SAO: Hollow Fragment – PS4 Test / Review

Sword Art Online ist der typische Mainstream Anime. Er bietet einen furchtlosen Protagonisten in einer wundersamen Welt und viel Action im Fantasy Korsett. Das wird noch untermauert durch ein wenig Fanservice. Kein Wunder also, dass SAO seit einigen Jahren fester Bestandteil der Anime Landschaft ist und viele Leute für dieses Medium gewinnen konnte. So auch in Deutschland, weshalb Bandai Namco ihr letztjährig veröffentlichtes PS Vita Game nun für die PS4 erneut in den Download Handel bringen. Ob sich der Kauf auch für Besitzer des Originals lohnt, erfahrt ihr im Test Beitrag.

Ein neuer Arc

Die Remastered Version hört auf den Namen Re-Hollow Fragment und bringt neben höherer Auflösung und einigen verbesserten Texturen auch neue Bonus Inhalte, aber dazu später mehr. Die Handlung von Hollow Fragment setzt direkt nach dem Ende des Aincrad Ark an, lässt euch aber dennoch weiterhin in dieser Welt euer Abenteuer erleben. Als SAO Anhänger fragt man sich nun natürlich berechtigt wie das überhaupt sein kann. Bekannterweise wurden Kirito und seine Freunde nach dem Kampf gegen Akihiko Kayaba wieder in die Reale Welt befördert. Und genau hier ist der Knackpunkt.

Durch eine Art Fehler im System wird die Welt von Sword Art Online nicht durch den Sieg über Akihiko Kayaba beendet, sondern geht seinen geregelten Gang weiter bis irgendwann jemand doch noch Ebene 100 erreichen kann. Selbstredend liegt es nun an euch die Welt zu einem Ende zu führen. Auf eurem Weg dorthin erwarten euch dabei neue Abenteuer, Handlungsstränge und auch unerwartete Charaktere. Durch den vorhin angesprochenen Fehler gelangen so auch Sinon und Leafa in die Welt von Aincrad. Kenner des Animes erahnen nun, dass Hollow Fragment ab hier nur noch wenig mit dem Anime Plot gemein hat, was aber vor allem Neulingen entgegenkommt.

Ich erstell mir’n Kirito

Bevor ihr allerdings euren langen Weg bis Ebene 100 antreten könnt, erwartet euch ein Charakter Editior. Ihr seid nämlich nicht dazu genötigt Kirito als Charakter auszuwählen. Obwohl eigentlich doch, denn jede Cutscene, jeder Wortlaut und jede Animation erinnert dann eben doch an unseren SAO Helden. Dennoch bleibt es euch überlassen den Charakter euren Belieben nach anzupassen. Von Hautfarbe über Kopf/Augenform und bis hin zur Frisur. Es wird euch sogar freigestellt als weiblicher Charakter in die Welt einzutauchen, was aber letztendlich mehr zu unfreiwillig seltsamen Momenten führt. Während ihr im Kampf noch sehr weibliche Schreie von euch gebt, hört ihr ein paar Minuten später wieder die vertrautet männliche Synchronstimme Kiritos. Mit eurem fertigen Charakter geht es dann in ein, für Serien Kenner und Kirito selber, unbekanntes Areal, der Hollow Area, in der euch langsam das Kampfsystem erklärt wird.

Kampfsystem Komplex

Das Kampfsystem kommt dabei sehr komplex daher und wirkt auf den ersten Blick durch die vielen Fähigkeiten, Objekte und allgemein den Menüs doch sehr unübersichtlich. Vor allem da man aus mehreren Palettenfenstern den einzelnen Buttons R und L auch noch unterschiedliche Fähigkeiten oder Items für den Schnellzugriff anordnen kann. Und wäre das noch nicht genug bietet das Display auch noch drei farbige Balken, die nicht unbedingt auf den ersten Blick selbsterklärend sind. HP & SP. Okay, aber was ist Burst? Nun Burst dient dem Ausweichen, Kontern und lähmen des Gegners. Jede Fähigkeit, die in Verbindung zum Burst steht, verbraucht dabei einen Abschnitt des Balkens, der sich wiederum nur langsam auflädt. Natürlich gibt es hier Abhilfe in Form von Tränken oder anderen Fähigkeiten. Ihr könnt eurem Partner auch Kommandos geben oder ihn loben, um so die Leiste zu füllen. Angegriffen wird hierbei mit der Kreis-Taste, über die normale Angriffe erfolgen. Um zusätzlich noch Skills anwenden zu können, sollte mit den Triggern des Controllers das jeweilige Symbol ausgewählt werden. Diese lassen sich über das Menü auch individuell an euch anpassen. Ihr seht also viel Arbeit liegt vor euch, wenn ihr das tatsächlich Game meistern wollt. Irgendwann arbeitet man sich jedoch hinein und kommt super damit klar. Das Kampfsystem mag auf längere Sicht etwas ungewohnt sein und Fragen aufwerfen, aber hier kommt eben das gute „Learning by doing“ zum Tragen. Lange Tutorial Texte zu lesen ist mühsam, einfach ausprobieren und innerhalb der Stunden, die ihr mit dem Game verbringt, lernen.

