Zurück auf die Normandy!

Das Jahr 2007 bot sicherlich eines der stärksten Spiele Releases des letzten Jahrzehnts. Die Publisher buhlten um die Gunst der Spielerschaft und legten mit frischen Marken wie Bioshock, Assassin’s Creed, Rock Band und Uncharted eine regelrechte Flut an Neuentwicklungen auf. Die gerade frisch vermarkteten Nintendo Wii, Playstation 3 und Xbox 360 waren im Mainstream angelangt und auch Bioware werkelte inzwischen wieder an einem neuen Franchise. Nachdem die Rollenspiel Experten schon mit Star Wars: KOTOR ein besonderes Gefühl für Weltraum- Szenarien bewiesen hatte, wollte man mit dem Start der neuen Generation ein eigenes Science-Fiction Universum erschaffen, bei dem drei Spiele auf einem langen Handlungsbogen ausgelegt waren.

Als Mass Effect dann schließlich im November 2007 das Licht der Welt erblickte, sorgte es bei Spielern und Presse gleichermaßen für Erstaunen. Selten war ein Rollenspiel mit solch einer Tiefe versehen, wie es Bioware hinsichtlich der Dialoge, Optionen und späteren Konsequenzen erreicht hatte. Nachdem die Trilogy dann einige Jahre später die Generation 360 / PS3 als Abschiedsgeschenk in Rente schickte, wurde es still um die große Marken. Der Versuch das Franchise mit Andromeda noch einmal zu alter Stärke zu verhelfen scheiterte kläglich. Doch nun, im Jahre 2021, sollen Commander Sheppard und seine Crew noch einmal die Reaper bekämpfen und dem Geheimnis der Protheaner auf den Grund gehen.

Mit der Komplettausgabe der Mass Effect Trilogy will Bioware seine alten Fans also noch einmal in den beliebten Weltraum Epos locken und zugleich die Normandy aus der Versenkung holen. Inklusive aller Download-Inhalte hält die Trilogie dabei natürlich auch eine überarbeitete Technik bereit. Welche Auswirkungen die Neuerungen letztendlich haben und wie sich das alte Spielprinzip auch nach über 10 Jahre schlägt, soll mein Test zeigen. Dafür gehen wir mal chronologisch vor.

Mass Effect: Die Legende der Protheaner!

Die Geschichte von Mass Effect startet auf der menschlichen Kolonie “Eden Prime”, auf dem das Besatzungsschiff der Normady unter Leitung des Allianz Officers David Anderson einen Geheimauftrag der Allianz ausführt. Die Mission führt dabei ein dreiköpfiges Team, angeführt von Commander Shepard, auf die Suche nach einem alten Artefakt. Eigentliche eine einfache Routine Mission, um die Fähigkeiten von Shepard als potenziellen Spectre zu testen. Doch schon kurz nach der Landung stellt das Team ein unnatürliches Aufkommen an feindlichen Außerirdischen (Geth) fest.

Unter der Führung des Turianers Saren entbrennt ein erbitterter Kampf auf dem Planeten, ehe Shepard in den Ruinen der Stadt selbst in Berührung mit dem mystischen Artefakt kommt. Dieses zeigt sich als altes Überbleibsel der Protheanischen Alien-Rasse, die das Artefakt als Kommunikationsmittel nutzt, um vor einer technisch weit entwickelten Rasse, den “Reapern” zu warnen. Für Shepard beginnt damit ein Kampf, der nicht nur politische Sichtweisen in Frage stellt, sondern auch die gesamte menschliche Herkunft bedroht.

