Das Jahr 2020 ist sicherlich NICHT das Lieblingsjahr der Fußballfans! Trotzdem schickt sich EA Sports wieder an mit der alljährlichen FIFA-Sim den grünen Rasen zu betreten. Ob die Saison hierbei für langjährige Spieler einen Spaßgaranten verspricht oder im Sumpf der Neuerungen untergeht, das erfahrt ihr nun im Test…
Mit FIFA 21 in die Fußball Saison!
Das Bundesliga, Champions League und allgemein Fußballjahr lief 2020 wohl alles andere als gewöhnlich. Doch auf eines kann man sich auch in Krisenzeiten verlassen: Electronic Arts bringt ein neues FIFA auf den Markt. Da stellt sich spontan die Frage, ob das Spiel die Konkurrenz genauso dominieren kann, wie der FC Bayern ganz Europa. Um das zu überprüfen springen wir direkt mal zum wichtigsten Eckpfeiler einer jeder Sportsimulation, dem Gameplay.
Hier betont der Entwickler wieder die alljährlichen Verbesserungen und wirft mit Worten wie Position Personality um sich. Dahinter verbirgt sich eine Verbesserung der KI im Bezug zum Stellungsspiel, Läufen und Raumdeutung. Ob das alles so in sich greift, wie EA sich das vorbestellt? Nun, das werden wir mal klären. Was man beim Rezensieren einer Simulation aber stets beachten sollte: eine Revolution des Sport wird’s nicht geben.
Wir sprechen hier immerhin von einer Sport Umsetzung. Dass hier keine wegweisenden Neuerungen auftreten, dürfte nach fast 25 Jahren des FIFA zocken deutlich sein. Wer jedoch behauptet, dass FIFA 21 haargenau dasselbe Spiel wäre, wie noch im Vorjahr, der lässt nur Frust ab oder kennt sich mit der Materie einfach nicht genügend aus. Denn Entwickler EA werkelt doch schon ordentlich an den alten Mechaniken und bringt mit seinem Gameplay-Update ein ziemlich frisches Gefühl in die langlebige Sport-Sim. Damit lässt sich die Fußball Saison doch schon mal bestens starten, oder?
Bruder, schlag den Ball Lang!
Bereits früh in den ersten Partien fällt auf, wie sich das Tempo im Vergleich doch mehr an das beliebtere FIFA 17 annähert und auch die Geschwindigkeit, sowie jeweiligen Werte der Spieler an Relevanz gewinnen. Besonders auffällig ist, dass neuerdings die Agility/Balance Attribute der Kicker enormen Einfluss auf das Spielsystem haben und euch Vorteile bringen.
Mit etwas Übung wird der R1 Button zu einer echten Waffe, mit der man gefühlvoll durch die Abwehrreihen tänzelt. Das wird gar so deutlich, dass im FUT-Modus einige Spieler mit 90/90+ bei den Dribbling Stats in Verbindung mit hohem Pacing direkt auch den Transfermarkt mitbestimmen. Aber hierzu später mehr. Den Entwicklern gelingt durch die Auffrischung der Stats- Bedeutung ein echter Kniff. Denn trotz des angepassten Spieltempos, wird durch die enge Ballführung der Spielablauf selbst verlangsamt. Schließlich sorgt ein wahlloses Herumgekicke oder drauflos sprinten nicht für große Torgefahr. Hier spielen weitere Dinge eine wichtige Rolle.
Dazu gehört zum Teil auch das groß beworbene “Position Personality”, für das ihr eure Seitenlinien im Blick haben solltet. Eure Teamkollegen agieren nämlich nun intelligenter und sprinten in den freien Spielbereich. Der alte Raumdeuter Müller hat den Jungs & Mädels offenbar einige Ticks gegeben. Gleichermaßen gescheit kalkulieren auch die Stürmer die Räume ein und wissen wann ein Lauf hinter die Abwehrreihen gestartet werden sollte. Dadurch haben Weltklasse Stürmer wie Luis Suarez, Christano Ronaldo oder Robert Lewandowski andere Laufwege wie ein x-beliebiger Drittliga Kicker. Das Laufverhalten wurde scheinbar bei vielen Akteuren überarbeitet und näher dem Real-Life Counterpart angeglichen. Mit der Neuerung “Kreative Läufe” lassen sich zusätzlich auch die Bewegungen & Richtungen der Mitspieler bestimmen und spontan Läufe starten.
