Der (wohl) beliebteste Mainstream- Hit der letzten Jahre kehrt endlich zurück! Sword Art Online will mit Alicization beweisen, dass noch spannungsgeladene Geschichten im SAO-Universum stecken. Ob Vol.1 in der Hinsicht schon zu überzeugen weiß, verrate ich euch im Test… 

Handlung

Nachdem sich Kirito schon früher mit der VR-Crime Division verständigt und ihnen bei der Aufklärung des Mordes in Gun Gale Online geholfen hat, arbeitet er inzwischen für ein Privatunternehmen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben eine neue FullDive Technologie zu testen. Mit dieser sollen die Gedanken der KI-Systeme und des Spielers verknüpft werden.

Für Kirito bedeutet dieser Einschnitt jedoch, dass er sich nicht an die Zeit des Logins erinnern kann und nur vage Vorstellungen von seiner Arbeit hat. Als er eines Tages auf dem Nachhauseweg mit Asuna überfallen wird, landet er plötzlich wieder in dieser virtuellen Welt, die sich Underworld nennt. In dieser herrlich, fantasievollen Umgebung trifft er einen Jungen, der ihn eigentlich bekannt vorkommen dürfte. Während es für Kirito offensichtlich keine Möglichkeit des Logouts gibt, scheint die Welt vor ihm immer authentischer zu werden und Erinnerungen zurückzukehren. Wie ist das möglich? Und welche Auswirkungen hat sein Dasein in dieser virtuellen Umgebung?…

Bild & Animation

Sword Art Online gehörte schon damals zur visuellen Speerspitze der Anime und über die Zeit konnte A1-Pictures dieses hohe Niveau auch zumeist steigern. Wenn auch der Kinofilm nicht mehr so überraschen konnte, was die optischen Qualitäten betrifft, so ist es dem Studio aber inzwischen wieder geglückt die Serie optisch weiter zu entwickeln.

Der Anime erscheint im Vergleich zu Ordinal Scale weitaus polierter und überzeugt mit detaillierten Backgrounds, die auch nicht so statisch wirken. Was wohl am meisten auffällt, ist der leicht abgewandelte Art-Style, der sich zwar noch bewusst am Original orientiert, aber die Körper plastischer wirken lässt. Stilistisch erinnert der Anime teilweise an God Eater oder die Fate-Saga, was SAO ziemlich modern erscheinen lässt.

Zeitweise sind die Figuren auch leicht vereinfachter dargestellt. Die Kampfszenen sind dementsprechend auch sehr sauber animiert, was auch für die wenigen CGI-Sequenzen gilt. Das neuartige Design sorgt auch dafür, dass CG-Szenen besser in die traditionellen Zeichnungen eingebunden sind. Der gesamte Anime wirkt tatsächlich harmonischer, als in früheren Staffeln. Die Bildschärfe der DVD-Fassung ist darüberhinaus auch ansehnlich. Hier hat Peppermint bei der Produktion also gute Arbeit geleistet.

Sound & Musik

Peppermint Anime hat sich erneut für Oxygen Sound Studios entschieden, die mit SAO: Aliciziation unter Leitung von Rieke Werner wieder mal eine überzeugende Arbeit abliefern können. Dem Studio ist es weitgehend gelungen die alte Sprecher in die Tonkabine zu holen und ihnen mit passenden Texten eine gute Vorgabe zu liefern. Lediglich Asuna wurde, wie schon in Ordinal Scale, von einer neuen Sprecherin vertont.

Diese macht auch einen ausgezeichneten Job. Davon aber abgesehen, gefiel mir ihre alte Stimmfarbe akustisch mehr, weil sie wesentlich markanter klang und Asuna so eine gewisse, eigene Persönlichkeit erhalten hat. Ich finde es daher schade, dass hier nicht wieder zur alten Sprecherin zurückgewechselt wurde. Aber letztlich kann man ja auch nie wissen, woran der Wechsel lag.

Sieht man also darüber mal hinweg, hat Peppermint mit SAO weiterhin eine ziemlich gute Anime- Sprachfassung auf dem Markt. Mit Patrick Keller kehrt natürlich auch wieder ein alter bekannter in der Rolle des Kirito zurück, dem man anmerkt, dass er diese Figur inzwischen schon einige Jahre spricht und weiß, was den Helden ausmacht. Übrigens wurde mit Christian Zeiger (u.a. Stammsprecher von Tom Holland) auch ein Neuzugang geholt, der wie zu erwarten, eine erstklassige Leistung zeigt. Wenn ihr also nicht zwangsläufig auf den O-Ton setzt, könnt ihr auch problemlos die Deutsche Synchro bevorzugen. Ihr werdet sicherlich nicht enttäuscht.

Content & Verpackung

Die beliebte Fantasy-Serie wird von Peppermint Anime seit jeher mit Digipacks in schicker Papphülle veröffentlicht, was nun auch bei Season 3 der Fall ist. Statt eines O-Card Schubers inkl. DVD-Hülle, wie es zuletzt öfters bei den Releases des Publishers war, gleicht man sich hier also an die früheren SAO-Boxen an.

