren Umrisse stets mit Farb- “Explosionen” erweitert werden. Das erzeugt eine ganz eigene Spannung. In diesem Zusammenhang muss ich auch einmal das Ending erwähnen, bei dem ebenso schick mit Farbverläufen und Bildspannungen gearbeitet wurde. Besonders in Erinnerung ist mir dort auch der überaus stylische Song geblieben. Opening (Links) & Ending (Rechts) gehen visuell wirklich Hand in Hand. Einfach stilvoll und elegant.
Attack on Titan | Opening 01
Schon das epochale Opening von »Shingeki no Kyojin« zeigt welche emotionale Reise der Anime gehen will. Die grausamen, brutalen Bilder werden geschickt in Szene gesetzt und vom orchestralen Soundtrack getragen. Das ergibt eine ganz besondere Bildwirkung, die auch wegen der wackligen Kameraführung einen sehr unangenehmen, aber individuellen Eindruck hinterlässt. Ganz großes Anime-Kino!
Demension W | Opening 01
Die Studio 3Hz’ Produktion »Dimension W« gehört sicherlich nicht zu meinen Lieblingsserien. Trotzdem blieb mir das Opening ziemlich deutlich in Erinnerung, was an den erstklassig animierten Szenen liegt. Die Bewegungen sind nahezu übergangslos und werden wunderbar durch den treibenden Elektro Beat begleitet. Schon allein die wahnsinnig gut animierten Tanzbewegungen sind so fehlerlos fein ausgearbeitet, dass man das Opening gerne mehrmals neu startet. Hier hat sich das Produktionsstudio um Regisseur Kanta Kamei eine Meisterleistung erlaubt.
Naruto Shippuden | Opening 8
Animation, Musik, Inszenierung. Das achte Opening »Diver« der Band NICO Touches The Wall ist ein visuelles Vorzeigebeispiel! Denn bei dieser Bildführung schafft man es durch exaktes Timing eine Symbiose aus Bild & Ton aufzubauen. Es ist eine brillante Harmonie aus Animation und musikalischer Begleitung, die dem Produktionsteam hier gelungen ist. Mit wenigen, aber aussagekräftigen Bildern inszeniert man nicht nur ein markantes Anime Opening, sondern erzählt zugleich auch grundlegende Elemente des Naruto- Handlungsbogens. Mit jeder einzelnen Szene wird die traurige Backstory um Naruto & Sasuke getragen, die von Freundschaft, Rache, aber auch Hoffnungslosigkeit geprägt ist. Während Naruto so langsam in die Untiefen des Wassers abdriftet, verblassen die Farben um ihn herum, ehe seine Freunde ihm wieder den nötigen Halt geben können. Kaum aus dem Wasser gestoßen, kann er seinen Freund Sasuke nicht den düsteren Gefühlen und Gedanken überlassen und springt mutig zurück. Die gesamte Inszenierung ist wirklich einzigartig und lebt von der melancholischen Bildsprache, den gewählten Farbtönen und dem fantastischen Timing von Musik und Bildern. Besonders genial empfand ich immer die Szene, in der Naruto aus dem Wasser befördert wird und der rockige Chorus genau dann einsetzt, als die Kamera die Meeresoberfläche einfängt und er herausgeschleudert wird. DAS ist Timing! Und davon profitiert die gesamte Szene. Nur selten habe ich ein Opening erlebt, bei dem mit so einfachen Stilmitteln die Animation getragen wird. Bis Heute eines der Openings, das ruhig in Dauerschleife laufen könnte.
Ich hoffe euch Lesern hat mein kleiner Ausflug in die Welt der Anime Openings gefallen und ihr habt einen neuen Blick auf das Thema Animation und Opening-Inszenierung gewinnen können.