Wer erinnert sich nicht noch an die Anweisung “Bruder, schlag ihn lang” im DFB Pokalfinale Finale Bayern vs Frankfurt, als Ante Rebic nach Flanke von Boateng das Ding unter die Latte zimmerte. Solche Situation dürft ihr nun auch erschaffen. Also schlagt ihn Lang, Leute! Die Umsetzung erfordert jedoch einiges an Übung und funktioniert ehrlich gesagt auch nicht so gut, wie erhofft. Dafür wurde meines Erachtens nach die Button-Belegung nicht schlau genug gewählt. Besonders in den hektischen Online-Duellen bleibt fast keine Zeit bei dem hohen Spieltempo die Kontrolle richtig zu übernehmen. Schafft man dies aber mal, kann die manuelle Methode aber auch sehr übermächtig ausfallen. Hier sollte EA vielleicht noch einmal nachbessern und das Kontrollschema ändern bzw. auch die Balance etwas ausgleichen.
Spielverständnis, Tackle, Balleroberung!
Des weiteren scheint man auch die Ballphysik überarbeitet zu haben. Denn gefühlt erreicht das Spiel in diesem Jahr weitaus mehr Abwechslung in den Matches. Hatte man im Vorjahr noch bei jedem Abpraller, jeder Flanke und jedem Torerfolg fast nahezu ein Abbild der vorherigen Partien bzw. Spielzüge, reagieren die Bälle nun unberechenbarer. Dadurch nähert man sich beim Spieldesign mehr dem realistischeren Pro Evolution Soccer an.
Klar, deren Simulations- Lastigkeit erreicht man (noch-) nicht, schafft aber eine Abkehr zum überzogenen Arcade-Kick, den man noch mit FIFA 20 geliefert hat. Es gelingen zwar somit auch mal sehr unsinnige Torszenen, die mit Sicherheit für einige kaputte Controller sorgen dürfte, dafür aber die Partien eben ausgeglichener machen. Ein Lucky-Pass kann nämlich jede Abwehr mal in Bedroile bringen. Doch mit genügend Abwehrtalent lässt sich auch dem entgegenwirken. Denn gefühlt wurde auch das AI-Defending verringert, weshalb man vom Spieler nun selber mehr Defensiv-Arbeit abverlangt. Ihr haut euch also mit Abwehrrügen wie Sergio Ramos wie wild in einen Zweikampf oder taktiert eure Abwehrreihe wie David Alaba & Jerome Boateng in ihren besten Champions League Partien.
Auch Power-Tackles durch solche Stahlkörper wie Niklas Süle wirken inzwischen mächtiger und sorgen für eine Balleroberung. Nach einem perfekten Tackling wird der Ball endlich mal nicht wie ein Magnet zum Gegner zurückbeordert (Ja FIFA 20, du bist gemeint!), sondern werden tatsächlich erobert. In alten Teilen waren zudem die Taktikanweisungen von AI-Defending, Drop Back bei Defensive 0 und die übertriebene Nutzung der ZDM’s ziemlich overpowered. Das hat man inzwischen in Griff bekommen und schafft dadurch mehr Freiraum im Defensivverhalten. Speziell in Duellen mit gleichstarken Spielern dürfte das für einige Fans eine große Umstellung sein.
Seid ihr zu hektisch und rutscht zu schnell mit einer Grätsche in den Gegner oder verpasst das richtige Timing beim Tackeln, dann ist der agile Gegenspieler entweder durch oder es winkt eine Rote Karte. Dies scheint ohnehin ein ziemliches Anliegen bei EA gewesen zu sein. Eine falsche Körperbewegung, ein verfrühter Tritt und schon hagelt es Karten. Die Schiris sind in diesem Jahr wirklich streng und verteilen besonders bei den Innenverteidigern schnell mal einen Platzverweis. Und in Unterzahl spielt sich FIFA 21 wirklich schwierig. Hatte man in früheren Jahren oft das Gefühl man würde bei weniger Spielern schnell vom System bevorteilt werden und das sogenannte Momentum greifen, ist eine 11 vs 10 Mann Situation jetzt tatsächlich ein großes Problem. Schon allein deshalb, weil auch Kopfbälle & Flanken wieder stärker ausfallen.
