Es geht zurück nach Empire Bay! Denn zum Jubiläum des Story-Hits aus der Publisher Schmiede 2K Games soll das Remaster neue Fans gewinnen, bevor im Sommer das Remake des Erstlings folgt. Wie sich Teil zwei der Mafia-Trilogy schlägt, verrate ich euch im Test…

Land der unbegrenzten Möglichkeiten!

Die Zeit scheint auch im Videospiel Markt nicht still zu stehen. Da erfreut man sich gerade noch an einem spannenden Gangster- Epos und kaum hat man sich versehen, tippt man schon eine Review zur Neuauflage ab. So jedenfalls erging es mir, als ich kürzlich die Chance bekam noch einmal in Empire Bay abzutauchen. Denn fast 10 Jahre nach dem Release von Mafia 2 schickt uns 2K Games noch einmal in die gewaltsamen Arme der Verbrecher.

Fast zeitgleich mit der Ankündigung zum Mafia Remake erscheint nämlich das altgediente Mafia 2 als Remaster auf den aktuellen Konsolen. Da stellt sich als Fan natürlich sofort die Frage, welche Neuerungen die Version mit sich bringt und ob sich technisch etwas getan hat. Wie schon üblich dürft ihr als Käufer keine einschneidenden Änderungen an der Geschichte, der Open World, dem spielerischen Konzept oder den Missionen erwarten. Das Studio D3T Limited, das hier für die Portierung zuständig war, will euch vielmehr ein leicht aufgehübschte Fassung des Originals bieten. Die Ausgangslage bleibt also unverändert.

Als Spieler lernen wir den jungen Vito Scaletta kennen, der mit seiner Familie aus Italien nach Amerika auswandert, um dort ein neues Leben zu beginnen. Doch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist eben nicht alles Gold, was glänzt. Während sein Vater sich mit Schwerstarbeit abschuftet, lernt Vito auch die Schattenseite des Landes kennen. Glücklicherweise freundet er sich mit dem Nachbarjungen Joe an, der ebenfalls als Auswanderer in die USA kam. Der Sohn italienischer Einwanderer führt Vito schon bald ins kriminelle Milieu und gemeinsam verdingen sich die beiden als Kleinkriminelle.

Ein kurzer Raubüberfall läuft jedoch aus dem Ruder und so wird Vito gefasst. Zu seinem Glück oder Pech braucht die amerikanische Armee ein paar neue Leute an der Front im 2ten Weltkrieg, weshalb er statt Gefängnis einen Aufenthalt in Italien erhält. Im Verlauf des Krieges zieht er sich eine Verletzung zu und wird zurück in die Heimat geschickt. Inzwischen hat sich die Millionenmetropole stark gewandelt und auch sein alter Freund Joe scheint neue Pfade eingeschlagen zu haben. Bei seiner Rückkehr muss Vito zudem feststellen, dass sein Vater der Familie einige Schulden hinterlassen hat, die seine Mutter und Schwester nun zu tragen haben.

Schnell merkt er, dass ein Knochenjob am Hafen ihm nicht das nötige Kleingeld einbringen wird und so wendet er sich an Joe, der ihm ein gutes Angebot unterbreitet. Er führt seinen besten Freund in die Kreise der Mafia ein, um dort mit illegalen Jobs eine schnelle Karriere hinzulegen. Doch so ganz reibungslos läuft nicht nur das Aufnahmeritual ab, auch die übrigen Konflikte stellen sich bald als große Herausforderung heraus. Als Neuling in der Familia ist man offenbar nicht so unantastbar, wie die beiden dachten. Ein unbeschwertes Leben haben sie sich anders vorgestellt und so nimmt die Geschichte ihren Lauf.

Vito Scaletta, Hauptberuf: Verbrecher!

Was mir dabei Damals, wie auch Heutzutage besonders am Spiel gefallen hat, war die glaubhafte Erzählung dieser Story. Warum der junge Vito nicht den braven Bürger verkörpern möchte, sondern lieber dem großen Geld und der Macht hinterherrennt, wird nämlich ziemlich authentisch aufgezogen. Schon im Original fand die Figurenarbeit ausgezeichnet! Erstmals spielt man keinen strahlenden Helden, der auf einem Rachefeldzug eine ganze Armee niedermäht oder aus ehrenhaften Gründen handelt. Nein, Vito Scaletta ist ein Kleinkrimineller, der schnell die Erfolgsleiter hinaufklettern will.

Keine heldenhafte Attitüde, keine Gewissenbisse. Dieser Kerl will Macht, Geld und Ansehen und dafür keine Drecksarbeit für einen Mindestlohn verrichten. Auch Joe bleibt seiner Gangster- Linie treu und sehnt sich nach einem ruhmreichen Aufstieg. Mit diesem geschichtlichen Hintergrund entwickelt sich ein brillanter Gangster-Plot über einen jungen Mann, der nur auf die richtige Gelegenheit wartet die Spitze der Erfolgsleiter zu erklimmen. Dabei erleben wir all sein charakterliches Dilemma, seine Fehltritte und Intrigen innerhalb der Gruppierung. Die Story lebt hierbei auch von der spannungsgeladenen Umsetzung und der unnachahmlich guten Inszenierung der 50er/60er Jahre.

