Mit Girls Last Tour von Takaharu Ozaki bringt Universum Anime einen ziemlich speziellen Anime auf den Markt. Ob sich ein Blick in das Mystery- Abenteuer lohnt, verrate ich euch im Test…
Handlung
Die beiden Freundinnen Chito und Yuuri sind unterwegs, um ihre Reise in der zerstörten Welt fortzusetzen. Ziellos fahren sie weiterhin in ihrem Panzer durch die Ruinen der Stadt und suchen verzweifelt nach Nahrung und zusätzlichen Hilfsgütern.
Nach dem Untergang der Zivilisation scheint dies aber schon fast ein auswegloses Ziel zu sein. Als die Mädchen einen Unterschlupf finden, weckt dies schnell die Vorstellungskraft der beiden. Ob sie wohl noch weiteren Menschen begegnen und letztlich die Geheimnisse der Vergangenheit aufdecken?
Bild & Animation
Stilistisch kann ich mit dem Anime wenig anfangen. Das simple Charakter-Design, das kaum Gesichtszüge und somit Emotionen zulässt, spricht mich schlicht und ergreifend nicht an. Dazu fällt der Look auch ziemlich vom restlichen Zeichenstil ab, der sehr aufwendig wirkt. Die triste Farbpalette mag stilistisch zwar schon gut gewählt sein, um diesen melancholischen Touch zu erzeugen, es sorgt aber auch eben für eine sehr öde Kulisse.
Der Kontrast von realistischen Szenen und detaillosen Zeichenstil der Figuren ist schon sehr Geschmacksache. Sicherlich kann aber man sagen, dass der Anime so immerhin ein Alleinstellungsmerkmal hat und sich von der Mehrheit abhebt. Wobei natürlich auch Girls & Panzer hier schnell in den Sinn kommt. Mein Problem ist also mehr, dass sich die beide Stile sehr stark beißen. Abgesehen davon ist der Anime aber objektiv betrachtet sehr schick animiert und bietet einige gute Background- Zeichnungen. Was die Qualität der Bluray angeht, so hat Girls Last Tour ohnehin sehr viel auf dem Kasten. Das Bild ist schön knackig scharf und hat natürliche – wenn auch trostlose – Farben.
Sound & Musik
Musikalisch wird hier alles eher dezent eingesetzt. Hintergrundmusik- und Sounds sind eher nebensächlich, was im Kontext zum Setting aber ziemlich gut passt. Immerhin handelt es sich hier um eine Post-Apokalypse mit menschenleeren Straßen. Es passt also, dass sich die Sound- Abteilung darauf besinnt hat alles eher bedacht einzusetzen.
Ein großes Plus sind dafür die Synchronsprecherin der beiden Heldinnen, die zu jederzeit einen guten Job abliefern. Dadurch ergibt sich schon ein gewisser Unterhaltungswert. Zumal die beiden Figuren sehr unterschiedliche Persönlichkeiten bieten, die durch ihre Sprecher verkörpert werden. Leonie Landa (Chito) und Katrin Heß (Yuuri) scheinen wie gemacht für die Rollen.
Letztere kennt man inzwischen ja auch schon durch ihre gute Performance in Danmachi, wo sie Hestia sprechen durfte. Mit Daniel Käse in der Regie hat man darüberhinaus auch jemanden, der ein Gefühl für Anime- Synchros hat. Man spürt, dass Kölnsynchron am Werk war, die sich mit dieser Materie auskennen und mit genügend Leidenschaft in Studio gehen. In dem Sinne auch mal ein Lob an Universum Anime für die Wahl des Tonstudios.
Content & Verpackung
Zu Rezensionszwecken lag mir nur ein Screener vor, weshalb ich keine Aussagen über den Inhalt der Handelsversion treffen kann.
Inside Anime
Girls Last Tour ist schon ein komisches Werk. Trotz der Postapokalypse wirkt der Zeichenstil sehr niedlich und konfrontiert uns mit zwei Persönlichkeiten, die eher dem klassischen Moe- Typus entspringen. In einer Welt, die vom Krieg gezeichnet ist, wirkt das stellenweise schon sehr ungewöhnlich. Denn trotz des ernsten Themas, schicken sich die Autoren an hier eine Geschichte zu erzählen, die zeitweise sehr lockere Töne anspricht.
Der gesamte Anime hat aber einen gewissen Charme, was vor allem an der geheimnisvollen Welt liegt, in der man als Zuschauer ohne großes Wissen hineingeworfen wird. Dazu gesellen sich Konflikte, die eher aus der Luft gegriffen scheinen, aber wohl sehr gut in diese zerrissene Welt passen. Zumal hiermit teilweise wohl vermittelt wird, wie unsere Gesellschaft in einer Nachkriegszeit funktionieren würde. Girls Last Tour zieht einen nachdenklichen Grundton mit sich und verwickelt sich in ein melancholisches Endzeit-Märchen. Aber all das ist eben auch sehr bedeutungsschwanger in Szene gesetzt, weshalb man sich teilweise schon fragt, was der Anime eigentlich sein möchte.
Die Geschichte wird zudem auch sehr zäh erzählt, was durch die recht langweilige Aufmachung nicht gerade verbessert wird. Die Interaktion der beiden Mädchen kann durchaus für ein paar unterhaltsame Minuten dienen, doch so ganz kann ich der Serie nicht etwas abgewinnen. Dafür ist mir die Welt viel zu rätselhaft aufgebaut und es fehlt mir an einem erkennbaren roten Pfaden, der die Handlung deutlich trägt. Ich bin also durchaus Hin- und Hergerissen, was die Beurteilung von Girls Last Tour angeht. Einerseits ist der Ansatz schon recht interessant und stimmt mit der melancholischen Grundstimmung einige nachdenkliche, traurige Töne an, doch andererseits ist die Geschichte auch sehr träge erzählt. Girl’s Last Tour entpuppt sich also als eine Slice- of Life in der Post-Apokalypse.
©TSUKUMIZU, SHINCHOSHA, GIRLS LAST TOUR PARTNERS
Vielen herzlichen Dank an Universum Anime für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares von “Girl’s Last Tour” für den Test:)