Setzt die Segel und holt den Strohhut hervor! Denn es ist Zeit für eine wilde Sause auf See! Erneut schickt euch Omega Force ins Piratenzeitalter und serviert Pirate Warriors 4! Ob jetzt Fans aber auch Grund zum Jubeln haben, verrate ich euch im Test…

Reichtum, Macht & Ruhm.

Als One Piece zur Jahrtausend- Wende in deutsche Gewässer segelte, hätte wohl niemand erahnen können, auf welch lange Reise uns Eiichirō Oda mitnehmen würde. Inzwischen kommt die Odyssee, auf der sich unsere Strohhute- Bande befindet, hierzulande schon auf 921 (Jap. 972) Kapitel und umfasst insgesamt 925 Episoden. Für die beliebte  Serie bedeutet dies aber auch wiederum, dass genügend Material für zahlreiche Videospiele existiert, die sich in verschiedenen Genres versuchen können.

Eine der besten Adaptionen stammt seit jeher von den Mannen & Frauen, die im Namen von Bandai Namco für Omega Force tätig sind. Die Expertisen der Dynasty Wariors Prügelorgien sorgten schon mehrfach für ausgezeichnet spielbare Lizenzversoftungen. Seien es Fist of the North Star, Berserk oder The Heroic Legend of Arslan. Auch One Piece blieb von der Massenschlacht nicht verschont und versorgte die Fans bisher drei Mal mit einer knalligen Keilerei. Mit One Piece: Pirate Warriors 4 geht die Schlacht über die Weltmeere nun schon in seine vierte Runde und entführt Spieler in die neusten Abenteuer von Ruffy, Zorro, Sanji & Co.

Mit über 40 spielbaren Charakteren des bunten One Piece Universums soll das bekannte Warriors- Gameplay wieder für schnelle Massenprügeleien sorgen. Dass stumpfes Einprügeln auf 100+ Krieger für spaßige Stunden gut sein kann, bewiesen schon die Vorgänger. Doch reicht das aus, um einen Kauf der neuesten Ableger zu rechtfertigen? Langjährigen Fans des Anime & Manga wird sicherlich das Herz aufgehen, wenn sie in den ersten Minuten des Spiels mit einem kurzen Rückblick konfrontiert werden, der noch mal die geschichtlichen Ereignisse zusammenfasst.

Anschließend landet ihr auch schon im virtuellen Piratenabenteuer, in welchem ihr mit dem – schon bekannten – Alabasta- Arc beginnen dürft. Was hierbei etwas negativ auffällt, sind die wenigen Auswahlmöglichkeiten was spielbare Figuren betrifft. Denn leider seid ihr erstmals nur mit den “angestaubten” Helden unterwegs und erlebt die Storyline zumeist nur aus Ruffy oder Zorro’s Sicht. Erst viel später im Laufe der Kampagne öffnen sich neue Möglichkeiten für andere Charaktere, die es zu steuern gilt.

Bis dahin ist es jedoch ein ziemlich steiniger Weg, denn es gilt massenhaft Feinde auszuschalten und alte Geschichten zu verfolgen. Im Direktvergleich zum Vorgänger werden die bekannten Arcs aber schneller abgearbeitet und mehr als Recap fungieren. Wirklich große Neuerungen werden Fans der Vorlage und Vorgänger dadurch also nicht unbedingt erleben. Ein frisches Auftauen des Franchises erfolgt erst mit Whole Cake Island und dessen Handlungsstrang. Die Szenarien sind aber in allen Arcs sehr schön gestaltet und bietet abwechslungsreiche Kapitel. So mancher Arc zieht sich aber trotzdem schon, was aber beinharte One Piece Fans nicht stören dürfte.

Der Mann, der sich dies alles erkämpfte, war…

Wie inzwischen jeder Spieler weiß, ordnet sich die Pirate Warriors- Saga ins Musou Genre ein. Für den japanischen Markt steht diese Bezeichnung stellvertretend für die Massenschlachten der Warriors- Spiele von Omega Force (…), zu denen sich im Laufe der Zeit zahlreiche Anime gesellt haben. Spielerisch richtet sich das Entwicklerstudio also wieder an die gewohnte Formel, die euch in einem Gebiet die Oberhand gewährt zahlreiche Feinde aus dem Weg zu klatschen. Das Spiel konfrontiert euch darum in den Levels mit Hunderten, ja vielleicht sogar tausenden Gegnern, die nur darauf warten mal ordentlich eine Faust ins Fressbrett zu bekommen.