Der endlose Grind

Die Levelaufstiege werden euch einiges abverlangen. Der endlose Grind steht bei Hollow Fragment mehr im Vordergrund, als bei vielen anderen Genre Vertretern. Grund für den langsamen Level Aufstieg ist der Beginn auf Level 100 und damit einhergehenden ewig langem Punkte sammeln. Für einen Levelauftsieg benötigt ihr hier wesentlich mehr Erfahrungspunkte, als in niedrigeren Leveln und so verhält es sich eben mit SAO Hollow Fragment. Ihr seid bereits weit oben und habt dadurch einen harten Weg beim Leveln vor euch. Obwohl ihr übrigens auf Level 100 seid, bedeutet es nicht, dass ihr problemlos durch das Game laufen könnt. Nein, eure Gegner sind euren Werten angepasst und befinden sich auch auf erhöhten Leveln. Das Game ist bei weitem nicht einfach. Wer einen locker flockigen Durchlauf in einem Anime Game erwartet, ist hier nicht richtig. SAO Hollow Fragment ist ein beinhartes Hardcore RPG, aber eben auch ein unglaublich befriedigendes. Jeder Levelaufstieg ist hart erarbeitet. Jeder besiegte Boss auf einer Ebene eine Mammutaufgabe und jede neue Ausrüstung ein Erfolgserlebnis erster Güte.

Euren Level könnt ihr dabei auch immer im Menü beobachten und dort eure Fähigkeiten Waffen und Ausrüstungsgegenstände anpassen. Dabei solltet ihr euch auf einige wenige Waffentypen spezialisieren, da diese in SAO durch Benutzen im Level erhöht werden und ihr so eure Fähigkeitspunkte vergeben könnt, die wiederum neue Abwehr, Angriff oder Heilfähigkeiten hervorrufen. Doch nicht nur das Aufleveln des Charakters und der Waffen hilft euch im Kampf. Ihr könnt eure Waffen abseits des erhöhten Levels auch beim Liz wie im Anime verbessern lassen. Dafür benötigt ihr im Feld gefundene Materialien, die besondere Werte an der Waffen erhöhen. Und solltet euch mal so gar keine gefundene Waffe gefallen, so könnt ihr bei ihr auch eine eigene anfertigen. Hierfür benötigt ihr nicht nur Materialien, sondern auch eine ungeheure Menge Geld. Hier findet ihr auch Missionsgegenstände, die ihr in Aincrad ausfindig gemacht habt.

Ein offline MMO

Die Welt von Aincrad ist dabei wie ein MMO aufgebaut ist, um der Vorlage gerecht zu werden. So wird direkt eine Art Chat-Fenster geöffnet, sobald ihr mit einem der Charaktere in der Welt redet. Hier könnt ihr dann auch Emoticons auswählen. Wie gesagt alles sehr auf MMO ausgelegt. im Prinzip ein offline Singeplayer MMO. Ungewöhnlich, aber doch sehr cool. Und was darf in einem MMO nicht fehlen? Genau, Botenaufträge und Monster-Beseitigungsaufträge für die ihr hinterher Geld, Erfahrung oder Items erhaltet. Dies sind aber eben nur Nebenaufgaben. Der Hauptplot besinnt sich mehr auf textlästige Dinge. So lest ihr euch durch die Handlung, die in Standbilder erzählt wird, aber voll vertont mit den Original Synchsonrollen aus Japan daherkommt.

Also alles Friede Freude Eierkuchen (Wunderbar?) Mit Nichten. Die Handlung ist eher uninteressant und kommt wieder mit den SAO bekannten Nerv-Dialogen daher, die sich fast nur auf Kirito und sein gesamtes Harem beschränken. Aus der Vorlage hätte man wie im Anime mehr herausholen können. Gerade in Aincrad. Dennoch geht der Plot in Ordnung. Einziger wirklicher Nerv-Faktor am Game ist das Auto-Save, denn nach jedem Betreten eines neuen Areals wird gespeichert. Auf der einen Seite mag es ganz nett sein, dass man keine ewigen Laufwege hinlegen muss, um zu sichern, aber auf die Dauern kann es sehr auf die Nerven gehen, wenn ständig das Auto Save Symbol auftaucht und man abwartet, bevor man weitergehen kann.

