Tokyo-Mirage-Sessions-CoverDie Nintendo Wii war, zum Ende ihres Konsolen-Zyklus, für einige der besten JRPG’s ihrer Generation bekannt und konnte so noch einmal groß aufspielen, bevor sie abgelöst wurde. Die Nachfolge Konsole Wii U kam über die Jahre nur langsam in die Gänge, scheint dem Pfad aber zu folgen und hält inzwischen auch einige Hochkaräter für Japano Freunde bereit. Nachdem über die vergangenen Monate hinweg bereits Project Zero und Xenoblade Chronicles erschienen sind, wandert nun das heiß erwartete Tokyo Mirage Sessions #FE in die Händlerregale. Wie sich das Game macht, erfahrt ihr im Test.

Nintendo’s Nippon RPG

Für viele Wii U Besitzer kommt der EU Release von Tokyo Mirage Sessions #FE sicherlich sehr unerwartet, war es doch eine Zeit lang recht still um das Mammut- Projekt. Ursprünglich als Crossover zwischen Shin Megami Tensei und Fire Emblem angekündigt, glänzt unter der Oberfläche aber doch deutlich Atlus Fingerabdruck hervor. Wer einmal ein Videospiel der Shin Megami Hauptreihe oder der Persona Spin-off Marke ausprobiert hat, wird sofort Ähnlichkeiten ausmachen können. Anders, als das 2015er Xenoblade Chronicles, das sich mehr westliche Stilmittel angeeignet hat, setzt Tokyo Mirage Sessions #FE vollends auf klassische Japan Kost.

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Somit wandert ein Nippon-Rollenspiel in das Repertoire des Nintendo Systems, auf das wohl jeder Persona Fan gewartet hat. Schlägt das Atlus Rollenspiel doch die perfekte Brücke zwischen der Wartezeit auf P5.

Ab ins Pop- Business

Die Handlung ist selbst für Atlus Verhältnisse sehr ungewöhnlich. Dreht sich hier doch alles um das Musik Business der Pop-Idols. Im modernen Tokio dürft ihr euch hier am beliebten J-Pop Markt erfreuen, sofern ihr denn einen Funken Interesse daran verspürt. Wie von Atlus gewohnt, wird aber auch ein derart reales Setting mit Fantasy Elementen versorgt.

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Eines Tages wird hier Tsubasa, die Freundin des jungen Itsuki Aoi, während eines Pop-Idol Wettbewerbs, von einem bösen Wesen in eine andere Dimension entführt, in die er ihr sofort ohne Nachdenken folgt. Wie sich im Laufe der Rettungsaktion herausstellt, haben er und seine Freundin Tsubasa die Welt der Mirages betreten, die den Leute ihre Performa entziehen. Gemeinsam mit der Firma Fortuna Entertainment, die sich der Bekämpfung dieser Wesen widmet, treten Tsubasa und Itsuki Aoi ihren Weg als Retter der Pop-Idols. Dabei erhalten sie mit ihren Performas ungeahnte Kräfte, die es nun im Kampf zu entfesseln gilt. Die Handlung erfüllt ihr Aufgabe, ist aber nicht wirklich bedeutsam und liegt weiter hinter dem, was Atlus sonst mit Persona abliefert.

 

Story: 3/5

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Performa = Persona

In der fantasievollen Pop-Idol Welt ist es nun an euch mit der neu formierten Helden Gruppe die Parallel- Dimensionen wieder zu säubern und dabei auch direkt eure Performa zu stärken. Die Performa sind hierbei quasi das Äquivalent zu den Persona aus der beliebten Atlus Saga und dürften als innere Energie angesehen werden.

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Als Mirage Master, der ihr einer seid, könnt ihr diese Wesen auf eure Seite holen und mit ihnen eine Verbindung eingehen, was wiederum die Kräfte eurer Performa erhöht. Euer Mirage Partner nimmt dabei die Rolle eurer Waffe ein. Fortan nennen sich diese Carnage und können durch Fusionen ihre Form ändern, was uns auch direkt zum Unity System führt. Im neuen Game der Persona Entwickler gibt es einen ausgefallenen Level-Up Aufbau. Während eure Helden durch gewonnene Kämpfe Erfahrungspunkte und Items sammeln, verändern sich auch die Fähigkeiten eurer Waffen und neue Magie- Fertigkeiten werden erlernt.

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Mit Hilfe der Carange Unity kann eine Art Fusion ausgeführt werden. Bei dieser Formierung werden nicht nur die Werte und das Aussehen der Waffen verändern, sondern auch die Fertigkeiten überarbeitet. Hierbei erlaubt euch das Game bei der Fusion die Fertigkeiten wie Angriffe, Verteidigungs-Kräfte oder Element Magie von der vorherigen Waffe zu übernehmen. Zudem lassen sich Fertigkeiten selber auch noch erhöhen, wenn diese im Kampf eingesetzt werden.

