Dieses Halloween wird Serientechnisch auf den Putz gehauen. Während sich die Kinofans an Halloween Kills erfreuen und sich die US- Serienfans im Chucky Serien- Reboot gruseln dürfen, schickt sich auch Amazon an die schaurigste Jahreszeit zu feiern. Denn kurz vor dem Gruselfest erscheinen die ersten Folgen der Serienumsetzung »I Know What You Did Last Summer« im Prime Abo. Wie sich die Pilotfolge wohl im Vergleich dazu schlägt?

Seien wir ehrlich. Die Trailer versprachen bislang wenig. So ziemlich alles, was bisher gezeigt wurde ließ den Eindruck entstehen, die Serie würde eine einzige Katastrophe werden und das Original mit Füßen treten. Sau blöde Teenager. Sinnloses Saufgelagere. Hektische Kameraschnitte und noch blödere Dialoge, die im Blitzlichtgewitter der Smartphones untergehen.

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Trotzdem habe ich der Pilotfolge natürlich mal eine Chance gegeben. Was dabei schnell auffiel: Für einen Slasher ist erstaunlich wenig Grusel, Gore und Geschreie am Start. Die drei G- Regel mal anders ausgelegt, zeigt sich »Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast« fast schon als klassisches Teenager Drama mit dem alltäglichen Geschwister Dilemma, Liebesproblemen und Ängsten. Dadurch verbringt die erste Episode auch überaus viel Zeit zum Einführen der Figuren. Das ist per se keine schlechte Idee, doch hinsichtlich der Umsetzung muss man durchaus die Stirn runzeln. Denn statt uns die Charaktere gezielt in ihrem Leben vorzustellen, werden alle Figuren mal kurzerhand auf einer Party zusammengeworfen, wo man die Jugendlichen als Zuschauer fast 20 Minuten bei ihren exzessiven Alkohol- und Drogenkonsum beobachten muss.

Auch wenn die Inszenierung sicherlich authentisch ist, macht es einfach keinen Spaß den ellenlangen Partyszenen zu folgen. Da sich die Geschichte als Rückblick abspielt, ergibt auch es wenig Sinn, warum sich manche Szenen so stark ziehen.

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So, das war sicherlich viel Gemecker zum Start. Doch jetzt folgt das große Aber. Der Pluspunkt für die Serien-Adaption. Man schafft es tatsächlich geschichtlich zu überraschen! Dafür sorgt ein ziemlich cleverer Twist, der für die Geschichte einiges an Spannung aufbauen könnte. Selbst mich als Fan des Originals hat es überrascht wie überzeugt die Autoren offenbar sind ihre eigene Vision des Slashers umzusetzen.

Eigentlich hätte ich erwartet, dass man den einfachen Weg geht und die Geschichte des Originals schlicht in Serienlänge zieht. Das ist hier offenbar nicht der Fall. Stattdessen krallt man sich nur die Eckpfeiler der Originalhandlung und setzt darin dann eigene Ideen um. Ob sich das für die restlichen Episoden lohnt und man so auch ein besseres Ende liefern wird, wie es der 90’s Slasher um Jennifer Love Hewitt getan hat, muss sich noch zeigen. Besonders das Pacing der Geschichte könnte sich noch als Problemfalle herausstellen.

Fakt ist bislang, dass die Geschichte eine eigene Wende genommen hat, die so nicht zu erwarten war. Das ist mehr, als die meisten Remakes von sich behaupten können. Insofern bin ich durchaus positiv gestimmt und hoffe, dass sich die Serie noch in ihrem Pacing steigert. Wenn das der Fall ist, steht einem soliden bis vielleicht sogar guten Serien- Slasher nichts im Wege.