Das Original schafft es geschichtlich auch Heutzutage noch außerordentlich gut zu unterhalten und begeistert mit einer wendungsreichen Storyline und facettenreichen Charakteren. Die größte Stärke von Mass Effect liegt aber auch klar in den Dialogen, die mit Authentizität und weitreichenden Entscheidungen überzeugen. Als Rollenspiel Fan bin ich im Laufe der Zeit schon vielen Spielen begegnet, bei denen einfach wahllos Figuren auf der Map verteilt wurden und inhaltlosen Mist erzählen. Nicht so in Mass Effect! So ziemlich jede Person, Alien oder KI-Programm kann mit interessanten Informationen oder glaubhaften Backstorys das Universum beleuchten. Als Spieler fällt es wirklich schwer an einem Charakter vorbeizulaufen, da jedes Gespräch wichtig erscheint. Hand aufs Herz: Wie oft klickt ihr in Videospielen die ellenlangen Dialogtexte weg? Wahrscheinlich immer und das sogar ohne Nachteil! Wer diesen Fehler aber in Mass Effect begeht, dem entgeht tatsächlich ein unfassbar großer Schatz an Wissen über die einzelnen Rassen, Planeten, Politik und Zwischenmenschlichen (-außerirdischen) Verbindungen. Die Entwicklerschmiede Bioware hat mit Mass Effect ein Universum geschaffen, das nicht nur realistisch, sondern auch unglaublich spannend wirkt. Es ist dieses beispiellose World-Building, das dem Spiel sein gewisses Etwas verleiht und meilenweit über die Konkurrenz hebt.

Spielerisch zeigt sich der Erstling dagegen spürbar gealtert und sorgt besonders durch seine knifflige Shooter Steuerung für einige Konflikte. Besonders die Schusswechsel sind durch unbedachtes Controller-Layout und überzogenes Kontrollschema schwierig zu handhaben. Zumal sich Bioware auch nicht an klassischen Button-Layouts orientiert hat, sondern so manche fragwürdige Entscheidung getroffen hat. Zwar macht das Remaster hier im Vergleich zur Xbox 360 Version tatsächlich eine bessere Figur, ist aber trotzdem noch unausgereift. Das Verwenden von Heilmitteln, der Munitionswechsel und der Einsatz von Granaten erweist dadurch als unnötig kompliziert. Für viele Spieler dürfte das eine starke Umgewöhnung bedeuten, sofern sie irgendwann in den letzten Jahren mal einen 3rd Person Shooter im Laufwerk hatten. Leider zeigt sich das auch beim unnatürlichen Treffer-Feedback, wodurch die (eigentlich) taktischen zumeist eher unbefriedigend ausklingen. Dafür hat man das Inventar ausgebessert und ermöglicht es dem Spieler nun verschiedene Objekte zu markieren und sie in Ressourcen umzuwandeln. Dadurch wirkt das Ausrüstungsmenü etwas aufgeräumter und bietet eine bessere Übersicht.

Das Missionsdesign ist dagegen noch taufrisch und lässt auch spielerisch einige Optionen offen. Mit dem richtigen Charakterwert lassen sich z.B. auch Auseinandersetzungen komplett vermeiden und Questziele leichter erreichen. Dabei gibt euch Bioware oft auch nur einen groben Anhaltspunkt welche Aufgabe zu erledigen ist. Wie ihr letztlich die Mission meistert und ob ihr zwischendurch vielleicht noch anderen Personen Hilfestellung gebt, ist freilich euch überlassen. Kurz vor Ende des Spiel gibt es beispielsweise eine Mission, die grundsätzlich zwei Wege bereithält, die unterschiedliche Missionsauswirkungen haben. Dass eure Entscheidungen starken Einfluss auf die gesamte Welt und euer Ansehen als Commander hat, macht die Aufgaben und die vielen Dialogoptionen besonders aufregend.

Leider hat man es seitens Bioware versäumt die Map zu überarbeiten. Diese ist teilweise nämlich komplett unbrauchbar und verwirrt manchmal kräftig bei der Wegfindung. Die Zielmarkierung zeigt z.B. nicht immer den kürzesten oder logistischen Weg oder die Entwickler verzichten mal gänzlich auf eine Positionsmarkierung. Auf den weitläufigen Planeten und Arealen kann das schon mal für längere Suchaktionen sorgen. Aber da die Welt und ihre Bewohner interessant genug sind verzeiht man es dem Spiel, dass man durch fehlerhafte Karten öfters mal vom Weg abkommt.

