Sailor Moon. Das Mädchen mit den Zauberkräften ist zur Zeit wieder in aller Munde und erfreut sich durch Toei Animation’s Remake Crystal einer neuen Erfolgswelle. Als Kind der 90’s durfte ich den ursprünglichen Aufstieg dieser Ausnahme- Serie live mitverfolgen. Auch wenn ich nicht der größte Fan dieser Magical Girl Serie war, habe ich großen Respekt vor dem, was die Mangaka Naoko Takeuchi für unseren westlichen Anime Markt geschaffen hat. Zeit also einen kleinen Blick in die Vergangenheit zu werfen und zu fragen, was uns in den 90’s so daran begeistert hat.

Sag das Zauberwort und du hast die Macht

Den ikonischen Satz aus dem Opening verbinden wohl viele 90er Kids mit ihrer Kindheit. Schließlich war Sailor Moon einer der Vorreiter der Deutschen Anime Kultur.

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Wer Anfang der 90er den Sender ZDF oder später RTL2 einschaltete, erblickte früher oder später das Mädchen mit den Zauberkräften. Ob er nun wollte oder nicht. Die Geschichte des blonde Mädchen mit ihrer Katze Luna zog sich durch die Kinderzimmer. Der Stellenwert dieser Magical Girl Serie für den internationalen Anime Markt ist dabei nicht von der Hand zu weisen. Die vielen Simulcasts und Heimkino Veröffentlichungen der heutigen Zeit würden wahrscheinlich nicht möglich sein, hätte Sailor Moon nicht für die Bekanntheit im Westen gesorgt.

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Während Dragon Ball in den frühen 90ern ungemein wichtig für Shonen Manga war und die männlichen Anime Anhänger ansprechen sollte, war Sailor Moon maßgeblich für den Anime Zuspruch unter den weiblichen Fans verantwortlich. Obwohl eigentlich für die weibliche Zielgruppe, allen voran den heranwachsenden Teenagern angepeilt, erreichte das Magical Girl auch die männlichen Animations- Fans. 

Liebe, Liebeskummer und Freundschaft – Die prägnanten Merkmale für einen Shojo Manga waren vorhanden, doch aus irgendeinem Grund fanden weltweit auch die männlichen Manga & Anime Interessierten Gefallen an der Kriegerin, die für Liebe und Gerechtigkeit eintrat. 

Mit der großen Aufgabe betreut den Manga als Anime zu adaptieren konnte das Animation Studio Tōei Animation (Digimon, Dragon Ball, One Piece) in den Jahren 1992 – 1997 somit einen mehr als beachtlichen Erfolg verbuchen und das Wort Anime auch in die westliche Welt bringen. Bei uns dauerte es dabei drei Jahre, bevor Bunny und ihre Freunde auf unseren TV Geräten auftauchten.

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Ende des Jahres 1995 war es soweit und ZDF begann mit der Ausstrahlung der Magical Girl Serie. Allerdings sicherte sich der öffentlich rechtliche Sender für die Ausstrahlung nur die ersten 47 Episoden, bevor der damals noch junge Privat- Sender RTL2 (aus der RTL Sendergruppe) übernahm und Sailer Moon in ihr Nachmittagsprogramm integrierte. Bei der Deutschen Anpassung wurden zwischenzeitlich auch ein paar kleine Änderungen vorgenommen, um uns, den damals noch Japan- Unkundigen, den Einstieg in die Anime Welt zu erleichtern. Eine sehr westliche Lokalisation wurde gewählt. So wurde aus der Hauptcharakterin, die im Original den Namen Usagi Tsukino trug, bei uns Bunny. Statt des Vornamens wurde ihr Kosename in die Vertonung übernommen. Sicherlich nicht grundlos. Wir Kids der 90’s hätten wohl mehr Probleme mit dem Original Namen gehabt, als Heute.

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Auch Sailor Merkur bekam passend dazu einen anderen Klang verpasst. Aus der Japanischen Ami Mizuno, wurde die US- Amerikanische Aussprache “Amy”. Ein Punkt, der sich übrigens mit dem Release von Sailor Moon Crystal vor ca. 2 Monaten änderte. Ihr seht also – Animes sind Massentauglicher geworden und bedürfen keiner speziellen westlichen Anpassung mehr.

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Das offizielle Remake Sailor Moon Crystal ist zur Zeit in deutscher Fassung auf Animax zu bewundern und kann über Kaze Anime auf DVD und Bluray im Handel erworben werden. Das Remake richtet sich dabei vermehrt an die beinharten Manga Fans der Reihe, denen die Filler Episoden und ihre zu lockere Umgangsart stets ein Dorn im Auge waren. Mit Crystal orientiert sich Sailer Moon mehr am ursprünglichen Manga, was das Charakter Design und die kompaktere Handlung anbelangt. Somit entfallen etliche Filler Episoden und die Grundhandlung hat einen fließenderen Übergang, als noch im 90’s Anime.

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Aber zurück zum Original. Abseits der Namen und Begriffszuordnung orientierte man sich hier jedoch vollkommen am Japan Original und nicht an der Cut Version, die den Amerikanern vorgelegt wurde. Die Deutsche Version ist für damalige Verhältnisse auch wirklich hervorragend gelungen und gilt wohl zurecht  als eine der besseren Lokalisationen im 90er Anime Bereich. Insbesondere im Hinblick darauf, dass quasi alles eingedeutscht wurde. Nicht nur das Opening, sondern auch die wichtigen Ausrufe. So schwebt das markante „Im Namen des Mondes werde ich euch bestrafen“ oder „Mondstein Mach auf“ mit dem bald folgenden „Mondstein flieg und Sieg“ bei vielen sicherlich auch heute noch im Ohr herum.   Mit diesen prägnanten Rufen begann also eine Erfolgswelle von Seiler Moon und die TV Serie wurde bei uns zum Wegbereiter des Mediums Anime, was eine riesige Merchandise Machinerie hervorrief.

