Handlung

Es ist der große Mythos der Schule. Weit in den abgelegenen Ecken des dritten Stocks soll ein Geist im Mädchenklo herumspuken. Glaubt man dem Gerücht wird dieses Wesen jedem Schüler einen Wunsch erfüllen, der an seine Tür klopft und nach ihm ruft. Auch der kleinen Nene Yashiro ist diese Legende zu Ohren gekommen und so macht sie sich eines Tages auf ins Mädchenklo.

Denn auch sie hegt einen tiefen Wunsch. Die Jugendliche möchte, dass sich ihr Schulschwarm Teru Minamoto in sie verliebt, damit sie auch endlich einmal eine echte Beziehung führen kann. Doch so leicht stellt sich das Unterfangen auch für den Toilettengeist Hanaku-Kun nicht heraus. Als schließlich eine seiner Verkupplungsmethoden schief läuft, landet Nene schnell in ihrem persönlichen Albtraum…

Bild & Animation

Das Produktionsstudio »Lerche« erschafft mit Toilet-Bound einen verhältnismäßig schicken Anime, der sich trotz niedriger Bildabfolge visuell hervortun kann. Denn das originelle Artwork, dass das Team um Director Masaomi Andō hier in Szene setzt ist mit den Farbtönen und Grafikeffekten ein sehr stilvolles Werk geworden.

Die Episoden erinnern in ihrem visuellen Aufbau und der Inszenierung an Comic- oder Manga Panels bzw. deren Stripes und erzeugen so ein eher künstlerisches Erscheinungsbild. Es wirkt auch als würde man bewusst die Bildanzahl in den Animationen drosseln, damit die detaillierten Zeichnungen zur Geltung kommen.

In gewisser Weise ist das natürlich ein zweischneidiges Schwert. Einerseits entwirft man damit ein optisch ansprechendes und originelles Bild, doch andererseits ist eben auch die Animationsqualität selbst etwas schwankend. Die hektischen Bildkompositionen wirken mit den wenigen Bewegungswechseln auch etwas ungelenkt.

Der allgemeinen Bildqualität ist das aber zuträglich und so bleibt es letztlich Geschmacksache ob man mit der stilistischen Umsetzung zufrieden ist. Technisch ist sicherlich nicht das höchste der Gefühle, aber stilistisch ein tolles Design.

Sound & Musik

Die »@alpha Postproduktion« aus München wurden mit der Aufgabe betraut den Anime in unsere Sprache zu bringen. Das gelingt dem Tonstudio auch wirklich überzeugend. Die gewählten Sprecher sind nahezu durch die Bank angenehm zu hören und liefern eine super Performance ab.

Mit Maximilian Belle als Hanako und Lisa Dzyadyk als Nene hat man in den Hauptrollen auch zwei Synchronsprecher/innen, die sich mit Anime inzwischen bestens auskennen. Ihre Erfahrung merkt man den Sprechern auch an und so klingen die beiden Hauptfiguren wirklich gut vertont. Die Synchro ist charmant und überzeugt auch in den Dialogen.

Das Dialogbuch von Tobias Ache funktioniert also sehr gut und scheinbar hat auch Dominik Auer in der Dialogregie gute Arbeit abgeliefert. Insgesamt gibt es wenig kritisches zu sagen. Wer stattdessen trotzdem lieber beim Original bleibt hat die Chance auf optionale Untertitel. Abgesehen davon ist auch die musikalische Unterlegung ganz ordentlich. Allerdings tut sich auch nie wirklich etwas hervor und Ohrwurmklänge sollte niemand erwarten.

Content & Verpackung

Der Disc- Release von »Toilet Bound« erfolgt als aufklappbares Digipack, das auch in der Innenseite ein schönes Motiv aufweist. Die gesamte Gestaltung samt Farbgebung ist wirklich toll gelungen. Als kleines Extra liegt ein Kärtchen zum Manga in der Hülle.

Das ganze ist verpackt im klassischen O-Card Pappschuber, wie man es inzwischen von Peppermint Anime gewohnt ist. Den USK Sticker kann man problemlos von der Box entfernen. Die Bluray selbst hat eine Laufzeit von 150 Minuten, verteilt auf sechs Episoden.

