Jeder Anime Fan hat wohl schon einmal den Namen Masamune Shirow und den Titel Ghost in the Shell gehört. Gelten Manga und Animationsfilm doch als Genre Meilenstein und waren mit verantwortlich für die internationale Bekanntheit von Animes als Erwachsenen Medium. Aktuell ist GITS durch den Live Action Kinofilm rund um Scarlett Johannson wieder in aller Munde und so veröffentlicht Universum Anime die OVA Vorgeschichte “ARISE: Border 1-4”. Ob ihr dem Sci-Fi Werk eure Aufmerksamkeit widmen solltet, sage ich euch in meinem Test…
HANDLUNG
Die Geschichte spielt im fiktiven Japan des Jahre 2027 und folgt der jungen Motoko Kusanagi, die für eine Militär Organisation arbeitet und den Mord an ihrem Vorgesetzten aufklären soll. Wie viele Menschen in diesem Jahrzehnt ist auch Kusanagi ein Cyborg mit komplett künstlichen Implantaten und menschlichen Gehirnzellen. Während sich andere Mitmenschen allerdings erst zu Cyborgs umwandeln ließen, ist Kusanagi von Beginn an ein vollwertiger Cyborg gewesen, dem menschliche Gedanken eingepflanzt wurden.
Die Vorgeschichte zum großen Cyberpunk Klassiker erzählt hierbei von den Anfängen der Section 9 Einheit und den Problemen mit Cyber Prothesen. In der ersten OVA Border 1: Ghost Pain muss sich die junge Frau mit ihren Erinnerungslücken und dem Mord an ihrem Mentor herumschlagen. Dank ihres Cyberbrains kann sie sich in virtuelle Netzwerke hacken um von hieraus gegen die Verschwörung im Lande anzukämpfen. Gleichzeitig merkt sie mit was für eine Leichtigkeit Gedanken manipuliert und falsche Spuren gelegt werden können.
Border 2: Ghost Whispers setzt an die Ereignisse der ersten OVA an und erzählt von einem Soldaten, der vor Kriegsgericht steht. Um die Schuldzusprüche oder auch Unschuld des Angeklagten zu beweisen, macht sich Kusanagi auf die Suche nach der Wahrheit in den Untiefen der Erinnerungen. Beide Episoden behandeln zwar einzelne Nebenhandlungen, sind im Groben aber verbunden durch das Oberthema eines Cyber Virus, der sich in der Welt verbreitet. Der Plot Twist ist aber leider recht früh ersichtlich und leidet auch teils an einer konfusen Erzählung. Spätestens zur Hälfte von Border 2 ist klar worauf das Finale der Episode hinausläuft.
“Tief greifendes Cyberpunk Abenteuer mit vorhersehbarer Story.”
BILD & ANIMATION
Was die OVA im speziellen auszeichnet, ist die dichte Science Fiction Atmosphäre und das visuell sehr gelungene Cyberpunk Szenario. Die relativ dreckige Welt und die vielen elektronischen Cyberwelten werden optisch schick in Szene gesetzt. Am meisten überzeugt die Serie, wenn das Wetter umschwingt und Regen / Gewitterschauer die Bildszene dominieren. Erst dann entfaltet Ghost in the Shell sein volles visuelles Potenzial.
Natürlich gibt es noch deutlich hochwertigere und bombastischere Animes, aber der Stil von ARISE hebt das ganze auf eigene Ebenen. Auch die Animationen können sich für einen knapp vier Jahre alten Anime sehen lassen. Die filmischen Qualitäten wissen ohnehin zu überzeugen, denn der Look & Feel dieser Kult Anime OVA bietet eine ungemein vertraute 90’er Jahre Bildsprache, ohne dabei altmodisch zu wirken. Weniger gelungen sind allerdings die CGI-Effekte, die nicht in jeder Szene gleichwertig ins Gesamtbild eingefügt wirken und leicht aus dem Rahmen fallen.
Anmerkung: Zur Bildqualität selber kann ich euch leider keinerlei Angaben machen, da mir zu Review Zwecken nur ein Streaming Link vorlag. Etliche Details und nennenswerte Besonderheiten oder mögliche Schwächen der Bluray / DVD kann ich somit nicht bewerten.
“Atmosphärisch und visuell ansprechend.”
Note:
SOUND & MUSIK
Von Universum Anime ist man im allgemeinen sehr hochwertige Produkte gewohnt, die mit guter Synchronisation auf dem Deutschen Markt landen. Auch Ghost in the Shell: Arise macht hiervon keine Ausnahme und erhält eine ausgesprochen gute Vertonung spendiert.
Kusanagis Sprecherin, die auch schon im Original zu hören war, ist treffend gewählt und klingt sehr authentisch. Man kann Christin Marquitan für ihre Arbeit definitiv ein Lob aussprechen, da sie den Charakter stimmlich perfekt einzufangen vermag. Auch der restliche Cast liefert eine punktgenaue Vertonung ab, die sich durchweg gut hören lassen kann. Es lassen sich hierbei auch viele Stimmen aus Film & Fernsehen heraushören, die sich sicherlich schon ein gutes Standing im Synchron- Business erarbeitet haben und auch hörbar Erfahrung mitbringen. Zudem sind die bekannten Sprecher der Vorgänger wieder mit an Bord, was beinharte GITS Fans sicherlich gefallen wird.
