Das Indie- Projekt “No Man’s Sky” kehrt mit “Beyond” zurück, um alte Fans, wie auch Neulinge anzusprechen und ihnen endlich das Spiel zu bieten, das es ursprünglich sein sollte. Ob das gelungen ist, verrate ich euch im Test…

Mit “Beyond” in den Neustart!

Das Spiel von Hello Games hatte es zum Release im Jahre 2016 nicht gerade leicht. War es doch mit immensen Vorschusslorbeeren gesegnet und lange heiß erwartet. Als es schließlich in den Handel gelangte, war von der spannenden Multiplayer- Weltraum Sandbox mit seinem schier unermesslichen Ausmaße kaum etwas vorhanden. Der Release war geprägt durch Bugs, Performance Probleme und einem eintönigen Ressourcen Grinding. Die prozedural generierten Welten wollten nicht zünden, weshalb der Titel schnell als Flop des Jahres verschrien war.

Darum muss man Sean Murray und sein Team durchaus dafür loben, dass sie ihr Spiel trotzdem nicht ins Nirvana geschossen, sondern weiter dran gearbeitet haben. Mit “Beyond” soll No Man Sky nun endlich das Projekt werden, was ursprünglich vorgesehen war. Inklusive Multiplayer Modi und einem vielversprechenden VR-Modus. Was draus geworden ist, fragt ihr euch? Nun, das lässt sich gar nicht so leicht zusammenfassen. Denn No Man Sky bleibt auch weiterhin ein ziemlicher Zeitfresser, der aber durch seine Komplexität sehr an den Nerven zerren kann. Zwar sorgt das Beyond-Update nun für vernünftige Einführungssequenzen, die euch die einzelnen Funktionen im Detail erläutern, doch ist der schier immense Umfang trotzdem kein einfaches Stück Software.

Als Neuling wird man neuerdings aber zumindest besser ins Spiel eingeführt und darf gewissen Ressourcen mit mehr Anweisungen versehen lassen. Das ist hilfreich, um Aufgaben schneller zu bewältigen und Planeten zu erkunden. Der Verständnis kommen die vielen Informationstexte und die aufwendige Einarbeitung ins Crafting etc. sehr zuvor. Trotzdem hatte ich als Spieler manchmal so meine Problemchen mich zurechtzufinden und die richtige Ressource auf einem Planeten auszumachen. Hat man aber erst einmal die Pflanzen-, Gestein-, und Tierwelt erkundet und mit seinem Scanner genügend Informationen gesammelt, lassen sich die wichtigen Rohstoffe aber meistens gut finden.

Abenteuer in endlosen Welten!

Das spannendste an dieser Art von Videospiel, sind natürlich sowieso die zufällig errechneten Welten, die einem mit Vorfreude auf den nächsten Planeten fliegen lassen. Als Raumpilot, der zu Beginn erst einmal genügend Materialien für die Reparatur seines Raumgleiters benötigt, macht ihr euch also auf das Universum zu erkunden und einer endlosen Suche nach Loot zu folgen. Denn No Man’s Sky ist der Inbegriff von Looten, Leveln und Craften. Die Planetensysteme sind gefüllt mit facettenreichen Arealen, die nur nach dem Abgrasen von Materialien rufen.

Mit eurem Survival- Pack an Bord sind Upgrades an der Tagesordnung, um Waffen, Raumschiff und eure Basis zu überarbeiten. Jedes Mal, wenn ihr glaubt sinnvolle Verbesserungen an Land gezogen zu haben, ploppt schon die nächste Info zum Aufbessern eurer Ausrüstung auf oder es blinkt die Anzeige für fehlende Rohstoffe, die just in dem Moment dringend benötigt werden. Denn leider ist euer Survival- Anzug keine Allzweckwaffe gegen die Umgebung. Die meiste Zeit braucht ihr bestimmte Ressourcen, um z.B. die Gift-, Kälte oder Hitzeanzeige zu senken. Das kann schon mal gehörig nerven, wenn man eigentlich nur mal kurz Missions- bedingt andere Rohstoffe sammelt oder dieselbe Materialien eigentlich zum Reparieren nützlich wären.

In regelmäßigen Abständen wurden zuletzt verschiedene Neuerungen ins Spiel eingebunden, zu denen Multiplayer-Modi, zusätzlicher Content oder auch Story-Sequenzen gehörten. Mit dem Beyond-Update werden diese Elemente noch leicht verbessert, indem zum Beispiel nun auch bis zu 32-Spieler im Multiplayer antreten dürfen und gemeinsam durchs Universum düsen. Wie schon zuvor angedeutet, hat das Beyond-Update auch für ein paar kleine Umgestaltungen in den Missionen und Tutorials gesorgt, sodass ihr einer “richtigen” Geschichte folgt, während ihr euch auf eurem Survival-Trip austobt.

Nichtsdestotrotz dürft ihr euch mit No Man’s Sky auch weiterhin keine Halo- Ausmaße erhoffen, was die Storyline betrifft. Vielmehr dient der Missionsablauf nur dem Ziel euch in die Mechaniken einzuarbeiten. Es gilt in diesem Spiel weitaus mehr in eine Art Überlebensmodus zu verfallen und durch Terraforming neue Planeten zu erschließen, die auch zahlreiche Rohstoffe ins Inventar einbringen. Durch die überarbeiteten Quest- Logs und der leichteren Orientierung gelingt es dem Team das Spiel also tatsächlich verständlicher und auch Einsteiger- freundlicher zu gestalten. Doch all diese Konzepte sorgen dennoch für eine ziemlich geringe Zielgruppe, würde ich behaupten. Denn nicht jeder Spieler wird sich auf Dauer damit anfreunden können sich so tief in die Spielmaterie einzuarbeiten, um vorankommen zu können.