Klassisches J-RPG

Diese Fähigkeiten werden im RPG noch einmal in unterschiedliche Kategorien eingeteilt. So gibt es die aktiven und passiven, aber auch die Session Fertigkeiten, die euch mit Bonus Angriffen der Party Mitglieder versorgen. Um diese Fertigkeiten im Kampf einzusetzen, solltet ihr den Weak Point des Gegners treffen. Hier richtet es sich oft nach Elementvorteilen. Habt ihr also den Weak Point mit einer Fertigkeit erreicht, reihen sich weitere Manöver von Partner aneinander, die in die ähnliche Element Kerbe fallen. Ihr erreicht also vernichtende Kombo- Attacken.

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Auch diese gilt es, wenn möglich, aufzuleveln. Euch brennt bereits das Hirn? Gut möglich. Anfangs wirkt der Grundgedanke vom Game auch recht kompliziert. Vor allem Leute, die nie einen Persona Ableger ausprobiert haben, dürften doch ein wenig Probleme beim Einstieg haben. Nach ein wenig Übung sollte der Dreh aber raus sein. Das Grund Konzept des Persona Gameplays ist also erhalten geblieben, wurde aber noch mal überarbeitet und erweitert. Insgesamt betrachtet greifen die Funktionen dabei sehr gut ineinander über.

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Wie es sich für ein Japano RPG gehört, gibt es neben einer Oberwelt auch die Dungeons, die ihr nacheinander abklappert, um die Bösewichte zu vertreiben. Beim Erkunden dieser Areale dürft ihr euch, neben Rundenbasierten Kämpfen, auch auf ein paar kleine Umgebungsrätsel. Mal solltet ihr einer Figur zur richtigen Pose verhelfen, um hinterher durch ihre Ärmel auf andere Plattformen zu gelangen und ein anderes Mal weicht ihr dem Licht einer wandelnden Laterne aus, um nicht zum Anfang des Levels zurück teleportiert zu werden.

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Derartige kleine Ideen gab es auch bereits in Persona Q: Shadows of the Labyrinth und lockern das Erkunden wunderbar auf. Natürlich ist das Hauptaugenmerk in den Labyrinth artigen Level-Bereichen das Besiegen von Gegnern, die frei in den Arealen herumwandern und als gleichförmige Wesen erkennbar sind. Wollt ihr einen Gegner dabei nicht ohne Verteidigung in die Arme laufen, solltet ihr ihm eines mit eurer Waffen überziehen. Hierdurch torkelt das Wesen benommen zurück und ihr könnt wählen, ob nun ein Fight folgen soll, oder ihr der Auseinandersetzung aus Weg geht.

Dungeon Crawler

Der Kampf selber läuft dann rundenbasiert ab und ermöglich es euch sowohl Fertigkeiten, als auch Defensiv Strategien anzuwenden. Eure Party besteht dabei aus drei Aktiven Helden, die bei Bedarf gewechselt werden können und jeweils mit eigenen Attributen, Fertigkeiten und Elementen aufwarten kann. Hier eine gute Balance zu finden, ist besonders in Endboss Battles von hoher Wichtigkeit, um nicht in eine Endlosschleife von Angriffen zu geraten.

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Hier muss ich übrigens einen Negativ- Punkt anmerken. Viele Gegner besitzen Vergiftungs-Fähigkeiten, was auf die Dauer wirklich auf die Nerven gehen kann. Habt ihr gerade euren Verbündeten geheilt, folgt oftmals direkt der nächste Gift-Angriff, was die Verwendung des Item relativiert und wiederum zur Folge hat, dass ihr eine Runde in den Sand gesetzt habt. Derartige kleine Balancing Fehler sind mir öfters aufgefallen. Vor allem auch deshalb, weil diese Problematik bei Persona eigentlich nie vorkam.

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Wandert ihr mal nicht durch Monster-verseuchte Areale, könnt ihr euch in Tokio umsehen und ein wenig Einkaufen gehen. Gewohntes RPG Gebiet also. Natürlich könnt ihr für die einzelnen Bereiche im Einkaufsviertel Shibuya auch die Reise verwenden, mit der euch der lange Laufweg erspart bleibt. All das läuft problemlos von der Hand und fühlt sich wie in Persona 4 an. Allgemein merkt man deutlich, dass hier quasi ein Persona Ableger für die Wii U ausgebaut wurde, der nur rein vom Plot und seinen Wesen nicht in das Universum gehört. Von Fire Emblem Elementen ist, soweit ich es beurteilen kann, auch nicht viel übrig geblieben. Die Handlung verfolgt ihr dabei entweder in tollen animierten Sequenzen oder per vertonten Text-Boxen mittels InGame Grafik.

 

Gameplay: 5/5

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Kreativität gepaart mit schöner Optik

Die Grafik des Wii U Exklusiven RPG’s kann weites gehend überzeugen und punktet mit knallig bunten Effekten und einer insgesamt ansehnlichen Grund-Optik. Die wundervollen und einfallsreichen Kostüm, sowie die Verwandlungen sehen super aus und sind gekonnt inszeniert. Besonders lobenswert sind aber erneut die grenzgenialen Level Designs.

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Wie auch bei Persona bieten die Designer kreative Ideen, um ihre Level an die jeweiligen Gegebenheiten anzupassen. Die Pop-Idol Kultur mit ihren bunten Klamotten in eine düstere Fantasie Welt zu packen, ist hier außergewöhnlich gut gelungen. Auch das Menü sollte lobend erwähnt werden. Ist es nicht einfach nur eine kahle Aneinanderreihung von Infos, sondern passt von der Optik her sehr gut in das Gesamtbild. Die Anime Sequenzen sind genauso gelungen und immer wieder Höhepunkt nach etlichen Kämpfen.

Poppige Töne, fehlende Lokalisation

Dem Thema angemessen, kommt das Game natürlich auch mit gewohnt poppigen Melodien daher, die teilweise voll vertont, teils aber auch nur instrumental vorliegen.

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Wie zu erwarten, ist die Musik-Untermalung vollkommen Geschmacksache. Wer mit J-Pop etwas anfangen kann, wird sich freuen. Persönlich fand ich den Soundtrack von Persona 4 aber deutlich besser. Wenn wir hier von einem Atlus Game reden, kann man wohl mal Vergleiche anbringen.

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Kritikwürdig ist allerdings die Vermarktung des Games. Leider wurde uns keine Lokalisierte Version geliefert. Wir müssen daher in Deutschland mit Englischen Texten und der Original Vertonung aus Japan zurechtkommen. Hier wurde leider der geringste Aufwand betrieben, was echt traurig ist, denn die Qualität des RPGs ist so hoch, dass jeder Wii U Besitzer es kaufen sollte. Nur leider werden einige Leute durch die mangelnde Lokalisation außen vorgelassen.

 

Audiovisuell: 4/5

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(-1 Punkt Abzug bei Bedarf für fehlende Lokalisation)

 

Fazit:

Das Wii U Exklusive RPG aus dem Hause Atlus hat vollends bei mir punkten können, was aber wieder einmal dem brillantem Kampfsystem und den Level-Up Methoden zu verdanken ist. Bereits bei Persona hatte ich mit den rundenbasierten Gefechten eine Menge Spaß und konnte mich auch gut in die Charakter-Entwicklung einfinden. Genau diese positiven Grund-Mechaniken kann auch das neue Werk von Atlus vorweisen, erweitert das Grundgerüst aber noch einmal deutlich. Zudem sind die kreativen Welten, in denen ihr euch ans Feinde prügeln wagt, vielen Konkurrenten weit voraus und dürften jeden Atlus Fan zufrieden stellen.

Tokyo Mirage Sessions Fazit

Einziger starker Kritikpunk meinerseits, wäre die belanglose Handlung ohne Höhepunkte. Während ich in Persona 4 wirklich jeden Dialog gerne in mich aufgesogen habe und auch Gefallen an den Persönlichkeiten der Charaktere fand, habe ich mich hier öfters mal dabei ertappt, wie ich Textblöcke einfach weitergeklickt habe. Die Dialoge fühlen sich nicht immer an, als wären sie wirklich relevant, was einen erheblichen Spaß am Lesen nimmt. Abgesehen davon ist der Release aber geglückt und wartet mit einer guten Symbiose aus grandiosen Gameplay und wundervollen Art-Design auf. Das neue Game von Atlus mag also wohl lange nicht das Niveau der Persona oder Shin Megami Tensei Reihe erreichen, ist wohl aktuell aber dennoch eines der besten JRPG’s, die ihr auf dem Markt finden könnt. Wer eine Wii U daheim hat, solltet dieses Game kaufen!


Getestet auf – Wii U (EU Version)

Für Test gespielt – ca. 30 Stunden

Sprachen – Englisch

Spieleranzahl – 1 Spieler


Vielen Herzlichen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung des Download- Codes von Tokyo Mirage Sessions #FE:)

© 2016 Nintendo – © Atlus U.S.A., Inc. 2015