Wer schon mal etwas von Hyrule Warriors oder Fire Emblem Warriors gehört hat, sollte ebenfalls wissen, was ihn hier erwartet. Die actionreichen Szenarien durchstreift ihr also stets wild schlagend und tretend, um dem endlosen Feindaufmarsch entgegenwirken zu können. Das Controller- Layout ist dabei so einfach gehalten, wie nur möglich. Mit leichten oder starken Bodenangriffen, den kraftvollen Spezialfähigkeiten oder schlagkräftigen Luftangriffen kombiniert ihr euch durch die Areale und seht dabei zu wie der Kill-Count in die Höhe schießt. Das interessante an der Mechanik mag darum eher die Möglichkeit sein diesen Zähler aufrechtzuerhalten und möglichst schnell weitere Feinde mit den knalligen Angriffen durchs Gebiet zu wirbeln. Sofern ihr genügend Prügel ausgeteilt habt, ist bei einigen Charakteren auch das Wechseln der Form möglich, was für einen kurzen Zeitraum noch mächtigere Angriffe entfesselt. Spielerisch hat sich davon abgesehen aber herzlich wenig getan. Ihr betretet die Arenen, zeigt den Wiedersachern kurz wo der Hammer hängt und schließt dadurch die zahlreichen Aufträge ab, die euch wiederum EP & Geld einbringen. Durch kurze Einblendungen erfahrt ihr von Nebenmissionen und kleinen Ereignissen, die im Kampf auftreten. Steckt einer eurer Freunde also mal ordentlich in der Miesere, solltet ihr die Beine in die Hand nehmen und ihm hilfreich die Fäuste leihen. Die Ziele eurer Missionen ähneln sich hierbei aber oft sehr stark.

Mal seid ihr unterwegs, um einen Dieb zu fangen. Mal soll es euch gelingen verdächtige Personen ausfindig zu machen. Und mal seid ihr wiederum damit beschäftigt Schalter zu finden, um neue Wege freizulegen. All das geschieht mit der Absicht am Ende des Levels möglichst viele Punkte einheimst zu haben und die Missionen erfolgreich absolviert zu haben. Doch so sehr sich die Missionen vom Sinn her unterscheiden, so einfach sind sie gestrickt. Lauf zum jeweils markierten Punkt auf der Map und prügelt die richtigen Feinde aus dem Weg. Zumeist gilt es auch vorrangig die einzelnen Territorien zu erobern und mit euren Teamkollegen zu verteidigen. Die normalen Gegnertypen der Marine, die sich in Scharren übers Feld bewegen sind dabei keine große Herausforderung und lassen sich mit gut platzierten Treffern schnell ins Gewässer zurückschicken. Die Anführer oder Kommandanten sind da schon eine größere Nummer und erfordern mehr Geduld. Wie von der Reihe bekannt, sind die Levels aber auch deshalb so aufgebaut, dass ihr einem Hauptauftrag folgt, der schließlich im Endkampf gegen einen Boss resultiert. Das dürfte für Fans des Anime auch Ausschlaggebend sein die Areale zu räumen. Schließlich will man das virtuelle Anime- Feindbild ordentlich die Leviten lesen. Da diese auch recht einfach gestrickte Muster aufweisen und ihr gegen die “Normalos” stets die Oberhand habt, ist eine Niederlage eher ausgeschlossen. Wer sich trotzdem am Schwierigkeitsgrad stört, senkt diesen schlicht ab, um noch einfacher durch die Horden zu gleiten. So wirklich komplex sind in Pirate Warriors 4 also weder die Gameplay- Mechaniken, noch die Aufgabenstellungen. Im Vergleich zu so manchen anderen Hack’n Slays wie Devil May Cry kann darum durchaus mal die Monotonie euer Wegbegleiter sein. Besonders bei Spielern, die keine Leidenschaft für das Franchise haben. Denn der fette Bonus des Spiels steckt nun einmal in seiner beliebten Lizenz. All die bekannten Orte, Figuren, Designs und Geschichten des Anime oder Manga zu erleben und sich z.B. mit Lysop zu kloppen, sorgt eben für einen großen Unterhaltungswert. Sofern ihr den Storys der Strohhüte etwas eben abgewinnen könnt.

Gold Roger, der König der Piraten!

