Mit Human Lost bringt Leonine Anime das Cyberpunk- Adventure aus dem Hause Polygon Pictures in die deutschen Regale. Der Kampf gegen die monströsen Lost und die reiche Oberschicht birgt dabei Potenzial für einen echten Sci-Fit Hit. Ob dem so ist, verrate ich euch in meinem Test… 

Handlung

Im Tokyo des Jahres 2036 ist die Welt ins zwei Schichten aufgeteilt, was für einiges an Spannung sorgt. Ein Grund hierfür war die revolutionäre Entdeckung eines Unternehmens zur Verlängerung der Lebenszeit eines Menschen. Doch der technologische Fortschritt birgt natürlich auch seine Konflikte. Was des Reichen Luxus ist, wird zu einer Zwangsüberwachung der Armen.

Denn mit einem System zur Wiederherstellung des Körpers gibt der Mensch auch einen Teil seiner Selbst ab und macht sich zum Eigenturm des Staates. Noch schwieriger wird die Situation, als plötzliche Nebenwirkungen auftreten und sich überall Menschen in sogenannte Lost verwandeln. Als die Menschheit kurz vor dem Ruin steht, wird der Junge Youzou Ooba zur einzigen Gegenwaffe…

Bild & Animation

Human Lost zeigt sich als spektakulär inszeniertes Sci-Fi Adventure, dem es tatsächlich gelingt die 3D-CG Szenen gut umzusetzen. Während sich die meisten japanischen Studios mit 3D Design schwer tun, profitiert dieser Kinofilm von den Möglichkeiten, die Computer generierte Bilder bieten. Die Actionszenen werden wirklich imposant visualisiert und sind durchweg gut choreographiert. Die Kameraperspektiven fangen das Geschehen gekonnt ein und auch die Kulissen wissen durch ihre düstere Art zu überzeugen, was speziell auch durch die bedeckte Farbpalette gelingt.

Seit Knights of Sidonia scheint Polygon Pictures auch so langsam ein Gefühl für die Ästhetik zu entwickeln. Der bewährte Cell-Shading Stil ist zwar nicht gleichzusetzen mit der schönen 2D-Zeichenoptik, die “normale” Anime bieten, doch immerhin sorgt das Studio für einen sehr individuellen Look. Das einzige Makel, was tatsächlich jedes 3D-CG Movie aus Japan mit sich bringt, ist die geringe Bildrate. Im Falle von Human Lost ist dies zwar nicht so störend, wie zum Beispiel in Blame, doch bemerkt man die langsamen Abfolgen. Optisch ist das grausige Szenario aber gut eingefangen. Insofern eines der besseren 3D-Werke aus Japan. Auch wenn bei der Gestaltung der Lost sicherlich mehr drin gewesen wäre. Allzu kreativ fällt das Design nicht aus.

Sound & Musik

Als Tonstudio hat man sich für Scalamedia GmbH, Berlin entschieden, die mit Human Lost einen ziemlich guten Job abliefern. Für die Besetzung des “Bösewichts” hat man Dennis Schmidt-Foß ins Boot geholt, der natürlich schon zahlreiche Filme & Serien synchronisieren durfte. Ihm merkt man die Erfahrung darum auch deutlich an, was sich in einer ausgezeichneten Performance zeigt.

Auch beim Hauptcharakter Youzou Ooba hat man mit Wanja Gerick einen hervorragenden Sprecher gewählt. Wobei ich als Star Wars Fan natürlich ständig Anakin Skywalker höre. Aber das passt ja in gewisser Weise auch irgendwie. Abgesehen davon wurden auch die restlichen Cast Mitglieder gut ausgesucht. So könnt ihr in der Rolle der Yoshiko Hiiragi die Synchronsprecherin Marie Bierstedt hören, die schon mal in Code Geass mitgewirkt hat. Insgesamt wieder eine sehr gute Synchronisation, die uns Leonine, ehemals Universum Anime, hier geliefert hat.