Auch die teils dramatische Wortwahl der Dialogregie ist durchweg gut gelungen und hat mir nie das Gefühl gegeben ein mittelmäßiges Produkt vorgesetzt zu bekommen. Letztendlich ist all dies aber auch wieder reine Geschmacksache. Meckern kann man bei diesem Release wohl aber nur auf hohen Niveau. Die musikalische Begleitung ist dabei meist sehr dominant und mit typischen Elektro Klängen versehen, wie man sie aus etlichen Cyberpunk und Sci-Fi Filmen kennt. Hier gibt es wenig nennenswertes. Der Score poltert mehr vor sich hin, als stark im Gedächtnis zu bleiben.
Synchronfirma: EuroSync GmbH, Berlin
Dialogbuch: Stefan Wellner
Dialogregie: Stefan Wellner
“Mittelmäßiger Score, aber großartige Vertonung.”
Note:
INSIDE ANIME
Seien wir mal ehrlich – Sich noch im Ghost in the Shell Universum zurechtzufinden ist bei der doch inzwischen schieren Unmenge an Prequels, Sequels, Neuauflagen und Originals nicht unbedingt leicht. Auch mit ARISE wird man als GITS Unkundiger wohl erst einmal einige Fragezeichen haben in welche geschichtliche Ecke sich die OVA denn nun überhaupt einordnen lässt und ob sie vor oder lieber nach dem neuen Live Action Kinofilm genossen werden sollte.
Mit der Serie Ghost in the Shell – Arise wird die langlebige Story um den Cyborg Major Kusanagi noch einmal neu aufgerollt und die Gründe für den Aufbau der Section 9 Einheit erzählt. Arise kann somit also gut als Appetithäppchen für den Live Action Hauptgang genutzt werden. Schließlich sollte der Hype um den Kinofilm auch hier nicht gänzlich vernachlässigt werden. Der Sci-Fi Hit ist nämlich auch in seiner vierteiligen OVA Reihe ein echter Tipp für Fans der japanischen Animation und Leuten, die vor dem Kinofilm vielleicht noch einmal die animierte Vorgeschichte erfahren möchten.
Hauptcharakterin Kusanagi übernimmt hier die Aufgabe den Mord an einem hochrangigen Offizier und ihrem persönlichen Mentor aufzuklären. Dabei kommt sie nicht nur einem politischen Komplott auf die Spur, sondern merkt auch, dass die eigene Wahrnehmung nicht immer das wiedergibt, was die Wahrheit zu sein scheint. Geschichtlich gelingt es den Autoren hierbei sehr gut ein kleines Verwirrspiel um die Erinnerungslücken Kusanagis aufzubauen und mich so als Zuschauer auf die nächsten 50min von Border 1: Ghost Pain einzustimmen.
Der Namens gebende “Ghost Pain” (phantomschmerz) wird thematisch auch aufgegriffen und gut integriert. Die zweite OVA “Ghost Whispers” widmet sich derweil einem anderem Thema, baut geschichtlich aber nahtlos auf dem ersten Border auf. Für Action Fans bieten sich auch genügend knallige Gefechte. Das Erzähltempo ist ein zweischneidiges Schwert. Schafft es GITS Arise Border 1: Ghost Pain noch einen sehr angenehmen Flow zu entwickeln und ohne wirkliche Atempausen auszukommen, wirkt Border 2 relativ stark gestreckt und braucht einen langen Anlauf.
Ein wenig konfus geht es auch zu im großen Storybogen, der hier geschwungen wird, doch im Großen und Ganzen wird ein interessanter Plot voller Cyberhacks, Politverschwörungen und der leicht philosophischen Frage nach der Menschlichkeit kreiert. Interessant ist auch, dass Kusanagi im Grunde der Behörde gehört und nicht vollkommene Freiheit über sich selbst genießt. Das Thema des Cyborg als Sklaven wird also auch grundlegend aufgegriffen.
Verschwörungen, Gräueltaten und ein irrer, aber leider weit vorhersehbarer Plot, der mehr durch sein atmosphärisches Universum getragen wird – Ghost in the Shell: Arise ist konfus, aber für jeden GITS Fan ein Blick wert.
Als Vorgeschichte getarnt hätte man aber sicherlich die Charaktere noch besser positionieren und aufbauen können. Denn das ist bisher noch ein Schwachpunkt der Handlung. Aber wer weiß – Vielleicht erwartet uns die große Entwicklung ja noch mit Border 3 & 4, über die ihr demnächst auch hier auf Genkino.de lesen werdet. Die OVA von Ghost in the Shell ist zwar kein weiterer Meilenstein, aber unterhaltsam und eine gute Einstimmung auf die aktuelle Live Action Verfilmung.
Anmerkung: Da mir zu Rezensionszwecken nur ein Streaming Link vorlag, kann ich euch keine Angabe zu den Extras und dem Release selber bieten. Daher fällt hier eine Wertung weg und das Fazit bezieht sich einzig und allein auf die filmischen Qualitäten der OVA und die Synchronisation.
© Shirow Masamune・Production I.G/KODANSHA・GHOST IN THE SHELL ARISE COMMITTEE. All Rights Reserved.
Vielen herzlichen Dank an THINK! Enders & Webler für die freundliche Bereitstellung des Streaming Links von Ghost in the Shell: Arise für den Test:)