Eine großes Konfliktpotenzial hielt Mass Effect aber stets bereit: Die grauenvollen Fahrzeugpassagen! Während der Panzer in der Ursprungsversion seinen Namen alle Ehre machte und wohl der schwammigste Mist im Entwickler-Olymp war, ist die Mako-Steuerung inzwischen “nur” noch mies. Denn trotz leichter Überarbeitung reagiert das Blechbiest immer noch wie ein wildgewordener Stier, den man kaum zügeln kann. Zumindest ist der Frustpegel aber etwas weitergesunken. Spaß macht das Reisen mit dem Teil zwar nicht, aber zumindest bringt es den Spieler einigermaßen gut von A nach B und wieder zurück. Hätte Bioware damals lieber mal weniger auf die großen Planeten gebaut. Denn das Laufen ist deutlich angenehmer! Neben einem verbesserten Nahkampfverhalten wurde zudem die Levelgrenze halbiert, um einen besseren Spielfluss zu ermöglichen. Wer sich daran stört, kann aber auch ganz klassisch das alte Level erspielen. Insgesamt zeigen sich die Gameplay Neuerungen als sinnvoll, können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass ME1 aus einer verfrühten Konsolen Generation stammt und in vielerlei Hinsicht (z.B. Taktik-Menü und Funktionslayout) wohl besser auf Maus & Tastatur ausgelegt worden wäre.

Mass Effect 2: Das Cerberus Projekt!

(Anfang | Story-Spoiler zu ME1) Nach dem Sieg über Saren und der Vernichtung von Sovereign glaubt der Citadel-Rat die Bedrohung der Reaper weitgehend abgewendet zu haben. Die Flotte der Allianz schickt die Normandy unter Leitung von Shepard trotzdem noch einmal durch die Galaxie, um die restlichen Geth zu bekämpfen und so die potenzielle Bedrohung zu beseitigen. Auf einem der Einsätze wird die Normandy jedoch von einem feindlichen Flaggschiff angegriffen und schwer beschädigt. Bei der Aktion kann zwar der Großteil der Crew mit Rettungskapseln fliehen, doch für Shepard kommt jede Hilfe zu spät. Er wird in den All geschleudert und gilt fortan als verschollen, ehe er zwei Jahre nach der Explosion beim Privatunternehmen Cerberus erwacht und Teil des Lazarus-Projekts wird. (Ende | Story-Spoiler zu ME1)

Mass Effect 2 ist dem Erstling spielerisch deutlich überlegen. Das merkt man schon in den ersten Spielminuten! Unser Commander Shepard lässt sich hier weitaus flüssiger übers Parkett bewegen und Schusswechsel sind näher am klassischen Shooter- Markt orientiert. Dadurch sind Munitionswechsel, Heilkraft und der Einsatz von Fähigkeiten wesentlich leichter zu erreichen. Auch die künstliche Intelligenz der Gegner und Teampartner wurde damals deutlich gesteigert. Sind die Helden und Bösewichte im Original gerne mal ziellos übers Schlachtfeld geirrt, nutzen sie jetzt besser Deckung und reagieren auf die jeweilige Kampfsituation. Das Treffer-Feedback, die Waffenbalance und das Verhalten von Physik hat sich verbessert und fühlt sich authentischer an.

Im Gegensatz zum ersten Mass Effect müssen in ME2 nun Munitionspakete gesammelt werden, statt die Überhitzung der Waffe abzuwarten, wie es noch zuvor im Rollenspiel der Fall war. Was sich spielerisch auch bemerkbar macht, ist das ausgefeiltere Deckungssystem. Musste man sich bei Mass Effect 1 noch vor kleinen Hindernissen hinhocken, um vor Schüssen geschützt zu sein, lehnt sich Shepard nun per einfach Tastendruck gegen die Schutzwand. Das erleichtert sogleich auch das freie Kampfgeschehen, bei dem ihr die Heldentruppe leichter befehligen könnt.

Mass Effect 3: Der Angriff der Reaper!

