Mit King’s Game: The Animation schickt Peppermint Anime die Umsetzung des Erfolgsmanga von Ousama Game in den hiesigen Handel. Wie sich der blutige Horror Trip schlägt, verrate ich euch im Test…

Handlung

Als Nobuaki Kanazwa mitten im Schuljahr in eine neue Oberschule versetzt wird, wollen ihm die Klassenkameraden sofort mit offenen Armen empfangen, doch der Teenager blockt anfangs jeden Versuch ab sich mit ihm anzufreunden. Erst so langsam scheint er aufzutauen, was aber unweigerlich dazu führt, dass allen Mitschülern des Nachts eine Nachricht auf ihren Smartphone zugeschickt wird.

Diese Textnachricht enthält die Anweisung nun als Teilnehmer des sogenannten King’s Game spezielle Aufgaben zu erfüllen. Wer sich den diabolischen Aufforderungen widersetzt, muss mit Strafen rechnen, die weit über ein “normales” Spiel hinausgehen. Natürlich wird das Spiel von Nobuaki’s Klassenkameraden als Scherz aufgefasst. Doch er weiß es besser! Schließlich nahm er schon einmal am blutigen King’s Game teil…

Bild & Animation

Das Animationsstudio Seven wurde unter Leitung von Director Noriyoshi Sasaki mit der Umsetzung des Manga beauftragt und schafft dabei ein ziemliches düsteres Bild. Die brutalen Splatter- Szenen, die weit geöffneten, erstarrten Gesichtsausdrücke der Charaktere und das stetig in düstere Farben getaufte Bild erschaffen eine beklemmende Atmosphäre.

Was aber die reine Qualität betrifft, so zielt der Anime jedoch nicht darauf ab das Maß aller Dinge zu werden. Viel mehr bleibt die Serie innerhalb des Machbaren im Anime Horror- Genre und transportiert seinen Grusel über grausame Szenen. Dass die Animationen keine Augenweide sind und das Charakter-Design selbst sich dem Baukasten der 08/15- Figuren bedient, wird auf den ersten Blick klar. Abgesehen davon liefert das Studio Seven leider auch ziemlich dröge Hintergründe ab, die zumeist wenig Bewegung bieten. Die meiste Zeit betrachtet ihr die Figuren dabei, wie sie stillstehend ihre Monologe abhalten.

Künstlerisch ist das Ganze sicherlich kein Aushängeschild für den Markt. Die Bildgestaltung fühlt sich also nicht zwangsläufig wie die eines modernen Anime an. Was das Studio aber hinbekommt, ist den nötigen Gore- Faktor geschickt einzubinden und die Morde so grotesk zu inszenieren, dass man sich beim bloßen Anblick als Zuschauer ziemlich unbehaglich fühlt. Das schafft eine sehr schaurige Ader, wie sie schon Corpse Party und Another besaßen. Was grundsätzlich ja eigentlich auch eine visuelle Kunst für sich ist. Insofern ist das Gebote wirklich nicht leicht zu beurteilen. Subjektiv betrachtet eher mies, objektiv sehr geschickte Horror-Inszenierung.

Sound & Musik

Bevor ich auf den spannenden Teil eingehe, möchte ich kurz anmerken wie unfassbar geil ich den Theme- Song von King’s Game: The Animation finde. Dieser knackige Alternative/Post-Hardcore haut schön rein und hat mich ziemlich überrascht. Falls es euch ähnlich geht, hört ruhig auch mal in Bands wie I Prevail, All That Remains und We Came As Romans rein. Abgesehen davon ist der OST- auch ziemlich gut und passt sich der Stimmung an.

Doch wie sieht es mit der Synchronisation aus? Nun, beauftragt wurde hier das Tonstudio “K13 Studios GmbH” aus Berlin (UQ Holder!), die mir bisher ziemlich unbekannt waren, aber einen durchaus soliden Job abliefern und zumeist gute Sprecher engagiert haben. Mit Jennifer Weiß (Sinon aus Sword Art Online) und Tom Raczko (Taiga Okajima aus Assasination Classroom) hat man auch ein paar Leute, die schon zuvor an Anime von Peppermint mitgewirkt haben. Ich muss allerdings eingestehen, dass ich die Besetzung des Hauptcharakters anfangs etwas fragwürdig fand. Dieser klingt nämlich doch ein wenig zu alt für seine Rolle.

