Das Studio CloverWorks Inc. adaptiert auf Basis von Shirai Kaiu’s Manga “The Promise Neverland” eine schaurige Gruselgeschichte. Ob Peppermint sich hiermit eine gute Lizenz angeln konnte, verrate ich euch im Test…
Handlung
Emma, Norman und Ray, die im Heim wohnen, führen dort ein relativ normales Leben. Die Heim-Mutter kümmert sich liebevoll und umsorgt jedes Kind mit ihrer fröhlichen Art. Jeden Tag dürfen die Kinder frei herumtollen und gemeinsam glückliche Erinnerungen sammeln.
Nur ein Regel wurde ihnen seit jeher vorgegeben. Niemals vom Gelände entfernen. Doch genau diesem Rat ignorieren Emma und Norman eines Tages aus gutem Grund und erfahren dadurch die grausame Wahrheit hinter ihrem friedvollen Dasein.
Bild & Animation
Das Produktionsteam erschafft mit sehr einfachen Mitteln eine unfassbar dichte und bedrohliche Atmosphäre, die schon oft allein durch ihre Bilder getragen wird. Mit gekonnten Nah-Aufnahmen und Licht/Schatten Spielereien wirkt der Anime meistens sehr düster präsentiert, was perfekt zur Stimmung passt.
Auch die Farbfilter, die hier teilweise eingesetzt werden, sobald wieder ein Gefühl für Gefahr erzeugt werde soll, zeigen, dass die Mitarbeiter ihr Werk bestens verstehen. Dank der Kameraarbeit wirkt die Serie durchweg hochwertig produziert, unheimlich und mysteriös. Denn letztlich sorgen solche Film Elemente für den nötigen Horror- Effekt und unterstreichen noch einmal die bedrohliche Lage der Figuren. In der Hinsicht ist es den Designern auch gelungen die Gefühle und Ängste der Figuren in den jeweiligen Situationen mit passenden Mimiken zu transportieren.
Es fühlt sich einfach ziemlich beängstigend und beunruhigend an, wenn man als Zuschauer die entsetzten Gesichter der Kids sieht. In Puncto Horrorkino schafft das Animationstudio also ein außerordentlich gutes Erlebnis. Aber genauso gut sind auch die Charakter-Designs, sowie allgemeine Bildqualität gelungen. Die Animationen selbst leiden unter ein paar kleinen Makeln, was manchmal in Bewegung deutlich wird. Hier merkt man zeitweise die fehlenden Übergänge in einigen Bewegungsabläufen. Ebenso sind einige CG-Elemente nicht ganz so gut eingebunden. Dafür ist die visuelle Gestaltung aber ansonsten über alle Zweifel erhaben. Denn der Einsatz von Farbtönen, Bildeffekten und gut gestalteten Kulissen sorgen im Zusammenspiel für einen intensiven und tollen Anime.
Sound & Musik
Peppermint hat hier auch eine außerordentlich gute Arbeit bei der Synchro abgeliefert und genau das richtige Tonstudio an Bord geholt. Ein besonderer Lob gebührt dabei dem Dialogbuch, dem man die Erfahrung anmerkt.
Keine alltäglichen Dialog-Muster, sondern mit Originalität formuliert. Die kleinen Kinder mögen natürlich nicht alle total kindlich klingen, werden aber sehr gut vertont. Alternativ dürft ihr natürlich auch zur japanischen Sprache wechseln.
Inside Anime
Nach der OmU- Fassung auf Wakanim folgt nun also der Heimkino Release des mitreißenden Horror- Fantasy Schockers. Und mitreißend dürfte nicht zu weit gegriffen sein, denn schon nach kurzer Zeit entführt uns die Geschichte in eine überaus spezielle Welt, die anfangs kaum zu begreifen ist.