(Anfang | Story-Spoiler zu ME2) Nach den beschwerlichen Ereignissen um Cerberus, ist Shepard wieder auf der Erde angekommen und wird dort zum Rat berufen. Hier soll über die potenziellen Feinde diskutiert und eine politisch schlüssige Lösung gefunden werden. Doch der Angriff der Reaper steht bevor und lässt nicht lange auf sich warten. Noch während Shepard eine Debatte mit dem Vorsitzenden führt, wird das Hauptgebäude der Allianz angegriffen. Gemeinsam mit Anderson versucht sich Shepard durch die Streitkräfte zu kämpfen und muss schließlich die schwere Entscheidung treffen von der Erde zu fliehen. Für den Commander ist die entscheidende Schlacht gekommen. Wird er noch rechtzeitig alle Völker zum Endkampf gegen die feindlichen Invasoren versammeln können? (Ende | Story-Spoiler zu ME2)

Das grundsätzliche Gameplay in Mass Effect 2 und Mass Effect 3 unterscheidet sich nur in wenigen Nuancen. Das Kampfsystem ist eine Weiterentwicklung gegenüber dem direkten Vorgänger und die Action zieht stärker an. In Teilen spielt sich ME3 darum meistens wie ein Shooter, dem Rollenspiel Elemente untergejubelt wurden. Da die Kämpfe in Mass Effect 1 stärker auf Rollenspiel-Mechaniken gesetzt haben, fühlen sich die Kämpfe dort deutlich träger an, wie in ME3, wo die Schlachten selber nun eine höheren Anteil haben. Darum wirkt das Bewegungsmuster von Shepard auch etwas intuitiver und Sprints & Sprünge fühlen sich natürlicher an. Während ME1 also das klassischste Rollenspiel darstellt und Mass Effect 2 eine gute Balance aus Action und Rollenspiel findet, ist Mass Effect 3 eher der typische Blockbuster! Bioware hat im Laufe der Spielzeit also eine unausweichliche Entwicklung durchgemacht, die sich auch spielerisch widerspiegelt. Für Rollenspiel Neulinge dürfte in der Hinsicht auch die Wahl der Spielmodi eine tolle Ergänzung sein. Die Entwickler bietet euch nämlich drei verschiedene Spielkonzepte an, die das Spielgefühl wesentlich beeinflussen.

Während im Rollenspielmodus sich an ME2 orientiert und euch freie Dialogwahl und Charakteranpassung lässt, ist der Actionmodus auf Kämpfe ausgerichtet. Deshalb werden z.B. Dialogoptionen aus dem Spiel entfernt und Zwischensequenzen laufen automatisch ab. Als dritten Modus wurde schließlich noch der Storymodus eingebaut, der hingegen alle wichtigen Spieloptionen deaktiviert und sich mit einem verringerten Schwierigkeitsgrad auf die Geschichte beschränkt. Somit fallen Rollenspiel- Elemente gänzlich weg, Dialoge laufen als Cutscene ab und die Action wird auf die niedrigste Stufe geschaltet. Dadurch sollte für jeden Fan ein geeigneter Spielmodus zu finden sein. Gegenüber dem Xbox 360/PS3 Ableger wurde bei der Legendary Edition übrigens auf dem Multiplayer Modus in Mass Effect 3 verzichtet. Eigentlich diente dieser dazu mithilfe der Online Komponente die Kampfbereitschaft der Truppen zu steigern, was Auswirkungen auf den Einspieler-Modus hatte. Stattdessen entscheiden nun die abgeschlossenen Missionen in den beiden Vorgänger welche Enden zu erreichen sind. Die »Galaxy At War«-Mechanik wurde also gewissermaßen vereinfacht und Entscheidungen aus dem Vorgänger haben eine tragende Rolle.

4K, HDR & Ambient Occlusion!

Die Mass Effect: Legendary Edition ist somit spielerisch, sowie geschichtlich noch gut gealtert und dürfte auch Neulingen einige spannende Spielstunden bieten. Bevor aber tatsächlich ein abschließendes Urteil gefällt werden kann, sollten wir uns mal die technischen Neuerungen ansehen. Schließlich will die Trilogie auch grafisch noch einmal glänzen. Welche visuellen Verbesserungen die Komplettausgabe letztlich besitzt, werden wir darum mal der Reihe nach offenlegen…

Die Originaltrilogie wurde damals komplett innerhalb einer Konsolen Generation veröffentlicht, weshalb die interne Auflösung selten über native 720p Auflösung hinweg kam. Mit dem Remaster peilt man dagegen nun eine Hardware an, die sogar bis zu 4K Ultra-HD Auflösungen ermöglicht. Darum hat man bei Bioware direkt alle Texturen des Spiele überarbeitet und sie höher aufgelöst. Dafür hat man laut Bioware eigens ein modernes KI-Programm entwickelt, das die unkompromierten Textur-Dateien des Ursprungsspiels auf die vierfache Auflösung anheben kann. Die hochauflösenden Texturen erkennt man schon deutlich an den verbesserten Militäranzüge und Outfits der Figuren. Die Uniformen weisen inzwischen weitaus mehr Feinheiten und Details auf. Besonders sichtbar wird das in einem bildlichen Direktvergleich zwischen ME1 Original (360) und ME1 Remaster (Series X).