Wie erwähnt bekam Sailor Moon, wie viele Animes der 90er, auch eine Deutsche Version des Openings spendiert. Allerdings basierte diese nicht, wie bei Dragon Ball Z oder Digimon auf dem Japan Original, sondern wurde von Andy Knote höchstselbst komponiert. Dieser Komponist sollte einige Jahre später auch die beliebten Pokemon Openings produzieren. Mit “Sag das Zauberwort” erschuf Knote eine typische 90’s Dancefloor Melodie, die sofort ins Ohr stach und wohl bei jedem bis heute nachhallt. Qualitativ vielleicht fragwürdig, aber gerade so eingängig, dass die Melodie stecken blieb und enormes Ohrwurm Potenzial bot. Vor allem für eine TV Serie von großer Bedeutung.

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Nicht verwunderlich, dass der Sailer Moon Boom auch auf den Musik Markt übersprang und 1998 zur Gründung der SuperMoonies führte. Ein Band Projekt, das sich auf Deutsche Pop-Lieder spezialisierte und im quietsch bunten Sailor Moon Outfits ihre Hits trällerten.  Eines, der dabei neu entstandenen Lieder, diente auch als neues Opening der weiterführenden Anime Season. In den Erinnerungen der meisten 90’s Kids hat aber wohl stets nur „Sag das Zauberwort“ existiert, weshalb bei weiteren Sendeterminen abseits von RTL2 wohl auch nur das, von den Toyco-Studios komponierte, Original verwendet wurde. Nach über einer Million verkaufter Tonträger wurde das Moonies Projekt schlussendlich wieder aufgelöst. Apropos Musik. In Japan fand in den Jahren 1993 bis 2005 sogar jährlich ein Musical statt.

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Ich selbst erinnere mich noch gut daran, wie ich als Kindergarten- Kind den Magical Girl Anime auf RTL entdeckt habe und zwischenzeitlich gerne mal wieder rein schaltete. Komplett habe ich Sailer Moon dabei jedoch nie verfolgt. Dafür fehlte es doch an Identifikation- Potenzial, um der kleinen Lady meine volle kindliche Aufmerksamkeit zu widmen. Wenn es aber mal auf RTL2 lief und die Kriegerin der Liebe vor mir auftauchten, bin ich stets für kurze Augenblicke am TV geblieben. Für meine kindlichen 6 Jahre wirkte die Handlung auch relativ düster und die bösen Charakteren waren regelrecht Angsteinflößend auf ein kleines Kind. Der Sailor Moon Boom schlug erwartungsgemäß auch in der Merchandise Abteilung ein. Neben Soundtracks konnte man so Figuren, Kostüme, Schreibwaren (Füller und Kalender), sowie Shirts finden. Auch Hörspiele auf Kassetten durften nicht fehlen.

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Für alle jüngeren Nichtkundigen – Kassetten waren kleine Vierecke Tonträger, die in ein Gehäuse verpackt wurden und besonders auch für die mobile Nutzung geeignet waren – Abgesehen davon gab es auch Sailer Moon Puzzles und die Verwandlungsgegenstände als Plastik-Nachbildung.

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Auch heute findet ihr noch vereinzelte Artikel, die ihr euch als Sammler in die Regale stellen könnt. Allen voran natürlich die komplette TV Serie, die über Kaze Anime in mehreren Boxen veröffentlicht wird. Diese Boxen enthalten neben der Deutschen Version mitsamt lokalisierten Opening auch die Original Version aus Japan, die wiederum direkt mit dem Original Opening geliefert wird.

Besonders lobenswert in dieser Hinsicht ist, dass ihr dafür keinen großen Umweg vornehmen müsst, sondern einfach im Hauptmenü eure Version wählt und dazu direkt das jeweilige Opening geliefert bekommt. So kann man gut und gerne mal hin und her wandern. Die Episoden werden dabei in Hardcover Boxen mit Digipacks und ausführlichen Booklets geliefert. Wer mehr Details darüber erfahren möchte, dem empfehle ich meine Text-Review zur ersten Box.

https://www.youtube.com/watch?v=FGNEMa93H4I

Sailor Moon kann mit Fug und Recht als wichtiger Bestandteil der Anime Kultur angesehen werden und sorgte weltweit für den Vormarsch der japanischen Zeichentrickfilme. Verwunderlich ist es nur, dass die sehr weiblich angehauchten Geschichten so viel Anklang bei der männlichen Fraktion fand. Es stellt sich also die Frage, ob die männlichen Fans an den bösen Gegenspielern und den damit einhergehenden düsteren Geschichten interessiert waren, oder vielmehr Spaß an den Verwandlungen der Protagonistinnen in einem Hauch von Nichts fanden.

Egal wie die Antwortet ausfallen sollte – Bei beiden Geschlechtern kamen die Sailor Kriegsrinnen so gut an, dass Sailor Moon sich zum Meilenstein der japanischen Animation mauserte und bis heute nichts von seinen Glanz und seiner Fan- Kultur einbüßen musste. 


© Naoko Takeuchi / PNP / KODANSHA / TOEI ANIMATION 

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