Torhüter? Welcher Torhüter?!
Leider hat EA bei all den Lobeshymnen, die ich nun anbringen konnte, auch einen Punkt ordentlich -verzeiht den Ausdruck- verkackt. Die Torhüter halten absolut gar nichts. Jeder Schuss ein Treffer ist zwar eine Floskel, trifft in FIFA 21 aber leider zu jederzeit zu. Sobald der Ball in Nähe des Elfmeter-Raums gelangt, wird der Schuss zu 100% im Tor landen. Ich schätze mal der Fehler liegt hier in der Animation.
Denn während die Mehrheit der Kicker tatsächlich bessere Bewegungsübergänge bekommen haben, besitzen die Torhüter gefühlt nur eine einzige Körperbewegung, die leider sehr billig animiert wirkt. Teilweise sind die Animations- Paraden der Torhüter so bescheuert, dass man entweder laut schreien oder einfach nur lachen möchte. Auch die Kollisionsabfrage zwischen Torhüter, Ball und Feldspieler wirkt zeitweise sehr dürftig. Außerdem werden Bälle bei Eckstößen und Flanken nur weggefaustet, was sofort wieder für Gefahr im Strafraum führt. Wenn die Torhüter KI schon so unüberlegt agiert, warum lässt uns EA dann nicht einfach die komplette Kontrolle über alle Spieler. Dieser Mittelweg von Halb-Steuerung der Keeper ist keine gute Lösung. Zumindest nicht dann, wenn die Künstliche Intelligenz so mies ausfällt.
Das Agile-Dribbling war insgesamt eine sehr gute Idee, ebenso die Einbindung der manuellen Spielerkontrolle, doch sorgt dies im Zusammenspiel mit den schlechten Torhütern für einige Partien, die gut und gerne mal mit 6:5 etc. enden. Schwierig wird es vor allem dann, wenn auch so manche Taktikeinstellung nicht gänzlich gelingen will. Im FUT-Modus fällt z.B. stark auf, dass die ZDM’s trotz “Hinten bleiben bei Angriff” oft ziemlich unbeholfen in der vorderen Gegend herumstehen und in der Verteidigungslinie Lücken lassen. Kurz gesagt: Das Gameplay vermittelt ein sehr gutes Gefühl beim Taktieren, Ball An- und Mitnahme, sowie bei den allgemein sehr flüssigen Spielzügen, doch die Torhüter sind leider echte Nullnummern, die dem Spiel den inzwischen hohen Simulations Rhythmus nehmen. Während die Offensive in FIFA 21 dominiert, wird die Defensive wohl nur von Hardcore Spielern so wirklich profitieren. Für Casuals dürfte sich der Skill-Gap dadurch deutlich erhöht haben. Schon allein deshalb, weil die Torhüter keine zusätzliche Absicherung mehr bringen.
Das sieht doch aus wie FIFA 20!
Sieht man mal vom Gameplay ab, finden geschulte FIFA Fans einiges, was sie aus den Vorgängern wieder erkennen werden. Die Grafiken sind nämlich fast unverändert, die Hintergründe, Fangesänge und Kommentare nahezu gleichbleibend und auch die Akteure bringen nicht so eine starre Detailverliebtheit auf den Platz wie in PES 2021.
Manchmal überschlagen sich auch wieder die Skill-Moves, was nicht unbedingt für saubere Animationen spricht. Es fehlen bei einigen Aktionen die fließenden Übergänge. Man hat sich auf weniger Animationsphasen beschränkt, was zur Folge hat, dass 5-Star Skills wie Elastico oder einige Spins sehr schnell ablaufen und darum schwierig zu verfolgen sind. Vielleicht liegt das einfach an der Frostbite Engine, die doch eher auf Action lastige Spiele wie Ego-Shooter ausgelegt ist. Die filigranen Bewegungen eines Tricks sind damit wohlmöglich nicht so leicht programmierbar. Interessant dürfte sein wie die Entwickler demnächst mit dem Next Gen Upgrade punkten können.