Nach einigen Episoden gewöhnt man sich zwar dran, zu Beginn wirkt es allerdings befremdlich. Davon aber mal abgesehen liefert Julian Tennstedt als Sprecher von Nobuaki Kanazawa trotzdem eine gute Performance ab. Nur manchmal fragt man sich, ob nicht ein wenig mehr Emotionen in bestimmten Szenen gut getan hätten. Dann wiederum passt seine Betonung aber wieder sehr gut und er überzeugt mit starken Gefühlsausbrüchen. Es ist bei ihm also ein recht zweischneidiges Schwert, was aber leider für den gesamten Cast gilt.

Mit Produktionen von Oxygen Sounds kann das Gebotene nicht mithalten, speziell im Hinblick auf die Dialoge. Teilweise klingen diese doch recht holprig, doch hat Oxygen eben auch schon weitaus mehr Erfahrung im Anime-Sektor. Zieht man dies in Betracht kann man K13 Studios diese kleinen Zwischen- Ausrutscher verzeihen. Zumal es ja auch genauso gut sein kann, dass die Vorlage hier ebenfalls nicht die stärksten Dialoge transportiert. Zumeist sind es bei King’s Game: The Animation übrigens tatsächlich die weiblichen Sprecher, die hier die beste und authentischste Leistung an den Tag legen. Klanglich ist soweit alles in Ordnung. Die Stimmen sind stets deutlich zu hören und liegen nie hinter den Background Sounds. Die Abmischung ist also gut geglückt. Was bleibt ist also ein Anime, den man durchaus in Deutsch anschauen kann, der aber nie zur obersten Riege der Spitzen- Synchros gehören wird.

Content & Verpackung

Die 12-teilige Horrorserie aus dem Hause “Studio Seven” wird von Peppermint Anime in zwei Volumes veröffentlicht, die jeweils 6-Episoden enthalten. Mit einer Laufzeit von 150min sind neben den Episoden als digitale Extras leider nur Trailer auf den zwei Discs enthalten. Abgesehen davon müsst ihr auf Boni verzichten. Dafür liefert der Publisher wieder eine schick gestaltete O-Card Slipcase, die als Pappverpackung die “normale” DVD-Hülle verdeckt. Die allgemeine Gestaltung ist eher minimalistisch gehalten, passt aber mit den Farbtönen und der Schlichtheit zum bedrückend düsteren Antlitz des Anime.

Inside Anime

Mit King’s Game: The Animation liefert das Studio Seven eine Anime Umsetzung der beiden Erfolgsmanga Ousame Game, die von Nobuaki Kanazawa geschrieben wurden und auf dem gleichnamigen Mobilspiel basieren. Dabei verspricht der Anime eine gehörige Dosis Horror, Splatter und spannenden Survival. Wie es sich hierfür neuerdings gehört wird das Ganze von den Produzenten auch dementsprechend blutig inszeniert und mit fast schon traumatischen Bildern erzählt.

Dadurch gelingt dem Studio ein ziemlich düsteres, blutiges aber zeitweise auch sehr packendes Death-Game, das wohl nicht unbedingt für zartbesaitete Gemüter bestimmt ist. Denn King’s Game: The Animation ist in dieser Hinsicht wirklich schonungslos und erinnert an Corpse Party & Co! Das schon mal vorweg, sollte also klar sein worauf das Animationsteam abzielt. Der Gore- Faktor und die düstere Erzählung sind das nennenswerte Argument für den Anime. Die Geschichte selber bleibt derweil, wie so üblich bei Horror-Titeln, meistens auf der Strecke.

Oder sagen wir es so: Die Geschichte von King’s Game: The Animation ist solide, wird jedoch zur Nebensache. Aber das dürfte vielleicht auch gar kein so großer Makel für manche Zuschauer sein, denn immerhin hält sich der Titel nicht allzu lange mit irgendwelchen tiefsinnigen Metaphern aus, sondern zeigt sich als schonungsloses Werk für Fans von blutigen Horrorszenen. Dass Horrorfilme meistens kein Award- verdächtiges Writing besitzen, sollte jedem klar sein und so zeigt sich King’s Game: The Animation eben “nur” als temporeiches Mörderspiel. Aber sowas kann ja trotzdem funktionieren.

