Liebhaber von Fantasy Horror haben Grund zum Feiern. Der hochgelobte Anime Tokyo Ghoul aus dem Hause Studio Pierrot findet sich Dank Kaze Anime auch im Deutschen Heimkino Bereich ein. Mit der ersten Volume sollen die Menschenfresser aus Tokyo daher nun versuchen den Hype auch in unserem Land gerecht zu werden. Ob die Vorschusslorbeeren berechtigt waren und ob mit Tokyo Ghoul wirklich ein neuer Mainstream Knaller auf euch wartet, erfahrt ihr im Beitrag.
Immer Ärger mit den Ghoulen
Nach dem letztjährigen Simulcast, der uns über Kaze’s Anime-On-Demand Plattform serviert wurde, erwartet uns Anime Anhänger nun also die lokalisierte Fassung. Basierend auf der Manga Vorlage des Autors Sui Ishida bringt Studio Pierrot, die bereits für einige bekannte Mainstream Serien wie Bleach bekannt sind, die Bewegbild Adaption auf die Bildschirme. Die Geschichte handelt dabei von Wesen, die den Kanibalismus nachgehen und umgangssprachlich als Ghoule bezeichnet werden. Sie sind quasi das Equivalent zu den Zombies. Nur können Ghoule eigenständig denken und handeln. Dennoch sind auch sie Menschenfresser und ernähren sich von Fleisch. In diesem blutsrünstigen Universum lernen wir Ken Kaneki kenne. Ein normaler, zurückhaltener Student, der eines Tages sein favorisiertes Cafe besucht und dort in einen Dialog mit einem Mädel verfällt, auf dass er bereits länger eine Auge geworfen hat.
Da hat seine Angebetete doch tatsächlich dieselben Lesegewohnheiten wie er. Ken kann sein Glück kaum in Worte fassen, dass sein Lieblingsautor ihm ein Date mit diesem wundervollen Mädel einbringt.
Die Freude hält jedoch nicht lange an. Denn wie sich am Ende des Dates herausstellen soll, ist dieses Mädchen leider eines der Ghoule, die in den vergangenen Tagen vermehrt Angriffe auf die Bürger ausgeübt hat. Der ruhige Ken soll ihr neues Opfer werden und natürlich findet er gegen so eine übermächtige Kreatur keine Gegenwehr. Doch genau in dem Moment, als sich der Ghoul über ihn hermacht, kommt es zu einem kleinen Zwischenfall, der den Ghoul direkt erledigt.
Ein Leben als Ghoul
Ken wird vorübergehend in ein Krankenhaus gebracht und erwacht dort nach der rettenden OP. Noch einmal mit Mühe davon gekommen, könnte man angesichts der Umstände meinen. Wie sich aber herausstellt, soll dieser Zwischenfall schwere Konsequenzen mit sich bringen. Sehr bald erfährt Ken, dass ihm die Organe seines Dates eingepflanzt wurden.
Er ist somit unwissentlich zu einem halben Ghoul mutiert. Schwierigkeiten bringt dieser Umstand in Bezug auf seine Essgewohnheiten mit sich. Seine neue Lieblings-Nahrung ist nämlich Menschenfleisch.
Ken jedoch kann und will sich mit dieser neuen Lebensgewohnheit nicht anfreunden und versucht alles, um seine Triebe zu unterdrücken. Der Halb-Ghoul in ihm jedoch pocht auf menschliche Nahrung und so macht er sich auf den Weg ins Innere von Tokio, wo ihm andere Ghoule begegnen. Sein wahnsinniger Heißhunger bringt ihn dabei regelrecht um den Verstand. Diese Verwandlung in einen Ghoul hat natürlich auch negative Auswirkungen auf seine allgemeinen Lebensumstände. Mehr und mehr dringt er in die dunkle und furchtbare Gesellschaft der Ghoule ein.
Persönliche Eindrücke
Tokyo Ghoul schafft es in den drei Episoden eine ungemein fesselnde Atmosphäre zu erzeugen und den Zuschauer in dieses Universum einzusaugen. Die Welt der Ghoule ist grausam, widerwärtig und voller Gefahren. Die Macher schaffen es wirklich gut diesen Eindruck auch passend zu vermitteln. Die Fragen, die diese Episoden der ersten Volume dabei aufwerfen drehen sich dabei vermehrt darum wie Ken unter Druck versucht seine Menschlichkeit zu wahren und dennoch mit dem neuen Alltag zurechtzukommen. Bereits in den ersten Episoden begegnen ihm relativ freundlich gesinnte Ghoule, die eine ähnliche Denkweise wie er an den Tag legen und in ihrer bedrohlichen und schweren Situation eigentlich nur bemitleidenswert sind. Sie sind keine durchgehend bösartigen oder rachsüchtige Wesen, sondern wollen auch nur für ihr Überleben sorgen. Dafür tun sie in ihrem Ermessen das nötigste. Dennoch ist es eben kein leichtes für die Autoren mit einer derartigen Ausgangslage Sympathien zu erwecken. Im Endeffekt sind es eben immer noch Kreaturen, die als Kanibalen umherwandeln. Die Autoren versuchen aber in Szene zu setzen, dass eben nicht jeder Ghoul ein von seinen Trieben geleitetes Monster sein muss. In der Geschichte funktioniert es relativ gut Persönlichkeiten aufzubauen, statt nur kaltblütige Killer zu präsentieren. Ich persönlich bin rein subjektiv gesehen kein großer Freund des Hauptcharakters Ken. Er ist mir zu weich und glattgebügelt für einen Charakter, der in dieser Welt leben soll. Dennoch fand ich es aber interessant zu sehen, wie die Macher von Tokyo Ghoul versuchen die innere Zerrissenheit von Ken zu demonstrieren.