Liebeserklärung an’s Crafting!

Ich für meinen Teil war leicht überfordert von der schieren Masse an Funktionen, Gadgets, Rohstoffen, Missionsanweisungen, Lebewesen und Hilfsgegenständen. Man könnte also sagen, dass all die Elemente, die No Man Sky den Spaß entlocken und für ein unfassbar komplexes, ausuferndes und spannendes Spielerlebnis sorgen, auch ebenso das genaue Gegenteil erzeugen.

Wenn ihr zum wiederholten Male dieselben Rohstoffe erwirtschaftet, dieselben Materialen herstellt und immer aufs Neue die Anzeige des Raumanzugs im Blick haben müsst, verfallt ihr schnell in einen ziemlichen repetetiven Spielverlauf. Dasselbe gilt auch für das Waffen- Handling. Ihr verbringt schließlich Stunden damit Felsen mit Feuergewalt aus dem Weg zu räumen, euch so unterirdisch durch den Planeten zu wühlen und hiermit zahlreiche Pflanzen zu vernichten, um die benötigte Ressource zu finden oder wieder mal Metalplatten anzufertigen. Dazu kommt, dass sich euer Inventar schneller füllt, als bei einem kurzen Diebesausflug durch die Dörfer in Skyrim.

Und trotzdem stellen euch die gesammelten Materialien nie gänzlich zufrieden. Der Drang nach neuen Rohstoffen sorgt für einen endlosen Grind, der mal ziemlich cool, aber zeitweise auch sehr ermüdend ausfallen kann. Ein Umstand, der sich für mich zudem nie erschlossen hat, ist, warum das Jetpack eine so geringe Flugreichweite hat und eure Ausdauer beim schnellen Antritt so schnell gelehrt ist. Die Planeten, die euch No Man’s Sky vorsetzt sind unfassbar groß und so weitläufig, dass man teilweise mehrere Kilometer an InGame Schritte zurücklegen muss, um bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Da stört es ungemein, wenn der spielbare Charakter schon nach wenigen Laufschritten fast zusammenklappt.

Diese Limitierung ist ein nerviger Faktor, den leider so ziemlich jedes Survival- Spiel besitzt. Hier fällt es allerdings noch mehr ins Gewicht. Darüberhinaus kann es auch ziemlich nerven, wenn ein Planet ständig von Wetterbedingungen geprägt ist, die dafür sorgen, dass man in Höhlen einen Unterschlupf suchen muss. Das zieht ständig aus dem aktuellen Missionsprotokoll heraus, weil man zwangsweise vom Ziel abweicht. Mit einigen Komfortfunktionen stellt sich das Suchen, Sammeln und Erforschen aber inzwischen als wesentlich angenehmer heraus. Auch wenn das Inventar immer noch ein wenig fummelig ausfällt. Man hat sich zumindest Gedanken gemacht und so manches implementiert, das im Spiel Vorteile verschafft.

Doch was die technische Seite anbelangt, so verbleibt No Man’s Sky “nur” auf einem anständigen Niveau. Die Welten erstrahlen mit farbenfrohen Kulissen und lassen sich teilweise sogar komplett umformen. Dazu gesellen sich grässlich, cool designte Kreaturen und eine abwechslungsreiche Pflanzenwelt. Manchmal ist die Performance nichts ganz perfekt, aber das fällt nicht allzu stark auf. Dafür sind die Areale aber nicht unbedingt sehr stark texturiert und auch die Animationen der Figuren sind “nur” solide. Mit einer Open-World Grafikgranate wie Read Dead Redemption darf der Titel nicht verglichen werden.

Wenn man aber bedenkt wie übergangslos diese Planetensysteme erreicht werden können und was für ein schier unendliches Ausmaß dieser Kosmus zu haben scheint, geht die Grafikqualität vollends in Ordnung. Nimmt man also all die kleinen Problemchen und negativen Elemente bei Seite, bleibt ein sehr interessantes Spielkonzept, das sich mit dem Beyond-Update so langsam auch dem annähert, was man ursprünglich von No Man’s Sky erwartet hat. Generell scheinen die Entwickler auch stetig ihre Idee auszubauen und ein unterhaltsames Abenteuer für Survival- Fans zu schaffen. No Man’s Sky ist tatsächlich ein imposantes Erlebnis, bei dem man sich des öfteren wie ein “richtiger” Raumfahrer fühlt, der spannende Abenteuer auf bunten Planeten erlebt. Der Überraschungseffekt welches Areal wohl das nächste Reiseziel bereithält und was es dort zu entdecken gibt, ist der größte Pluspunkt dieses Videospiels!


Vielen herzliche Dank an ToLL Relations & Sony für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares von No Man’s Sky für die PS4:)


Bildmaterial: ©2019 Hello Games Ltd. NO MAN’S SKY is a trade mark of Hello Games Limited. All rights reserved.