Zuletzt gab es im Kino durch den Film “Wahrheit oder Pflicht” mit Lucy Hale in der Hauptrolle sogar ein ähnliches Konzept, das trotz bekannter Regeln und stupider Story irgendwie doch seinen Unterhaltungswert hatte. Ähnlich verhält es sich mit King’s Game: The Animation. Ein geschichtliches Meisterwerk wird hier niemand erhalten, trotzdem kann die Story aber eben durchaus spannend sein, da im Hintergrund schließlich noch die Frage herumgeistert wer überhaupt der König dieses Spiels ist und wieso er die Fäden zieht. Nur fällt es eben nicht gerade leicht eine Handlung als positiv zu bewerten, wenn der Anime schon in den ersten Sekunden suggeriert nur ein weiterer Survival-Titel mit schnellen Blutorgien zu sein.

Zumal auch die Aufgaben, die den Figuren gestellt werden, meistens eher peinlich, denn schrecklich sind. Das Storytelling wirkt aber auch deshalb so willkürlich, weil schon Emotionen für Figuren geweckt werden sollen, die man als Zuschauer noch gar nicht kennt. Zumal sich das Verhalten einiger Personen so plötzlich um 180 Grad dreht, dass man Schwierigkeiten hat überhaupt dem Sinn zu folgen. Doch gerade in Horror- und Survival- Serien sollten die Autoren dir eigentlich ein Gefühl für die Personen und ihre Motive geben. Du solltest mitfiebern, melancholisch werden und selber Furcht empfinden.

Leider kann King’s Game diese Emotionen nicht vermitteln. Nur schieren Abscheu kann der Anime perfekt auf den Punkt bringen, denn das Gewaltspiel ist tatsächlich ausgesprochen widerlich im Bezug zu seinen Gräueltaten. Das im Hinterkopf dürfte die Serie für Fans des Genres aber sicherlich trotz allem einige interessante Episoden bereithalten, die den nötigen Gruselfaktor mit sich bringen. Tatsächlich fand ich es auch sehr nachvollziehbar wie Nobuaki in der Serie agiert und versucht in diesem grausamen Albtraum irgendwie Fassung zu wahren und seine Vergangenheit zu akzeptieren. Vom Baukasten- Helden zur relativ glaubhaft agierenden Figur, könnte man sagen. Interessant in diesem Bezug dürften auch die Rückblenden sein, die das Storytelling schön frisch halten und wodurch doch kurzzeitig immer wieder dieser kleine Funken Neugierde aufkommt.

Doch das hält den Anime eben nicht davon ab einen relativ konfusen Plot aufzubauen. Aber seien wir ehrlich – Horror- Klassiker wie Freitag der 13, Halloween oder Nightmare on Elm Street haben ja auch nie durch wahnsinnig tiefsinnige Geschichten, facettenreiche Charaktere und zahlreiche Plot-Twists überzeugt, sondern waren kurzweiliges Horror- Entertainment. Ebenso verhält sich auch King’s Game: The Animation, das mit seinem unfreiwillig blutigen Szenario schnelllebiges Popcorn- Horrorkino inszeniert und hier weitgehend eine saubere, ähm Pardon, dreckige Arbeit macht. Denn King’s Game: The Animation ist ziemlich plump, aber überraschend unterhaltsam. Einen wirklichen Grund dafür kann ich euch dafür allerdings auch nicht liefern. Vielleicht muss man ein Faible für diese Art Horrorfilme haben und sich der klassischen Machart hingeben, denn zu 80% besteht diese Serie eben aus stupiden Unsinn. Die restlichen 20% sind Story geladene Spannung, in der man tatsächlich erwartungsvoll auf die Auflösung wartet wer denn nun dieser bösartige König sein soll.


Bildmaterial: ©HitoriRenda RenjiKuriyama NobuakiKanazawa/Futabasha – EveryStar/”King’s Game” The Animation”Partners

©2019 peppermint anime gmbh


Vielen herzlichen Dank an Peppermint Anime für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares von “King’s Game: The Animation” für den Test:)