So sind z.B. einzelne Kleidungsdetails an Liara’s Outfit erkennbar. Während im Original nur eine verwaschene, einfarbige Textur auszumachen ist, sind in der Neuauflage sogar neue Details wie ein Knopf sichtbar. Zusätzlich hat man auch die Hautoberflächen- Shader überarbeitet und erlaubt so eine authentischere Berechnung von Lichtern. Mitsamt des Bokeh-Tiefeneffekts wirken dadurch auch die früher statischen Dialogszenen realistisch- und lebendiger. Zwar agieren die Charaktere teilweise immer noch sehr hölzern, doch fallen Animatonsfehler durch die verbesserte Inszenierung nicht mehr so stark ins Gewicht. Leider scheinen aber nicht alle Charaktermodelle gleichmäßig behandelt wurden zu sein. So mancher Nebencharakter hat ne’ (Polygon-) Frisur zum Davonlaufen. Dafür bietet die gesamte Trilogie eine Verbesserung bei der Oberflächenreaktion von Materialien wie Glas oder Metalle, wodurch die Szenen natürlicher auf Lichteinfluss reagieren. Doch nicht nur die Reflektionen am Boden wurden ordentlich verbessert, auch die Partikel Simulation wurde erneuert und laut Bioware sogar um sekundäre Emitter erweitert.

Für alle, die sich im Thema 3D-Grafik / Animation nicht so gut auskennen, sei das mal kurz erklärt: Ein Emitter ist so etwas wie ein Geburtshelfer für diese kleinen Partikel, die als eine Art Koordinatenpunkte im Pixelraster erscheinen. Der Emitter gibt dabei quasi den Impuls welche Formen ein Partikel einnehmen kann und wie seine Wirksamkeit erfolgt. Soll sich z.B. eine Rauchwolke natürlich ausbreiten, wird gerne ein Volumen-Emitter verwendet, damit sich die Partikel in einem vordefinierten Bereich ausbilden.

Soweit die Theorie! In der Praxis ermöglicht ein sekundärer Emitter in ME1 somit die Erhöhung der Feuer- und Rauchrate bzw. auch eine genauere Ausbreitung der Funken. Das sorgt für ein realistischeres Bild bei Schusswechseln, Flore & Faune oder Explosionen. Daneben wurden natürlich auch wieder die markanten Lensflare Effekte genutzt, die im Remaster noch mal deutlich verbessert wurden. Zudem hat man teilweise neue Objekte in die Spielewelt eingebaut, damit diese lebendiger wirken. All das resultiert in einer Umgebung, die glaubwürdigere Planeten und somit auch eine natürlichere Flora ermöglicht.

In Teilen hat man auch eine ordentliche Farbkorrektur, inkl. HDR Farbtiefe, vorgenommen und dem Rollenspiel damit (visuell) neues Leben eingehaucht. Trotzdem tauchen natürlich immer noch vereinzelte Areale auf, die in ihrem tristen grau-braunen Farbgebungen gehalten sind, was aber zur Atmosphäre beiträgt. Den Bärenanteil an der grafischen Verbesserung im Remaster hat vornehmlich aber die überarbeitete Beleuchtung, die man wohl durch zusätzliche Spot-Lights und Indirektes Licht ermöglicht hat. Mit Ambient Occlusion erschafft man zudem eine bessere Umgebungsverdeckung. Die Neuerungen fallen dabei besonders im ersten Teil deutlich auf, während die beiden Nachfolger weniger stark von der Technologie profitieren.