Inside Anime

Der Anime Toilet-bound Hanako-kun ist schon ein wirklich urkomisches Autorenwerk. Da vermischen sich einfach mal Comedy, Horror, Romance und Dark-Fantasy Szenen zu einem wohlwollenden Cocktail. Ob der euch aber schmeckt, das ist sicherlich die andere Seite der Medaille. Denn der Mix ist doch schon ziemlich abstrus und teils auch willkürlich. Aber vielleicht hat mich die Serie auch wegen dem starken Kontrast irgendwie locken können.

Denn tatsächlich ist es die Neuerzählung dieser urbanen Legende, die den Reiz ausmacht. Wer es bislang noch nicht wusste: In Japan existiert seit den 50ern eine alte Großstadtlegende über ein geisterhaftes Mädchen, das sich angeblich in Schultoiletten herumtreibt. Die genauen Details variieren zwar in den einzelnen Regionen, doch zumindest optisch tritt sie oft gleich auf.

Der modernen Sage nach ist sie ein junges Mädchen mit Bobschnitt und (zumeist) rotem Rock, das sich im dritten Stock der Mädchentoilette aufhält und auf Besucher wartet. Sobald jemand drei mal an ihre Kabinentür klopft und “Hanako, lass uns spielen gehen” ruft, soll das Geistermädchen erscheinen. In manchen Legenden reicht auch das bloße Rufen ihres Namens. Was anschließend passiert ist ebenfalls von Ort zu Ort verschieden und kann mal eine harmlose Variante und mal eine etwas brutalere Geschichte sein. In der Anime Umsetzung nutzt man die Urban Legend, um die Yokai- Saga mal so völlig auf den Kopf zu stellen.

Statt eines jungen Mädchens ist es in der Serie ein Junge, der dem Suchenden einen Wunsch erfüllen soll. Zwar zeigt sich der Geisterjunge als recht freundlich, doch sind seine Methoden oft ziemlich fragwürdig. Das muss in der Geschichte auch die junge Nene erfahren, die als ungeschickte Göre mal ordentlich in die Falle geht. Und ab diesem Punkt zeigt sich der Anime als sehr originelle Adaption, die quer durch die Genres schwingt. Die Yokai Legende wird in Toilet-Bound als ziemlich schrille Geschichte inszeniert, bei der den Autoren tatsächlich das Kunststück gelingt Comedy und Horror zu verbinden. Und das sogar harmonisch, ohne den Anime zu überstrapazieren.

Sogar in atmosphärischen Gruselszenen lockert man die Situation durch irgendwelche komischen Bildschnitte oder eigenwilligen Gags auf. Von Comedy in emotionale Gefilde zu driften kann schon mal trashig werden, doch gelingt es den Autoren hier durchaus gut die Balance zu halten. Zumal sich der Anime auch eben visuell als sehr gestalterisch und verspielt herausstellt. Ob die Geschichte nun wirklich fesselnd ist und die Gags tatsächlich so zünden sei mal dahingestellt. Was man dem Anime aber in keiner Weise vorwerfen kann, ist ein Mangel an Originalität. Das, was das Produktionsstudio abliefert hat Hand und Fuß. Es macht Spaß. Es ist verspielt. Und es ist ungemein erfrischend.

FAZIT:
»Toilet Bound: Hanaku-Kun« ist ein wirklich exotisches Serienkonzept. Da vermischt man problemlos urbane Schauerlegenden mit überzogener Komik und erzeugt damit eine absolut irrsinnige Geschichte, die genau wegen dieser Einzelteile funktioniert. Auf Basis der Manga Vorlage hat man es auch zudem geschafft visuell ein originelles Bild abzugeben. Mit dem erfrischend neuen Ansatz und der kreativen Optik hebt sich der Anime wohltuend von der Masse ab. Auch wenn mich der Anime geschichtlich nicht wirklich umgehauen hat, möchte ich doch das Konzept positiv hervorheben. Wer auf solch wilden Genre Mix steht sollte dem Anime wirklich eine Chance geben. Auf dem Bluray Markt gibt es derzeit wenig, das so originell inszeniert wird.

Bildrechte im Artikel: P&© 2022 peppermint anime gmbh | ©Adialro/SQUARE ENIX, HANAKOKUN Project