Studio Bones krallt sich einen Shōnen und versucht daraus ein Action reiches Anime Spektakel zu zaubern. Ob sich der Superhelden Trip lohnt, verrate ich euch im Test…

Handlung

Jeder kann ein Held sein! Zumindest in der Welt von My Hero Academia, in der Menschen mit Superkräften geboren werden. Seit hier die ersten Bürger mit Fähigkeiten in Erscheinung getreten sind, wurden diese sonderlichen Künste an die Kinder- und Kindeskinder weitergegeben. Natürlich sorgen solche Fähigkeiten auch für Konflikte und so entstanden im Laufe der Zeit Super-Schurken, die ihre besonderen Kräfte für das Böse einsetzten.

Um die Polizei zu unterstützen formten sich als Gegenstück die Superhelden, die von der Bevölkerung begeistert gefeiert werden. Auch der kleine Izuku Midoriya hofft eines Tages ein angesehener Held zu werden, der die Super-Schurken in die Flucht schlägt. Leider gehört der Knirps zu den 20% der Menschen, die ohne Fähigkeiten geboren und als Normalo abgestempelt werden. Ist sein Traum damit geplatzt? Und was für ein Geheimnis trägt eigentlich sein größtes Vorbild All Might mit sich herum?

Bild & Animation

My Hero Academia hat eine große Stärke und die zieht es aus der visuellen Gestaltung. Mit den übertriebenen Emotionen der Superhelden, den markanten Designs und dem locker leichten Comedy-Touch, erinnern die Charaktere an einem Mix aus modernen Anime und 90s Cartoon der Marke Turtles. Nicht umsonst wirken zahlreiche Schurken aus US Comics entnommen.

Schließlich wirkt der Anime ohnehin wie eine Parodie auf den aktuellen Comic- Trend der Hollywood Gemeinde. Das Studio Bones hat fantastische Arbeit abgeliefert, um wohl die besten Artworks zu schaffen, die derzeit im Shōnen Genre herumflattern. Es ist schon bemerkenswert, wie die Grafiker es geschafft haben den Flair eines Manga auch in animierter Form einzufangen, indem teilweise Comic-Panels zu sehen sind und alles ein wenig skizziert wirkt. Der verrückte Look wird sicherlich nicht jedem Anime Fan gleichermaßen gut gefallen, aber qualitativ ist das schon eine beachtliche Design-Arbeit.

Schon allein das Wechselspiel zwischen typisch japanischer Manga- Zeichnung und leichtem US-Comic Look, ist auf gewisse Art sehr kreativ inszeniert. Der Superheld All Might ist hierfür das Paradebeispiel. Während nämlich seine Transformation wie ein normaler Superheld aus frühen US  Comics wirkt, erinnert seine zweite Form wie eine schief gelaufene Fusion aus Dragon Ball. Das schafft einen fast schon unnachahmlichen Look, der einen interessanten Kontrast aus japanischen Traditionen und amerikanischen Zeichenstil schafft. Stilistisch ist My Hero Academia tolle Kunst. 

Sound & Musik

Die G&G Studios wurden von Kaze beauftragt aus dem vielversprechenden Shōnen eine anständige Synchro zu zaubern. Und das ist ihnen auch hörbar gut gelungen. Es fällt ziemlich schwer an der Deutschen Fassung herumzumäkeln, denn jede Rolle scheint fast perfekt besetzt worden zu sein.

Die Synchronisation kann sich nämlich durchweg hören lassen und weiß mit guten Sprecherleistungen zu gefallen, die eigentlich zu keiner Zeit wirklich Fehl am Platze wirken. Besonders Matti Klemm liefert hier als All Might eine erstaunlich gute Interpretation des Helden ab, die dem japanischen Vorbild definitiv ebenbürtig ist. Mir persönlich gefällt seine Darstellung sogar deutlich besser, als das Original, was in Animes partout nicht immer der Fall ist.

Vielleicht gefällt nicht jedem die stimmliche Umsetzung von Izuku und einige Nebencharaktere mögen wohlmöglich auch weniger stark sein, aber das ist Meckern auf hohen Niveau. Man kann also sagen, dass das Tonstudio dem Vorbild gerecht geworden ist und es eigentlich keinen ersichtlichen Grund gibt auf die japanische Version umzuschalten, wenn man nicht ohnehin O-Ton Fan ist.