Das spezielle Gefühl, dass diese Zeit versprüht, wird durch Empire Bay beachtlich gut eingefangen und erinnert bewusst an Filme, Fernsehen und Literatur. Die gesamte Gangster- Attitüde, die filmische Atmosphäre und die vielschichtigen Charaktere sorgen genauso wie beim ursprünglichen Release für ein spannendes Abenteuer. Daran hat sich im Laufe der zehn Jahre nichts geändert. Was die Autoren hier abliefern hat Damals, wie Heute wirklich Hand & Fuß und beweist wozu das Medium Videospiele in der Lage ist. Dazu passt auch, dass die Szenen mit sehr passender Musik unterlegt sind, die das Gefühl dieser Weltmetropole einwandfrei einzufangen weiß.

Willkommen in Empire Bay!

Die Abenteuer in Empire Bay erzeugen also eine besondere Atmosphäre, die wenige Spiele nachbilden können. Genau wie beim Original liegen die Probleme also bei einem anderen -wichtigen- Grundpfeiler: Dem Gameplay. Während man nämlich an der Geschichte und spannenden Inszenierung wenig kritisches finden wird, hält Mafia 2 spielerisch so seine Tücken bereit. Schon damals konnte die Entwicklung nicht vollends überzeugen.

Zu viele Bugs waren enthalten, zu hakelig die Steuerung und die KI- Mitspieler waren auch nicht die hellsten. Diese “Fehler” haben sich leider auch ins Remaster eingeschlichen. Dadurch fühlt sich die Kontrolle über Vito zumeist sehr schwammig an. Weder beim Herumkurven in der Stadt, noch beim geballten Prügelfest lässt sich der Kerl gut steuern. Eine brauchbare Kampf-, Schuss- und Fahrmechanik sieht definitiv anders aus. Alles wirkt okay, aber nie wirklich überzeugend. Sobald ihr eure Knarre hervorholt, merkt man dem Titel sein Alter deutlich an. Das Deckungssystem kann nicht mit den zahlreichen 3rd Person Shootern wie Gears of War & Co. mithalten und wirkt oft deplatziert.

Auch beim Ballern zeigen sich einige Schwierigkeiten auf. Als Spieler darf man hier sicherlich kein Call of Duty erwarten, doch auch im Vergleich zu Genre Kollegen wirkt es spielerisch viel zu undynamisch, weil man meist einfach an der Deckung “festzukleben” scheint. Zu häufig fehlt es hier auch am Timing wie so ein Schusswechsel funktionieren sollte. Dazu kommt noch, dass die Feinde plump in ihrer Ecke verharren und nur darauf warten die nächste Kugel ab zu bekommen. Die einzige Schwierigkeit hier sind so manch unfaire Situationen, in denen die Gegner einfach wirken als hätten sie extrem starke Schutzwesten am gesamten Körper verteilt, während man selbst recht schnell den Löffel abgibt.

Das ist insofern nervig, da die Rücksetzpunkte extrem weit entfernt liegen. Teilweise müsst ihr manche Mission komplett von vorne beginnen. Apropos Missionen: Aus irgendeinem Grund schien man damals der Ansicht zu sein, es wäre spaßig den Spielern ein paar Aufgaben mit Zeitlimit zu geben. Mehrere Minuten lang quer durchs gesamte Empire Bay sausen, um verschiedene Tankstellen abzuklappern, aber zeitgleich auf den Timer zu achten? Klar, warum nicht! Ist ja so unterhaltsam. Im Zusammenspiel mit der überaus präsenten Polizei wirklich ein echter Negativtrend im Spiel. Diese spezielle Mission hat mir wirklich Nerven gekostet.

Warum ich trotz allen meinen Spaß mit Mafia 2 hatte? Ganz einfach. Die Spielewelt ist einzigartig. Die Story spannend und toll erzählt. Die Figuren interessant und Empire Bay als Schauplatz voller Ideen. Außerdem hat 2K Games eine sehr gute Aufgabenvielfalt eingebunden. Während andere Open World Titel wie Assassin’s Creed euch 1000 Sammelaufgaben vor die Nase setzen, wirkt Mafia 2 sehr abwechslungsreich. Auch wenn ich so manche Mission sicherlich nicht gebraucht hätte (Stichwort Zeitlimit) hat man zumindest verschiedene Aufgabengebiete. Mal schleicht ihr euch ungesehen in eine Bank und raubt den Tresor aus. Dann wiederum überfallt ihr eine feindliche Gruppe und stielt deren Auto. Und ein anderes Mal schleppt ihr Kisten durch eine Lagerhalle oder arbeitet kurzzeitig als Geldeintreiber am Hafen.