Content & Verpackung

Zum Test lag mir nur ein Stream-Link vor. Darum kann ich euch keine Informationen zur Qualität der Veröffentlichung geben. Offizieller Release ist der 21. August 2020.

Inside Anime

Auf Basis des Romans No Longer Human erschien nun also über LEONINE ANIME eine Film-Adaption mit dem Titel “Human Lost”, der sich einer ziemlich düsteren Weltanschauung bedient. Stilistisch erinnerte mich der Film öfters mal an eine Mischung aus Ghost in the Shell, Akira und dem Netflix Hit Altered Carbon. Leider schafft es Human Lost nicht die Klasse von z.B. GiTS zu erreichen. Das liegt auch schon an dem schwierigen Einstieg ins Geschehen.

Man wird ohne viel Umschweife in diese mysteriöse Dystopie geworfen, ohne tatsächlich die Hintergründe der Welt zu kennen. Dadurch schafft man zwar einen ziemlich temporeichen und spannenden Anfang, bewirkt aber auch, dass man als Zuschauer leicht irritiert wird. Nachdem der Film sehr rasant an Fahrt aufgenommen hat, pendelt sich das Erzähltempo dann etwas ein und die Geschichte rückt in den Fokus. So kristallisiert sich dann langsam heraus, was die Beweggründe einiger Gruppierungen sind und wie die Welt eigentlich funktioniert.

Trotzdem bleibt vieles weiterhin verdeckt und ungeklärt. Was Klassiker wie Ghost in the Shell so fantastisch machen, ist die komplexe Welt in einfacher Bildsprache und Erzählung zu transportieren. In Human Lost fühlt man sich tatsächlich, so ironisch es klingt, irgendwie verloren. Aber vielleicht ist das ja auch ein Kunstwerk in sich. Man versucht gar nicht groß die Szenen zu erklären, sondern lässt diese dystopische und irrsinnige Welt einfach wirken.

Die größte Stärke des Films ist sicherlich seine dichte Atmosphäre, die für eine fesselnde Stimmung sorgt. Als Fan von Cyberpunk, Steampunk, oder obskurer post-apokalyptischer Dystopie- Szenarien erhält man hier genau die passende Dosis an Action, Spannung und Atmosphäre. Selbstbestimmung, Angst und Doppelmoral sind hierbei zumeist tragende Leitbilder. Auf dem Papier wirkt das Szenario darum auch wirklich aufregend und hinterlässt brennende Fragen über die Menschheit, die Bereitschaft zur Entwicklung, der ominösen Pandemie- artigen Zustände und der politischen Lage. Aber zum Ende hin fühlt man sich vom Kinofilm ohne wirkliche Erkenntnisse zurückgelassen. Es fehlen klare Sichtweisen, Erklärungen und mehr Details, die diese Welt greifbarer machen.

Wie so oft verliert sich ein Film mit dystopischer Kulisse in so manchen philosophischen Geschwafel ohne wirklich Gründe zum Nachdenken liefern zu können. Gut, es mag sein, dass ich vielleicht den Film einfach nicht verstanden habe. Aber mir fehlte da so dieses gewisse Nachwirken, was Klassiker wie Ghost in the Shell, Akira oder beispielsweise auch Neon Genesis Evangelion erschaffen. Und als Sci-Fi Dystopie muss man sich nunmal damit messen. Die Autoren beschränken sich einfach zu sehr auf diesen klassischen Heldentrip eines Auserwählten. Aber versteht mich nicht falsch. Trotz dieser kleinen kritischen Worte meinerseits, fand ich den Film durchaus unterhaltsam. Die Filmzeit über hat man ein Action reiches Abenteuer mit skurrilen Charakteren und einigen netten Konzepten bekommen. Ein Meisterwerk ist Human Lost sicherlich nicht, aber sehr wohl ein super Zeitvertreib für einen privaten Filmabend.


©2019 HUMAN LOST Project

©2020 LEONINE ANIME


Vielen herzlichen Dank an THINK Enders & Webler GmbH & LEONINE ANIME für die freundliche Bereitstellung des Streaming-Links von “Human Lost” für den Test:)