Ideal also fürs Regal von langjährigen Fans, denn der Release gliedert sich gut in die Gesamtoptik der alten Seasons ein. Leider existieren, wie zu erwarten, keine physischen Extras, weshalb man sich erneut mit digitalen Boni- zufrieden geben muss. Dazu gehören Clean-, Opening & Ending, sowie Trailer.

Beim Kauf im Akiba-Shop gibt’s zudem noch einen Sammelschuber, der Platz für die restlichen Volumes bietet. Und wer zu den ganz harten Sword Art Online Fans gehört, der kann sich im Akiba-Pass eine üppige Collector’s Edition sichern. Diese liegt bei ca. 90€ und enthält Wandbanner, Mousepad, Tasse und Buttons.

Inside Anime

Schon seit einiger Zeit spaltet Sword Art Online die Fangemeinde. Während die einen angeblich schwaches Writing und furchtbare Charaktere ausmachen, frohlocken die anderen über die fantasievolle Welt und ihr sympathischen Helden. Es ist aber auch schwierig die Serie durchweg als herausragend zu bezeichnen, wenn sie jederzeit mit kleinen Hängern zu kämpfen hat.

Auf einem fantastischen Arc wie Aincrad folgt oft eine schwächere Story wie z.B. Fairy Dance. Doch kann man eben auch nicht von der Hand weisen, dass sich Reki Kawahara stets neue Geschichte einfallen lässt, die sich weitreichend unterscheiden. Darum dürfte es wohl auch niemanden verwundern, dass Alicization wieder einen gänzlich neuen Weg einschlägt, der die Geschichte aber so frisch wirken lässt, wie schon seit Beginn des Anime nicht mehr.

In einem vollends neuen Universum, das den Namen “Underworld” trägt, ist es für Kirito wieder an der Zeit sich mit den mächtigen Kräften der VR-Welten zu bekriegen. Als Zuschauer verlassen wir also endlich die öden Geschichten aus Alfheim Online und erhalten eine neue Storyline, die für mich tatsächlich den beste Arc darstellt, den SAO seit seinem Debüt im Jahre 2012 erschaffen konnte. Der ganze Ton erscheint düsterer und wirkt bedrohlicher, wie noch in den Alfheim Online Geschichten. Auch die Storyline zieht auf Anhieb in seinen Bann, weil die Gefahren der Vermischung von VR- und Realität hier wieder deutlicher in den Vordergrund gelangen.

Man spürt, dass die Autoren mit Underworld näher an das Ende von Phantom Bullet heranführen und die Full-Dive Technology wieder eine wichtigere Rolle spielt und sogar um eine neue, gefährliche Komponente erweitert wurde. Denn neuerdings lassen sich auch virtuelle Erinnerungen vorspielen, weshalb die Spieler selbst in die virtuellen Gedanken eines Charakters eintauchen. Dies hat jedoch zur Folge, dass Kirito nach dem Ausloggen keine Erinnerungen mehr an das Erlebte hat. Dieses Konzept fand ich tatsächlich sehr spannend und aufregend inszeniert.

Denn ebenso wie in Aincrad wirkt die Weltordnung, deren Problem und auch Bedrohungen durch diese Regeln wieder authentischer und beunruhigender. Dazu kommt, dass Kirito in seiner neuerlichen Umgebung nicht mehr als Superheld auftritt, der sich mit seinen Sword- Skills durch zahlreiche Horden von Gegnern metzelt. Stattdessen scheint er wieder stärker an die Regeln gebunden zu sein. In Fairy Dance, Phantom Bullet und zuletzt Rosario war fast ihm niemand gewachsen. In der Underworld fängt er derweil wieder bei Null an und ist gezwungen sich als Neuling einzufinden. Diese Immersion, dass ein beliebter Charakter wirklich in Gefahr geraten könnte, war in Aincrad schließlich auch der Grund, weshalb man als Zuschauer mitfiebern durfte.

Dieses effektive Mittel, um Erwartungshaltung und Dramatik zu schaffen, war zuletzt -durch Alfheim Online- leider verschwunden. In der Underworld kehrt dieser seriöse, düstere Unterton dagegen wieder zurück, was wieder Spannung erzeugt und tatsächlich auch modern wirkt. Denn derzeit sind vor allem Isekai- Anime an der Tagesordnung und haben einen hohen Beliebtheitsgrad erlangt. In diese Kerbe fällt nun auch Sword Art Online in gewissem Maße, was ein bemerkenswerter Schritt für die Serie ist. Es lässt sich also tatsächlich sagen, dass die neuen Episoden wieder seriöser erzählt wirken und weniger aufgebläht erscheinen. Die Storyline scheint wieder einen roten Pfaden zu besitzen, der uns als Zuschauer wieder intensiver ins Geschehen zieht. Für Neueinsteiger würde sich natürlich eher ein Blick in Aincrad eignen, um die Zusammenhänge zu verstehen, doch scheint mit “Alicization” tatsächlich ein so tiefer Neustart gewagt worden zu sein, dass man vielleicht auch ohne Kenntnisse Spaß haben kann.


©2017 Reki Kawahara / Kadokawa Corporation AMW/SAO-A Project

©2019 Peppermint Anime


Vielen herzlichen Dank an Peppermint Anime für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares von “SAO: Alicization – Vol.1″ für den Test:)