Zumal ihr euch als Fan auch auf eine große Auswahl von Figuren einstellen dürft, die viel Varianz ins Spiel bringen. Jeder Charakter hält eigene Fähigkeiten in der Hinterhand und lässt sich zwecks dessen anders steuern. Wenn ihr mit Zorro auf schnellste Art die Gegnermassen mit seinen Schwertern dezimiert, fühlt sich dies gänzlich anders als ein Fernkämpfer wie Lysop, der seine Schleuder nutzt, um langsam seine Feinde zu triezen. Letzterer fühlt sich auch weitaus träger an, was eine gute Balance im Spielmodus darstellt. Mit fast 40 spielbaren Figuren hat das Spiel auch eine ordentliche Anzahl an Bord, mit der Fans sicherlich zufrieden sein dürften. Zumal manch alteingesessener Charakter auch passende Outfits für die neue Welt erhalten hat.  Spielerisch hat sich zwar insgesamt wenig getan, aber an der Front gibt’s dann doch die eine oder andere Änderung. Eine kürzlich eingeführte Neuerung fürs Gameplay ist zum Beispiel die Stamina- Anzeige, die für bestimmte Ausführungen in Form von Power- Dash etc. eingesetzt wird. Hiermit ist es möglich die Feinde mit einem schnellen Schub aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Auch eine Formwandlungs- Mechanik wurde hinzugefügt, ebenso eine Schildanzeige für Bosse, die es zu beachten gilt. Ein Angriff kann nämlich nur gelingen, wenn der Feind gerade selbst einen Move ausführt. Sobald er in die Verteidigung geht, kann der Schild nur schwer bezwungen werden. Wie es inzwischen zum guten Ton eines Videospiels gehört, ist natürlich auch ein Level- System eingebunden wurden, mit dem ihr eure Figuren stärkt. In Pirate Warriors 4 geschieht dies entweder mit Hilfe eines Gruppen-, oder Solo- Fähigkeitenbaums. Dabei gilt es dann die Attribute der gesamten Crew oder eines einzelnen Mitgliedes separat zu verbessern. Durch diesen Talentbaum erlernt ihr zwangsweise auch neue Angriffe und erhöht die Lebens-, Angriffs-, und Verteidigungsleisten. Dies geschieht durch euer gesammeltes Geld und bestimmte Items, die es in Schatzkisten zu finden gibt. Die wohl bedeutendste Neuerung dürfte aber wohl die Grafik- Engine sein, die Omega Force hier verwendet. Die neueste Technik steckt zwar nicht dahinter, doch optisch bieten die Massenschlägereien trotzdem ansehnliche Kost. Fans der Strohhut- Bande dürfen sich darum auch auf ein weitaus flüssigeres Erlebnis freuen. Trotz der schier unendlichen Anzahl an Feinden, gleiteten eure Figuren förmlich über den Bildschirm und erscheinen dabei sehr sauber animiert. Zweifelslos zeigt sich One Piece Pirate Warriors 4 als schönster Ableger der beliebten Saga. Die Charaktere erstrahlen in einem neuen Glanz und wirken sehr plastisch. Das Entwicklerstudio scheint einen guten Mittelweg gefunden zu haben, um eine stabile Bildrate zu ermöglichen und doch den Figuren eine optische Brillanz zu verleihen.

Die Helden & Schurken sind sehr detailreich, farbenfroh, gut aufgelöst und schick gestaltet. Dass hier auch die Animationen & Effekte ein Lob verdienen, liegt angesichts der Bildschirmfüllenden Action auf der Hand. Einzig die Hintergründe, die zwar schön die Vorlage einfangen, fallen wieder etwas trister aus. Doch genauso wie in allen Warriors- Spielen fallen niedriger aufgelöste Bodentexturen in den hektischen Gefechten fast gar nicht auf. Schon allein der Grafikstil macht hier einiges aus. Eine visuelle Pracht wie in God of War, Horizon: Zero Dawn oder Red Dead Redemption dürft ihr natürlich nicht erwarten (schon allein die Pop-Ins und geringe Anti-Aliasing Filter sind weit von Grafikreferenzen entfernt), doch im Vergleich mit den Vorgängern zeigt sich durch den, trotz hohen Poly-Count, flüssigen Brawler, eine frische Piratenschlacht. Schließlich sollte man bedenken welch hohe Rechenpower nötig ist, um derart viele Feinde auf den Bildschirm zu verfrachten. Technisch habe ich deshalb wenig zu beanstanden. Wenn es etwas zu bemäkeln gäbe, wären dies höchstens die lange und viel zu häufigen Ladezeiten. Das kann schon mal frustrieren, wenn eine Mission scheitert. Überhaupt ist dies ein großer Kritikpunkt meinerseits an Pirate Warriors. Nahezu jede Aktion, Cutscene etc. wird mit einem Ladevorgäng überbrückt, was besonders ärgerlich ist, wenn eine Mission ein Zeitlimit hat und man dieses überschreitet. Hier gilt es dann direkt zwei Ladezeiten zu überstehen und direkt zum Beginn des Levels versetzt zu werden. Denn aus irgendeinem Grund scheinen die Entwickler es nicht für nötig gehalten zu haben Checkpoints ins Spiel einzubinden. In Kombination mit den Ladezeiten ein echt großer Nervfaktor. Das Spiel bleibt aber ansonsten seinem Kernstück treu und bietet eine ordentliche, leicht aufpolierte und erheiternde Anime- Prügelei, die besonders in grafischer Hinsicht zugelegt hat. So wirklich bedeutsame Neuerungen fallen zwar nicht auf, doch vielleicht bin ich dafür auch einfach nicht Hardcore- Fan genug. Was ich aber sagen kann: Wem die neuen Handlungsstränge, frische Figuren und die liebevoll designten Umgebungen der aktuellen Arcs ausreichen, der bekommt genau den Titel, den er sich erhofft.


Vielen herzliche Dank an Bandai Namco Entertainemnt für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares von One Piece: Pirate Warriors 4:)


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