Content & Verpackung

Kaze Anime liefert nicht immer durchweg gute Releases ab, doch in diesem Fall stimmt das Gesamtbild sehr positiv. Zuerst haben wird da den schick gestalteten Pappschuber, der ein aufklappbares Digipack enthält.

Stilistisch hat man sich hier mit dem aufdringlichen Buchstaben und bunten Skizzen am Comic / Manga Bild orientiert, was echt cool aussieht.

Im Falle von My Hero Academia hat der Publisher dieses Mal auch ein Booklet im Querformat beigelegt, das ziemlich dick ausfällt und mit reichlich Text & Skizzen auskommt. Neben Interviews und Episode-Guide sind auch Infos zu den Charakteren vorhanden.

Zu guter letzt befinden sich in der Box auch noch ein Sticker und eine Charakter-Karte von Deku, dem Hauptcharakter der Serie. Mitsamt der fünf Episoden ein wirklich starker Release.

Inside Anime

My Hero Academia versteht sich als Superhelden Coming of Age Serie, die enorm viel aus ihrem Potenzial schöpft und dem aktuellen Superhelden Trend der USA leicht den Rang abläuft. Das mitreißende Abenteuer von Deku weiß mit lockeren Helden- Dramen und starken Actionszenen zu begeistern, die jederzeit mit reichlich Spannung präsentiert werden.

Wenn man My Hero Academia so betrachtet, dürfte der Anime vielleicht sogar zu den besten Shōnen gehören, die seit Bleach zu uns rüber geschwemmt sind. Die fantasievollen Gestalten und das atmosphärische Universum lassen nämlich wohlige Erinnerungen an frühere Tage aufkommen, in denen noch Dragon Ball und Co. den Markt dominieren konnten. Zwar hin und wieder überaus Cheesy, aber durchaus sehenswert und mit immensen Unterhaltungswert versehen.

Mit dem Außenseiter, der zum Helden reift, betritt Studio Bones hierbei durchaus bekanntes Terrain. Schließlich kennt man diese Storyline bestens aus Superhelden Comics und jeder x-beliebigen Drama Serie. In der Hinsicht scheint My Hero Academia also stark der Formel des typischen US-Cartoon zu folgen. Man sollte allerdings bedenken, dass Shōnen Anime nun einmal so konzipiert werden, um leicht verständliche Story-Konzepte zu schaffen, mit denen auch die jüngere Zielgruppe zurechtkommt. Und das schaffen die Autoren auf bemerkenswert gute Weise, denn die Geschichte funktioniert und das Material fühlt sich erfrischend modern an.

Irgendwie bewerkstelligen sie es hierbei auch zeitgleich eine Message zu vermitteln, die der Zielgruppen angemessen erscheint – Du kannst alles erreichen, solange du nur hart genug dafür arbeitet. Nicht die speziellen Talente sind es nämlich, die in My Hero Academy einen Helden auszeichnen, sondern die Zivilcourage und der Mut für sich selbst einzustehen. Diesen Gedanken haben die Autoren perfekt auf Izuku transportiert, um ihn als unscheinbaren, aber liebenswürdigen Helden zu präsentieren. Wer einen Faible für Underdog Storys hat, der wird mit dem Jungen sicherlich sofort sympathisieren. Sein zielstrebiges Auftreten, seine Gutmütigkeit und der eiserne Wille zu helfen, machen ihn im Grunde zum Son Goku der heutigen Generation.

Abgesehen davon lebt der Anime ohnehin von seinem starken Cast, der aus lauter bunt gewürfelter Helden besteht, die sich knallige Gefechte mit verrückten Schurken liefern. Neben all der Action und Dramatik vergisst My Hero Academia aber auch die nötige Portion Humor nicht. Zwar reicht diese meiner Ansicht nach nicht an die grenzgenialen und auf witzige weise strunz doofen Dragon Ball & One Piece Gags heran, aber für den kleinen Lacher zwischendurch passt das Gebotene.


©K. Horikoshi / Shueisha, My Hero Academia Project

©2018 VIZ Media Switzerland SA (German Version)


Vielen herzlichen Dank an Kaze Anime & Themroc PR für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares von My Hero Academia – Vol. 1 für den Test:)