Was die Entwickler aus dem Spiel herausholen ist wirklich gut und unterhält auf lange Sicht. Dazu kommt auch, dass die Spielewelt zwar ziemlich offen ist, aber nicht dem typischen Ubisoft Bild mit zahlreichen Icons & Symbolen entspricht. Abseits der Haupt-, und kurzen Nebenmissionen gibt es in Empire Bay nicht viel zu entdecken. Was für die meisten Spieler vielleicht ein Kritikpunkt ist, war für mich eine Bereicherung des Gameplays.

Denn die lineare Präsentation sorgt dafür, dass man deutlich mehr Story- Elemente erhält und dieser gut folgen kann. In anderen Open World Spielen wird man teilweise viel zu stark von der Kulisse abgelenkt. In Mafia 2 hat man dagegen ein Story lastiges Abenteuer mit großer Spielwelt, die aber niemals der Geschichte im Wege steht. Ich persönlich empfinde das als positives Merkmal des Spiels. Die geradlinige Spielart ist eine große Stärkevon Mafia.

Starke Engine, mit Schwächen!

Mafia 2 hat spielerisch sicherlich seine Altlasten. Doch wie schaut es eigentlich mit der technischen Leistung des Spiels aus? Nun, grafisch hat man sich gut ins Zeug gelegt die Grafik aufzupolieren. Selbst für heutige Maßstäbe zaubert die betagte Grafik-Engine noch einige ansehnliche Areale auf den Bildschirm. Dementsprechend hat man sich auf die “kleinen” Problem des Originals beschränkt und dort Hand angelegt. Neben der höheren Auflösung hat man auch die Texturen verbessert, wodurch der Schauplatz insgesamt detaillierter erscheint.

Damit einher geht auch eine polierte Kantenglättung, wodurch das Bild insgesamt ruhiger wirkt und weniger flimmert. Allgemein sehen Umgebungen usw. durch verbesserte Licht/Schatten Modelle & Farben weitaus realistischer aus. Das führt nicht nur zu einem stimmigeren Bild im laufenden Spiel, sondern auch für einen natürlicheren Look in den Cutscenes, wo auch die Figurenmodelle ausgebessert wurden. Schade nur, dass so manche Physics Fx das Alter nicht verdecken kann. Sowohl Rauchschwaden, als auch Feuereffekte wirken nach Heutigen Vorgaben ziemlich unspektakulär.

Abgesehen davon profitiert man aber von der ziemlich gut gerüsteten Grafik-Engine, die damals programmiert wurde. Sieht man von leichten Pop-Ins ab, sieht der Schauplatz Empire Bay immer noch sehr schick gestaltet aus. Dazu kommt, dass die Performance zumindest innerhalb der Spielwelt auch wesentlich sauberer läuft, wie noch in der Ur-Fassung auf der Playstation 3 / Xbox 360. Das gilt allerdings nicht zwangsläufig für die Zwischensequenzen, die teilweise doch etwas ruckelig erscheinen und vor allem durch die altmodischen Animationen beeinträchtigt sind. Das ist eben so ein kleines Problem mit einem Remaster.

Um hier Verbesserungen vorzunehmen müsste man schon grundlegend in den Programmiercode eintauchen und dort ordentlich herumfummeln. Eine einfache Verbesserung der Auflösung, Belichtung etc. ändert nichts an den Bewegungen der Figuren. Grundsätzlich gilt das auch für die spielerischen Makel, die ebenso nicht ohne Einschnitt in den Quellcode hätten überarbeitet werden können. Ein seltsames Phänomen ist mir allerdings noch beim Spielen aufgefallen. Sobald man den HDR-Mode der Konsole aktiviert, wirken die Farben ziemlich unsauber verteilt. Die hellen Farbpunkte, die beim Schneetreiben natürlich in den Fokus treten, verringert die Farb-Balance ziemlich stark.

Eigentlich müsste das genaue Gegenteil geschehen, doch in diesem Fall fällt das Bild sehr Kontrastarm aus. Bei Deaktivierten HDR-Modus wirken die Farben tatsächlich ausgeglichener, wenn auch nicht mehr so strahlend. Seltsame Umsetzung. Ob das ein Bugs ist, es an meinem Fernseher lag oder allgemein die Einstellungen fehlerhaft sind, kann ich leider nicht genau sagen. Zumindest wirkt das Spiel als Remaster aber weitaus ansehnlicher, wie noch vor 10 Jahren. Dementsprechend hat das Entwicklerstudio ein nettes Remaster abgeliefert, das vorrangig aber doch trotz allem mehr durch seine besondere Atmosphäre überzeugen kann. 


Vielen herzliche Dank an GaertnerPR & 2K Games für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares von Mafia 2 für die PS4:)


Bildmaterial: ©2020 2K Games ©Mafia2