Handlung
Die lebenslustige Nikuko-chans hat in ihrem Leben schon viele Enttäuschungen erlebt. Oft hielt sie an gescheiterten Beziehungen fest und fiel auf zwielichtige Männer herein. Doch trotz allem hat die Dame niemals ihren Lebensmut und ihre positive Einstellung verloren.

Ihr grenzenloser Frohsinn und ihre fast schon naive Kindlichkeit stößt allerdings nicht immer auf Verständnis bei ihrer Tochter Kikuko, die sich weitaus erwachsener gibt. Das gewöhnliche Leben des Mutter-Tochter Gespanns wird aber schon bald auf eine Probe gestellt, als ein altes Geheimnis ans Licht kommt…
Bild & Animation
Der Animationsfilm ist visuell ein wirklich interessantes Projekt. Überall findet man liebevoll ausgearbeitete Details im Fischerdorf und tolle Effekte begleiten die Szenerien. Auch die lebhaften Charakter-Designs tragen ihr übrigens dazu bei, dass der Film wirklich wunderschön aussieht.

Die Figuren haben einen sehr originellen Zeichenstil, der sich vom Einheitsbrei der Massenproduktion abhebt. Studio 4°C zählen zwar nicht unbedingt zu den bekanntesten Filmstudios, haben aber immerhin schon Auftragsarbeiten für Halo, Batman, Mutafukaz oder auch Berserk erledigt. Auch eigene Produktionen wie Arrietty waren am Start.

Ihre Erfahrung, was unterschiedliche Animationsstile angeht, scheint sich hier auszuzeichnen, da auch die Bilder selbst sehr flüssig animiert wurden. Manchmal nutzt man zudem auch visuelle Gags, um die Stimmung ein wenig zu locken, was durchaus gut funktioniert.
Sound & Musik
Auch musikalisch ist der Kinofilm überzeugend produziert. Die Melodien bleiben stets im Hintergrund, unterlegen die Szenen aber sehr harmonisch. Überhaupt ist in der Soundabteilung alles gelungen. Denn auch die Synchronisation, die Peppermint beim Studio Tonwerk München unter der Dialogregie von Marie-Jeanne Widera anfertigen lassen hat, ist hörenswert.

Alle Sprecher sind authentisch und lebensnah vertont, ohne gekünstelt zu klingen. Carolin Hartmann als Nikuko-chan und Anna Ewelina als Kikuko treffen genau den richtigen Ton für ihre Figuren, die sich als Mutter & Tochter so verschieden zeigen.

Die aufgeweckte Nikuko klingt gewollt verspielt, während die gewissenhaftere Kikuko durch ihre Sprecherin eine wesentlich sanftere Stimmlage bekommt. Im Falle von »Fortune Favors Lady Nikuko« sind auch die übrigen Nebensprecher sehr natürlich eingesprochen und auch das Dialogbuch überzeugt im Gesamteindruck. Eine mehr als empfehlenswerte Deutsche Umsetzung.
Content & Verpackung
Peppermint Anime veröffentlicht den Kinofilm inklusive einiger Bonusmaterialen. Dazu gehören ein Making-of und ein schönes Booklet zum Film. Hier findet ihr detailreiche Infos über die Figuren, Geschichte und das Filmmaterial.
Inside Anime
Die Geschichte von Fortune Favors Lady Nikuko ist die einer Person, die man auf den ersten Blick völlig falsch einschätzt. Denn die Dame zeigt sich als lebenslustiger, aber auch kindlich-naiver, extrovertierter Mensch mit wenig Sinn für Selbstverantwortung. Ihr oft unangebracht albernes Verhalten ist auch für ihre Tochter ziemlich anstrengend.

Dazu kommen die häufig wechselnden Lebenspartner, denen sie über die Jahre auch gerne mal quer durch’s Land gefolgt ist. Für ihre Tochter Kikuko ist das eine hartnäckige Geduldsprobe, denn die Jugendliche erscheint deutlich gereifter als ihre Mutter und ist der ruhige Gegenpart. Sie ist introvertiert, schlau und schämt sich in vielerlei Hinsicht für das kindliche Gehabe Nikukos. Das erzählt der Kinofilm auf eine angenehm langsame und authentische Weise.

Die Erzählung ist nicht überfüllt mit grenzenlosen Wendungen oder actionreichen Situationen. Hier wird mehr eine eher realistischere Erfahrung geboten, die das Leben zweier Menschen beleuchtet, die trotz Familienbande nicht verschiedener sein könnten. Man könnte das ganze schon fast als Charakterstudie ansehen, würde die Comedy im Film nicht so stark vorherrschen. Doch vielleicht schafft es der Film gerade deswegen die gesamte Lauflänge hinweg interessante zu bleiben und eine herzerwärmende Dramedy zu erzählen, die eigentlich genau den richtigen Ton findet.

Der Kontrast von Mutter und Tochter wird schön ausgearbeitet und auch die Auflösung der eigentlichen Geschichte fühlt sich natürlich an und liefert einen plausiblen Grund, weshalb sich das junge Mädchen gerne mal etwas verschlossener zeigt. Die Beziehung des Mutter-Tochter Gespanns ist der treibende Aspekt der Geschichte und wird mit gefühlvollen, aber auch lustigen Szenen getragen. Es dauert einige Zeit, bis der Film die ausgetretenen Comedypfade verlässt und damit schließlich seine eigentliche Aussage vermittelt. Die Geschichte überzeugt darum in ihrer Einfachheit, die aber eben trotzdem genügend Gefühl und Authentizität in sich trägt.
FAZIT:
Wir sind alle anders und so ist es gut! Die eigentliche Kernaussage dieses Anime ist versteckt hinter Situationskomik und völlig irrsinnigen Szenen über eine Frau, die sich partout weigert erwachsen zu werden. Doch vielleicht schafft gerade dadurch die nötige Sympathie für das Mutter-Tochter Gespann. Die Geschichte überzeugte jedenfalls mit ihrer authentischen Erzählung, dessen Wendung man zwar erwarten kann, die aber trotzdem gefühlvoll inszeniert wird. »Fortune Favors Lady Nikuko« ist sicherlich nicht jedermanns Sache, aber es ist ein schöner Animationsfilm, der sich auch visuell viele Freiheiten nimmt. Von mir aus gibt es daher eine klare Empfehlung für den Kauf dieses Kinofilms!
Bildrechte im Artikel: ©2022 peppermint anime gmbh | ©Kanako Nishi – Fortune Favors Lady Nikuko Production Committee
Vielen herzlichen Dank an Peppermint Anime für die freundliche Bereitstellung des Kinofilms auf Bluray-Disc:)