Die Stärken von Hollow Fragment liegen ganz klar auf dem RPG System. Das endlose Grinden, um endlich den neuen Boss der Ebene entgegentreten zu können, macht das platte Handlungsgestrüpp locker wieder wett. Um zu diesen Boss Gegnern zu gelangen sollten natürlich die Ebenen überwunden werden, die ihr alle durch Arc Sofia der Hauptstadt erreicht, in der ihr euch frei bewegen könnt. In diesem Areal könnt ihr mit euren Freunden reden, Aufträge annehmen, Waffen kaufen oder sonstige Dinge erledigen. Hier erfahrt ihr von einem Mitglied der Armee auch welche Missionspunkte noch erledigt werden sollten, um den Bossgegner herausfordern zu können, denn nur so erfahrt ihr mit welchen Nachteil der Boss in den Kampf geht. Die Quests sind dabei quasi immer gleich und erfordern kaum Nachdenken. Ihr kloppt euch durch die Gegnerhorden oder sammelt wichtige Gegenstände auf. Eventuell sollte auch mal ein kleiner Mini-Boss besiegt werden. Was noch dabei erwähnenswert wäre, ist, dass ihr immer mit einem Partner unterwegs sein, der unterschiedliche Herangehensweise beherrscht und parallel mit auflevelt. Man sollte sich also überlegen wie oft man den Charakter wechselt und ob es nicht sinnvoller wäre jemanden auf eine höhere Ebene zu bringen, um so ein gutes Duo für den Boss parat zu haben. Als Partner könnt ihr die bekannten SAO Mädels wie Asuna, Leafa oder auch Sinon wählen.

Textur-Armut mit Anime Feeling

Die Boss Gegner sind dabei auch so wunderbar ekelig und monströs designt, wie in einem Game dieser Art zu erwarten. Allgemein ist das Gegner und Charakter Design wie im Anime sehr gelungen. Die Grafik wirkt natürlich ein wenig Altbacken, was Texturen, Detailgrad und allgemein dem Gesamteindruck angeht, aber man muss sich eben vor Augen führen, dass hier ein simpler PS Vita Port vorhanden ist. Keine Neuauflage, sondern ein Remastered. Hierfür wurden dann ein paar Texturen im Gegensatz zum Original verbessert und die Auflösung erhöht. Nicht weltbewegend, aber dafür sind sehen die Effekte sehr gut aus und das Design ist wirklich sehr gelungen und wird der Anime Vorlage definitiv gerecht.

Vita goes PS4

All das was, ich nun gesagt habe hätte auch auf die Vita Version passen können, doch wie steht es mit Neuerungen abseits der etwas besseren Grafik? Nun zu allererst wurde soweit ich das Beurteilen kann ein wenig an der Lokalisation gearbeitet. Einige Texte und Dialoge wurden abgeändert und verbessert. Besonders deutlich wird das meiner Meinung nach bei den Tutorials, die im Remastered von der Logik her deutlich besser sind. Dickes Lob dafür an Nampo Bandai, dass sie hier noch einmal dran gearbeitet haben.

Außerdem wurde nun auch ein Online Multiplayer eingebaut, der gut zur Thematik von SAO und seinem MMO Aufbau passt. Zudem könnt ihr eure Daten von der Vita Version auf die PS4 übertragen. Allerdings lassen sich hierbei nur Level und Ausrüstung übertragen, nicht das eigentlich Save Game an sich. Ihr seid also dazu genötigt das Game so oder so von vorne zu beginnen. Entweder direkt mit dem Anfangs-Level und deren Equipment, oder eurem bereits auf der Vita erfolgreich erlangten Level. Hier hätte ich mir doch gewünscht meine gesamte Daten übertragen zu können, um dort weitermachen zu können wo ich auf der Vita aufgehört habe. Aber immerhin ist das Erarbeiten nicht komplett umsonst gewesen und bringt Vita Gamern einen kleinen Vorteil auf der PS4. Ihr seht also. Auch für Vita Besitzer ist ein Neukauf von Hollow Fragment zu empfehlen, denn auf dem großen TV wirken die Welt und seine Kämpfe noch mal deutlich unterhaltsamer.

Fazit:

SAO Fans können ohne Bedenken zugreifen, denn ihre Lieblings-Charaktere treffen hier auf ein gutes Grind-lastiges Action RPG. Alle anderen sollten sich überlegen, auf was sie mehr Wert legen. Auf eine gute Handlung und aktuelle Grafik oder auf die Erfahrung ein RPG ganz für euch zu entdecken und dem Grind zu verfallen. Graifk-Fanatiker sollten definitiv fern bleiben. Jeder SAO Anhänger und / oder J-RPG Fan kann mal einen Blick hineinwerfen. Für 19€ ist der Preis auch sehr angemessen.

Positv: