Konami lässt ein neues Team ans Metal Gear Franchise und wandelt die Tactical Spionage in einen Überlebenskampf. Ob das Survival Game etwas taugt, verrate ich im Test…
Dimensionale Kriegsgeschichten!
Die Metal Gear Solid Reihe aus dem Hause Konami stand seit jeher für Tactical Spionage Action mit leichtem Hang zur Überdramatik. Mit dem Spin-off Metal Gear Survive soll das Franchise jedoch nun um ein Genre erweitert werden und fortan einen Überlebenskampf gegen unmenschliche Feinde simulieren. Schon hier wird ersichtlich, dass sich Survive spielerisch weit von dem entfernt, was MGS einst ausmachte.
Langjährige Fans dürfte dies sicherlich abschrecken, doch sollte man ein Spin-off deshalb nicht sofort verteufeln. Das Abenteuer weiß nämlich durchaus zu gefallen, wenn man sich auf die Neuausrichtung einlässt und kein Stealth Game erwartet. Metal Gear Survive schließt erzählerisch an die Geschichte von MGS 5: Ground Zeroes an und spielt zeitlich vor MGS 5: The Phantom Pain, als die Mother Base gerade von XOF Soldaten angegriffen wird. Mitten in diesem Kriegsszenario öffnet sich ein Portal zu einer zweiten Dimension, in die verschiedene Soldaten hineingezogen werden und mit dessen Virus- artiger Substanz auch ein namenloser Held in Kontakt gerät, über den wir später die Kontrolle übernehmen.
Um also den Virus, der sich so langsam in der Welt verbreitet Einhalt zu gebieten, wird der Charakter vom Kommandanten in das surreale Universum gesendet, um dort die Zombie- artigen Wesen zu bekämpfen und eine sonderbare Energie zu gewinnen, die wiederum den Rückweg durch ein dimensionales Wurmloch gewährt. Die futuristische Militär Geschichte von Hideo Kojima fand ja einst gerade auch wegen ihrer übernatürlichen Ereignisse und den komplexen Handlungssträngen hohen Anklang bei MGS Fans. Ein wenig überstrapaziert Survive seine Spieler jedoch mit der Erzählung, die hier geliefert wird. Alles wirkt ziemlich weit an den Haaren herbeigezogen und selbst im Kontext des MGS Universums unheimlich ernst, ohne den zweifelsohne sympathischen Ton von MGS halten zu können.
Held auf Überlebensmission!
Spielerisch sieht es dagegen schon viel positiver aus. Zwar vermag Metal Gear Survive anfangs ein recht befremdliches Videospiel zu sein, wenn man als alter MGS Veteran in die Schlacht zieht, doch erscheint die Zombie verseuchte Welt als gar nicht so schlecht umgesetzt.
Offensichtlich haben sich die Entwickler stark von beliebten Survival Spielen bedient und vermischen dies mit dem gewohnten Gameplay von Metal Gear Solid 5. Ihr könnt somit die bekannten Schleich- und Nahkampf Manöver ausführen, müsst aber verstärkt euren Status im Blick haben. Der intensive Überlebenskampf setzt sich deshalb meist aus jagen, sammeln, trinken und Nahrung zubereiten zusammen. Schon in Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain ließ die Open World viele Möglichkeiten zu sich Pflanzen und zahlreiche Materialen zu besorgen, die im Gefecht hilfreich waren.
In Metal Gear Survive wird dies schließlich noch durch die Beschaffung von Rohstoffen ergänzt, die ihr entweder für euren Statusbildschirm benötigt oder in Ausrüstung verarbeitet. Das Sammeln von Pflanzen, Metal, Fleisch und Wasser ist wichtigster Faktor und steht stärker im Fokus, als das reine Bekämpfen der Feinde. Schließlich soll mit den Materialien auch die Basis ausgebaut werden, indem ihr an Werkbänken situationsbedingt neue Sachen herstellt. Auf den ersten Blick scheint Metal Gear Survive vielleicht nicht so viel mit dem Ursprungsgedanken zu tun, doch letztlich ist das Erlebnis näher am Metal Gear Konzept, als gedacht. Die Cyber- Militär Thematik, die sich durch MGS zieht, wird auch hier aufgegriffen und mit leichtem Stealth Gameplay versehen. Immerhin sollen die Feinde nicht aufgeschreckt werden, wenn ihr durch die Areale wandert und neue Gegenstände einsammelt.
Mikrotransaktionen und Basisbau!
Schnell wird klar, dass Metal Gear Survive ein ausgesprochen schwieriges Survival Spiel sein kann, das mit massenhaft Zombies einiges an Herausforderung bietet. Leider fehlt es dem Videospiel an einer eigenen Identität, denn Survival Spiele wie Konami’s neues Werk gibt es wie Sand am Meer.
Es ist somit auch nicht verwunderlich, dass ihr zu Spielbeginn einen eigenen Charakter kreiert, den ihr anschließend in die albtraumhafte Welt schickt. Warum die Entwickler sich hierbei den Fehler erlaubt haben ein neues Save-Game für Echtgeld zu integrieren, ist wirklich fraglich. Als Spieler darf man sich hier schon ein wenig ärgern, wenn für einen Neustart zusätzliche Zahlungen notwendig sind. Es ist schade, dass Konami auf den Lootboxen und Content Erweiterungen Hype aufspringt und mit diesem Zug sogar noch mehr in eine falsche Richtung fährt. Eine unschöne Fortsetzung des derzeitigen Mikrotransaktion- Wahn der Publisher.
Aber mal davon abgesehen, hat der Titel durchaus seine Berechtigung als Spin-off der Metal Gear Reihe. Sicherlich werden viele Spieler die Tactical Spionage vermissen, die MGS einst auszeichnete, doch finden sich zahlreiche Gameplay Elemente ein, die MGS 5: Phantom Pain eingeführt hat. Konkret handelt es sich dabei um den zuvor erwähnten Ausbau eurer Basis und dem Verbessern des Equipments. Mithilfe des iDroid greift ihr zeitgleich auch jederzeit auf den Charakter- Bildschirm und die Map zu, um hier Missionen zu markieren und euren Helden aufzufrischen. Mitsamt der doch recht komplexen MGS 5 Steuerungsmethode lässt sich das ruhige Schleich- Gameplay und das überlegte Taktikvorgehen auch in euer Survival Abenteuer einbinden.
Insofern bewegt sich Metal Gear Survive spielerisch gar nicht so weit von dem ab, was an Metal Gear Solid 5 Spaß machte. Die Kampagne wird aber leider recht trocken präsentiert und hält wenig Abwechslung bereit, um wirklich den Glanz der Vorlage zu erreichen. Hier gilt es zumeist einen Haufen Feinde zu erledigen und Kuban Energie einzusammeln, um irgendwann ein Wurmloch erzeugen zu können. Die feindlichen Zombies erledigt ihr hierbei mithilfe von zahlreichen Waffenarten und Vorrichtungen. Da sich die merkwürdigen Wandelnden, wie sie im Spiel bezeichnet werden, kaum von klassischen Zombies unterscheiden, reagieren sie auf Lärm und Bewegung, was zeitweise auch zum Vorteil genutzt werden kann.
Durch das Errichten von Barrieren wie Zäunen lassen sich die Zombies längere Zeit aufhalten, um sie einen nach dem anderen ausschalten zu können. Ein besonderes Angriffsmuster oder variantenreiche Bewegungsabläufe besitzen diese Feinde nicht, weshalb ein einzelner leicht besiegt werden kann. Viel anspruchsvoller wird der Überlebenstrip, wenn mehrere Gegner in der Nähe sind und wohlmöglich auch eure Ausdauer gerade zu niedrig ausfällt. Als Überlebenskünstler solltet ihr in diesen Momenten abwegen, ob sich ein Fortschreiten im gefährlichen Areal noch lohnt, oder lieber die gesammelten Materialien in die Basis transportiert werden solltet.
Natürlich tragt ihr, zum Ausgleich, auch nicht unendlich Barrieren mit euch herum, sondern müsst dieses durch herumliegende Materialien wie Metal erzeugen. All das gelingt über ein recht komplexes Crafting Menü, das doch einiges an Einarbeitung erfordert. Hat man die ersten Hürden aber übersprungen, öffnet sich das ausufernde Konzept und man verfällt in einen recht angenehmen Flow beim Errichten der Basis. Von hieran sammelt ihr bewusst die nötigen Gegenständen, um zahlreiche Fallen für die dümmlichen Feinde zu errichten.
Den Status im Blick!
Wie schon angedeutet, solltet ihr bei eurem Trip in die Gefahren- Regionen auch jederzeit den Status eures Charakters im Blick behalten, der ständig mit Nahrung und Trinken, sowie in gefährlichen Bereichen auch mit reichlich Sauerstoff versorgt werden will. Anfangs kann das leicht nervenaufreibend sein, was speziell am Tutorial liegt, das deutlich zu kompliziert ausfällt.
Auch die Menüs sind hier nicht unbedingt eine Hilfe, da hier wie schon in Metal Gear Solid 5 zu viel Infos auf einem Bildschirm ausgelagert werden. Ständig meldet sich auch euer Roboter- Kontakt zu Wort, um wieder neue Anleitungen zu schildern, was den Spiel- Flow stark stört. Irgendwann verselbstständigt sich das Spielprinzip jedoch und der Unterhaltungswert steigt.
Grundlegend verläuft Metal Gear Survive ab hier allerdings auch immer nach demselben Muster ab – Mission annehmen, Material und Kuban Energie-Ressourcen einsammeln, Equipment reparieren, Waffen verbessern, Fallen bauen und Nahrung vorbereiten, um schließlich wieder die feindlichen Basen zu infiltrieren. Für Survival Fans, die auf ständiges Grinding und tiefgreifendes Crafting setzen, dürfte Metal Gear Survive also auf Dauer ein motivierendes Videospiel sein.
Eine technische Ödnis!
Metal Gear Survive lässt optisch leicht zu wünschen übrig. Zwar weiß die Technik insgesamt zu überzeugen, doch sind die tristen Umgebungen und einseitigen Farbstufen recht langweilig. Konami setzt hier auf die altbewährte Fox Engine, doch erschien Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain etwas polierter. Die einst prächtigen Areale wirken besondern durch die Farbarmut in Survive ziemlich dröge und sind manchmal auch verwaschen.
Immerhin läuft der Titel aber weitaus sauber und hat den Vorteil den grafischen Stil von Metal Gear adaptieren zu dürfen. Zeitgemäß ist jedoch etwas anderes und so verfällt MGS ein wenig in die Mittelmäßigkeit. Obwohl die Technik nämlich durchaus gut ist, haben die Designer offenbar zu wenig Gestaltungsfreiraum erhalten. Die Entwickler haben aus den Möglichkeiten der Fox Engine also zu wenig herausgeholt. Der Sound geht derweil vollkommen in Ordnung und hält auch gute englische Synchronsprecher bereit.
Vielen herzliche Dank an NEUKOM GmbH und Konami für die freundliche Bereitstellung des Download Codes von Metal Gear Survive für die Xbox One:)
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