Beginnt die Story noch sehr friedvoll und zeigt sich fast schon als nettes Slice of Life- Drama, wechselt diese Gefühlslage schon nach wenigen Minuten. Plötzlich nimmt die Handlung eine unerwartete und zutiefst grausige Wendung. Aus der fröhlich-freudigen Stimmung wird eine regelrechtes Survival- Horror Abenteuer geschmiedet, bei dem die Autoren fast schon eine ähnlich bedrohliche Atmosphäre schaffen wie WIT Studios in Attack on Titan.
Wir als Zuschauer werden in eine schockierende Lage versetzt, die durch die Hilflosigkeit der Kinder sehr gekonnt aufgebaut wird. Was mir dabei besonders gefallen hat, war, dass die Kinder tatsächlich mit Persönlichkeiten überzeugen, die für den weiteren Verlauf der Geschichte enorm wichtig sind. Obwohl wir es hier natürlich mit jungen Menschen zu tun haben, sind sie nicht vollends tatenlos und nehmen den Zustand hin.
Die Autoren bauen dabei trotz allem aber auf sehr glaubhafte Figuren, die zwar sehr alltäglich erscheinen, aber durch ihre speziellen Fähigkeiten irgendwie einen Weg aus dieser aussichtslosen und angsterfüllten Stimmung finden können. Das ist durchaus sehr interessant erzählt, da hier vielmehr die Hoffnung und der Tatendrang die Kinder am Leben hält. Teilweise erinnerte mich die Charakterdarstellung auch ein wenig an klassische Jugend Horror-Dramen wie Stephen King’s ES oder auch Stranger Things, wo die Kinder ebenfalls in sehr ausweglose Situationen geraten, aber dem auf ihre Art entgegen wirken.
Was der Anime darüberhinaus auch ziemlich gut zu bewerkstelligen vermag, ist es mit sehr subtilen Grusel zu spielen. Fast durchgängig fühlt man eine starke Anspannung beim Schauen, weil die Pläne und Geheimnisse, die die Kinder schmieden, jederzeit auffliegen könnten. So mancher Twist ist zwar schon im Voraus ersichtlich, aber insgesamt schafft es die Serie trotzdem durchweg spannend zu bleiben. Zumal man sich als Zuschauer natürlich ständig selbst die Frage stellt, was wohl außerhalb der Mauern auf die Kids wartet und wie der Fluchtplan letztlich aussehen wird. Schließlich ist es auch dieser stetige Anflug von Panik, der sich zeitweise bei den Charakteren bemerkbar macht, der die bedrohliche Atmosphäre schafft.
Auch die bösartigen Schwestern im Hause sorgen für einige unbehagliche Szenen. Sind sie es doch, die eine fröhliche Welt vorgaukeln und nebenbei vollends verrückt zu sein scheinen. Warum sie den Monstern helfen schwebt auch ständig im Raum und ist eine der Fragen, die einem als Zuschauer vor den Bildschirm locken. Denn was die Serie auszeichnet, ist gar nicht mal so sehr der Horror und die Geschichte, sondern vielmehr wie mit subtilen Hinweisen gearbeitet wird und welche Fragen dabei unbeantwortet bleiben. Sicherlich gab es schon zahlreiche Serien, Filme und Bücher, die ähnliche Horror- Storys boten, aber selten sind diese auch so gut erzählt wie in The Promised Neverland. Auf dem Papier mag der Anime vielleicht gar nicht so ansprechend wirken und tatsächlich eher wie ein grenzdebiler Fiebertraum erscheinen, doch die intelligente Erzählweise gepickt mit spannungsreichen Momente, die sich stetig steigern, sorgen für einen unvergesslichen Gruseltrip.
©KAIU SHIRAI,POSUKA DEMIZU/SHUEISHA,THE PROMISED NEVERLAND COMMITTEE
©2019 Peppermint Anime
Vielen herzlichen Dank an Peppermint Anime für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares von “The Promised Neverland – Vol.1″ für den Test:)