Die The CW-Serie »Riverdale« kehrt nach längerer Drehpause endlich mit einem fünfteiligen Special- Event zurück. Dass sich die Zuschauer auf neue Geschichten einstellen können, war schon im Vorfeld deutlich. Doch hätte wohl niemand geahnt, wo die Autoren letztlich landen werden.

An den Geschichten aus der Kleinstadt Riverdale scheiden sich schon seit Jahren die Geschmäcker. Während viele Zuschauer sie als blödsinnigen Unfug abtun, empfinden andere die wirren Storykomplexe zumindest als unterhaltsam.

Ich für meinen Teil verfolge Riverdale auch schon selbst seit dem Start der ersten Season. Mir ist also bewusst wie irrwitzig viele Szenen umgesetzt sind, wie absurd sich Storylines teils entwickeln und welch seltsame Ideen die Autoren in ihrem Riverdale Kosmus vermurksten.

Trotz alledem bin ich jährlich auf Neuste interessiert an den chaotischen Geschichten. Denn letztendlich sorgen die wahnwitzigen Plotlines für ein unverkennbares Serienbild. Eine Riverdale Episode ist wie ein Überraschungsei. Du weißt nie, mit was die Autoren als Nächstes um die Ecke kommen werden. Das hält die Serie frisch und bringt Spannung.

Dass die Autoren auch eine Passion für Filme und Bücher haben, merkt man zudem oft an kleinen Details, Anspielungen oder den namensgebenden Episodentiteln. Auch die Special Episoden der sechsten Staffel zeigen sich darum wieder als absolut verrückte Ideenansammlung, die sich andere Serienschaffende wohl niemals trauen würden.

Die Geschichte führt uns nämlich dieses Mal in ein alternatives Universum, in dem der Ort Riverdale durch die fast gleiche Kleinstadt Rivervale ausgetauscht wurde und sich offenbar parallel zu den Ereignissen dort abspielt. Als Erzähler erleben wir wie schon so oft Jughead Jones, der allerdings in einer übergeordneten Meta- Ebene spricht. Was in den fünfteiligen Special sofort ersichtlich wird: Die Autoren lieben Schauergeschichten! Denn tatsächlich entspricht Rivervale nicht dem klassischen Mystery-Crime mit natürlichen Elementen der Hauptgeschichte, sondern zeigt sich als Schauplatz des Übernatürlichen.

Überall scheinen Hexen und mystische Wesen am Werk zu sein. Der Ergänzung von paranormalen Horror Elementen hat natürlich viel mit der Ankunft von Sabrina Spellman zu tun. Schon lange wollten die Serienproduzenten ein Crossover mit Kiernan Shipka’s Version von Sabrina in die Wege leiten, was sich für das Jubiläum wohl bestens anbot.

Das erlaubt den Autoren tatsächlich noch mehr Freiheiten (man glaubt es kaum!) und rechtfertigt die abstruse Umsetzung verschiedener Gruselgeschichten der Folklore. Das fünfteilige Rivervale Abenteuer wirkt dadurch fast wie ein Halloween Special.

Selbst mit den Gargoyle König, den Mothmen und der Farm im Hinterkopf erscheint die neue Ausrichtung wie eine verrückte Verkettung von Konzeptideen. Dieses Mal werfen die Autoren alles an Logik aus dem Fenster, um klassisch ihren Weg durch die abenteuerlichsten Episoden zu gehen.

Da wird auch mal kurzerhand eine versteckte Referenz an Stephan King’s Christine, The Shining und die schwedischen Horror- Überraschung Midsommar eingefügt. Das Ergebnis ist tatsächlich ein völlig bescheuertes Erlebnis, bei dem man als Fan trotzdem kaum drum herum kommt bei Laune gehalten zu werden. Alles wird so überzogen inszeniert, so blödsinnig transportiert und teils wirr präsentiert, dass man wahrscheinlich einen zweiten Durchlauf der Episoden braucht, um all die winzigen Details aufzudecken.

Dazu gehört z.B. auch die 100. Jubiläumsepisode, die auf eine höchst amüsante Art die Vergangenheit der Serie mit der Comic- Vorlage verbindet und sich selbst auch nicht zu schade ist über sich selbst zu lachen. Stichpunkt: Falscher Reggie! Dazu passet auch der 50’s Style, der sich durch die Comic angehauchten Szenen im Pops Diner zieht.

Überhaupt zeigt sich Riverdale auch in Season 6 wieder als überaus verspielt, was die visuelle Umsetzung betrifft und auch bei den Kostümen nicht locker lässt. Der obligatorische sexy Auftritt von Veronica darf natürlich auch nicht fehlen. Die hübsche Camila Mendes durfte sich also mal wieder auf der Bühne in freizügige Outfits quetschen und eine Gesangsnummer trällern.

Als Fan, der seit Bestehen der Serie dabei ist, wird man zudem überhäuft mit kleinen Anspielungen, die den eigenen Schwachsinn förmlich zelebrieren und die früheren Episoden neu entstehen lassen.

Alles scheint in Riverdale mittlerweile möglich und wird konsequent umgesetzt. Als Zuschauer muss man inzwischen akzeptieren, dass es einfacher ist gar nichts zu hinterfragen und auf Logik völlig zu pfeifen. Denn erst dann entfaltet sich die wahre Stärke von Riverdale.

All die paradoxen Ideen und strittigen Szenen sind letztlich egal, wenn am Ende ein großes Ganzes entsteht. Und so verrückt es klingen mag, aber die Autoren bringen die vier Schauergeschichten zum Schluss auf einen gemeinsamen Nenner, um damit die Jubiläumsepisode einzuleiten.

Schlüsselfigur für das Finale ist Jughead Jones, der – seien wir ehrlich – über die Jahre hinweg sowieso den weitaus langweiligeren Archie als Hauptcharakter vertrieben hat. Dafür zückt man bei den Autoren die Schreibfeder und verpasst dem früheren Mützenträger einen der wirklich verwunderlichsten Storytwists. Die Ereignisse des fünfteiligen Specials haben zwar letztendlich keine Antworten auf den Cliffhanger des Season 5 Finals geliefert und bringen weder die Geschichte noch das Charakter- Development voran, sind aber trotzdem ein würdiger Jubiläums-Akt für eine der verrücktesten Serien der Neuzeit.

FAZIT:
Merkwüdig, aber originell. Ein echtes Guilty Pleasure, für das es nur einen Ausruf gibt: WTF?!

Inzwischen dürfte der CW Serienhit für viele das “Ultra- Guilty Pleasure” sein. Denn die Geschichte gleicht schon fast einem Fiebertraum der Produzenten. Selbst für Riverdale Verhältnisse ist das Drehbuch des fünfteiligen Specials nämlich wirklich durchweg bekloppt. Aber ist das nicht sowieso der Grund, weshalb wir die Serie überhaupt schon so lange verfolgen? Dieser absurde Mix aus Mystery, Drama und “Alles ist Möglich” – Schema? Wer also bislang die Abenteuer des Archie Andrews gemocht hat, wird auch das Special lieben. So bescheuert die Storyline auch sein mag.