Die Frage zu welcher Gruppe er sich hingezogen fühlt, wird wohl das wichtigste Grundgerüst der Handlung bleiben. Ich empfand auch das Storytelling als sehr gelungen. Es gab keine wirklichen Hänger oder unnötige Momente. Vielmehr wurde hier in einer angenehmen Erzählweise der Plot und seine Hauptcharaktere, sowie Gegner aufgebaut. Der Anime kommt allerdings auch recht brutal daher, was eventuell nicht jeden gefallen dürfte. Tokyo Ghoul legt eine wirklich sehr düstere Art an den Tag, die Fans derartiger Settings besonders ansprechen wird, aber andere Leute auch abschrecken könnte.
Animation & Sound
Diese Grausamkeit wird in Bild und Ton sehr gut vermittelt. Die Welt der Ghoule wirkt teilweise sehr grauenvoll und hat seine farblich düsteren Ecken in Tokio, in denen das Leben der Ghoule abläuft. Die Atmosphäre wirkt sehr greifbar, was vor allem auch der detailreichen Gestaltung zu verdanken ist. Auch die Animationen wirkten insgesamt sehr ansehnlich, was besonders in einem der ersten Mini-Fights zu Beginn ins Auge fällt. Dem zu gute kommt natürlich auch das scharfe 1080p Bild der Bluray, das die wunderschöne Farbwahl kraftvoll verbreitet. Die sehr hochwertige Qualität des Animes spiegelt sich eben auch in der Akustischen – und optischen Darstellung wieder. Die Charaktere und Kulissen kommen sehr detailverliebt daher und bieten durch die düstere Atmosphäre sehr viel fürs Auge. Wichtig für die Atmosphäre ist aber eben nicht nur die Optik einer Serie, sondern vielmehr auch die Tonqualität. Wie gewohnt, bietet Kaze hier wenig Grund zur Kritik. Die von Kaze in Auftrag gegebene Synchro ist wieder einmal sehr gelungen. Ricardo Richter, der für die Hauptrolle besetzt wurde, hat eine sehr angenehme, etwas älter klingende Stimmfarbe, die für meinen Geschmack dem Original klanglich voraus ist. Sicherlich wird hier der ein oder andere der Meinung sein, dass eine jugendlichere Synchronstimme die bessere Wahl gewesen wäre, um mit dem Original gleichzuziehen. Insgesamt wird aber wohl jeder die Synchronfassung als aber überaus gut vertont ansehen. Der Grundstimmung zu Gute kommt auch musikalische Untermalung, die zu keiner Zeit fehlbesetzt klingt.
Content & Verpackung
Die erste Volume von Tokyo Ghoul wird in einer normalen Amaray-Hülle geliefert, sofern ihr nicht eine der limitierten Sammlerboxen ergattern könnt. Auf dessen Cover ist der Hauptcharakter Ken abgebildet. Hier spendiert euch Kaze zusätzlich ein Wendecover mit einer anderen Form von Ken. So ist auf der, mit USK Logo versehenen, Abbildung ein anderer Ken, als auf dem Wendecover zu erkennen. Zu den physischen Extras zählt ein Booklet mit Hintergrund- Infos und Konzeptzeichnungen. Der digitale Content bezieht sich dabei auf eine Ansammlung von Trailern anderer Kaze Animes und dem Bonus Code für die Streaming Plattform Anime-On-Demand. Mit diesem Code könnt ihr euch die drei enthaltenen Episoden der Volume als Stream anschauen. Wer also gerade keinen Bluray Player parat hat, kann sich die Episoden per Notebook oder Tablet über Kaze’s Streaming Dienst anschauen. Sehr nette Zugabe vom Publisher.
Fazit
Soundtrack, Lokalisierung und Bild sorgen im gemeinsamen Wirken mit der Story und den Charakteren für einen wirklich lohnenswerten Anime. Ob ihr aber einen Blick reinwerfen solltet, hängt auch mit eurer eigenen Hemmschwelle gegenüber einem hohen Gewaltgrad und der oftmals etwas widerlichen Darstellung der Ghoule zusammen. Wer aber mit Gore Effekten kein Problem hat und auch keine Übersättigung gegenüber derartiger Kreaturen verspürt, der kann sich mit Tokyo Ghoul auf einen relativ packenden Anime vorbereiten, bei dem das oft angeführte Schwarz-Weiß Bild regelrecht zerrüttet wird.
© Naoshi Komi / Shueisha, Aniplex, Shaft, MBS. © 2014 VIZ Media Switzerland SA
Ein herzlicher Dank für das Rezensionsexemplar und Frohe Weihnachts- Grüße von mir aus gehen an das Kaze-Anime Team.