Das ist aber auch in gewisser Weise logisch, da man weiterhin auf der alten Engine arbeitet. Dank der überarbeiteten Kantenglättung, höherer Bildrate, 4K Auflösung und weniger Tearing erscheint das Bild aber generell weniger unruhig, wie noch in den Originalen. Im Direktvergleich hat es mich aber auch tatsächlich ziemlich überrascht wie katastrophal das Original Mass Effect auf der alten Xbox 360 eigentlich performt hat. Dort liegt die Bildrate ungelogen bei unter 20 Bildern pro Sekunde. Das Spiel ruckelt sogar in Zwischensequenzen. Davon ist man bei der Neuauflage glücklicherweise inzwischen weit ab. Das Remaster läuft flüssig, ist (noch) hübsch und hat bemerkenswert kurze Ladezeiten. Wer sich noch an die alten Aufzugfahrten und Ortswechsel erinnert, wird sich daran besonders freuen.

Das Star Wars der Videospiele!

Abseits der genannten grafischen Änderungen sind eigentlich alle drei Mass Effect weitgehend gleich geblieben. Als Spieler erlebt man somit eine epische Geschichte, mit komplexen Charakteren, vielen Nebengeschichten, enormer Entscheidungsfreiheit und kann zusätzlich Beziehungen mit der Crew eingehen. Das sorgt für einige fesselnde Gespräche, in denen man neues Wissen über die Figuren, ihre Rasse und deren Verhalten erlangt. Mit jedem Wortgefecht lernt man die Truppe näher kennen und entwickelt so auch Sympathien für bestimmte Figuren, was für den weiteren Verlauf der Geschichte wirklich wichtig ist. Mein persönlicher Lieblings-Charakter ist z.B. die Forscherin Liara T’Soni, die dem Volke der Asari angehört und als Wissenschaftlerin eher rational denkt. Doch mit jedem Gespräch löst sich ihre selbstauferlegte Panzerung und man lernt die Person dahinter kennen.

Umso erfreuter ist man dann schließlich, wenn man der kämpferischen Asari im Laufe des Adventures wieder begegnet. Die Mass Effect Saga erinnert dadurch stark an Kinotrilogien oder Serien, in denen über einen längeren Zeitraum eine Charakterentwicklung miterlebt. Wenn man also tatsächlich Interesse am großen Universum hat, das Bioware mit Mass Effect geschaffen hat, dann kann man viele Stunden in dieser Spielereihe verbringen und immer neue Details kennenlernen.

Ihr merkt es sicherlich schon, Bioware hat also ordentlich an seiner Trilogie gearbeitet und besonders bei Teil 1 eine wirklich runderneuerte Ausgabe spendiert. Die technischen Neuerungen ändern zwar an den meisten spielerischen Makeln nicht und schicken auch die Bugs leider nicht in Rente, aber die Saga ist nun deutlich attraktiver und flüssiger spielbar. Die Verbesserungen, speziell in ME1, reichen darum für mich aus, um eine klare Kaufempfehlung für Fans und Neulinge auszusprechen. Für den Paketpreis von 50-60€ erhält man Stundenlange Rollenspiel- Unterhaltung mit einer der besten Geschichten des Genres. Denn das tolle an der Mass Effect Trilogy ist die Vielseitigkeit! Wer ein klassisches Hardcore Rollenspiel sucht, der taucht in Mass Effect 1 ab! Wer dagegen lieber bombastische Blockbuster Action erleben will, dem kann man Mass Effect 3 ans Herz legen. Und wer die perfekte Balance aus beiden Welten (Action & Rollenspiel) erhofft, der startet das Abenteuer mit Mass Effect 2. Denn über das Hauptmenü lassen sich alle drei Kampagnen schon frei von Beginn an auswählen. Mit interaktiven Recap- Comics / Videos der Geschichte könnte ihr zudem auch wahllos mit jedem Teil starten. Mehr Komfort geht fast nicht!

Mass Effect ist und bleibt das Star Wars der Videospiele! Trotz veralteter Spielmechanik ist Bioware’s Rollenspiel immer noch ein zeitloses Meisterwerk. Die optischen Verbesserungen sorgen dafür, dass man das Original noch einmal neu erleben kann. Wer nie die Saga um Shepard erlebt hat, muss einfach zugreifen! Und alten Hardcore- Fans bleibt ja ohnehin keine andere Wahl.