Gibt’s höhere Schattenauflösung? Vielleicht mit Raytracing für etwas mehr Glanz? Verbessertes Texture-Filtering? Und wie wird sich die 4K Auflösung auf die Spielerdetails auswirken. All das lässt sich noch nicht beurteilen. Wird aber nicht mehr allzu lange auf sich Warten lassen. Denn lobenswerter Weise dürft ihr euch dann im November als PS5 / Series X Besitzer das Spiel kostenlos auf die Next Gen Version upgraden. Der derzeitige Stand auf den aktuellen Konsole ist jedenfalls technisch eher auf dem Niveau der Vorgänger. Das bedeutet: Nette Optik, aber ohne Weiterentwicklung, dafür jedoch mit guter Performance. Inzwischen scheint auch der Netzcode überarbeitet wurden zu sein.
Denn tatsächlich hatte ich keinerlei Spielabbrüche im Online Modus und das nervige Fast-Forward rumgezicke von FIFA 20 trat auch kaum auf. Dies war im letzten Jahr noch öfters der Fall. Aber wir befinden uns auch noch in der Anfangszeit. Wie sich die Server im Laufe des Jahres mit zunehmender Spielerzahl schlagen, muss sich noch zeigen. Besonders in Hinblick auf den Draft-Mode, der bisher immer unter starker Leistungsschwankung gelitten hat. Soweit läuft’s bisher aber. Wenn ihr jedoch darauf gehofft habt mit FIFA 21 ein aufwendig restauriertes Fußballspiel zu erhalten, dann muss ich euch leider enttäuschen. Denn visuell lassen sich FIFA 20 und FIFA 21 fast nicht auseinanderhalten. Was mir allerdings bei der Akustik aufgefallen ist, war, dass einige neue Sounds hinzugefügt wurden. So wird in der Bundesliga auch zwischendurch mal die Ansage gemacht, dass ein Herr doch bitte sein Auto abholen soll, da es sich im Parkverbot befindet. Solche kleine Details sind wirklich nett und heben die authentische Stadion-Atmosphäre noch mal auf ein neues Niveau. Wenn demnächst die Next Gen Konsolen auf 3D Audio und Co. setzen dürfte ein FIFA Spiel sicherlich sehr cool klingen.
VOLTA, Karriere & Arcade-Kick!
Bei den Spielmodi lässt euch Electronic Arts wieder das altbekannte, aber üppige Paket spielen. Da wäre zum einen der beliebte Karriere-Modus, den ihr als Trainer oder Akteur betretet und hier zu einem Verein transferiert werdet.
Ob ihr eine Laufbahn als Manager oder Spieler startet, ist euch dabei frei überlassen. Als Trainer kommen jedoch neue Möglichkeiten fürs Taktieren und Managen hinzu. Die Jugendarbeit bzw. das Entdecken neuer Talente spielt offensichtlich eine größere Rolle für den Club Erfolg. Interessant dürften für Langzeitspieler aber die neuen Verhandlungsmethoden sein. Genau wie im echten Fußball vereinbart ihr ein Treffen mit dem sportlichen Leiter des konkurrierenden Clubs und versucht Spieler und Berater für einen Wechsel zu überzeugen.
Inzwischen lässt sich auch eine Leihe mit Kaufoption oder ein Spielertausch anbieten. Auch das Verbinden verschiedener Optionen (2x Spieler + Leihe + Bonuszahlungen) dürfen eingesetzt werden. Das frischt den Karrieremodus doch etwas auf. Davon ab ist der Modus aber doch wieder sehr altbacken präsentiert und hat sich optisch kaum verbessert. Dafür gibt man den Spielern eine spannende Neuerung fürs Taktieren.
Denn neuerdings findet sich auch eine interaktive Simulation ein, bei der ihr wie im Football Manager in einer simulierten Partie aus der Iso-Ansicht noch direkt ins Spielgeschehen eingreifen könnt. Läuft das Spiel also nicht nach euren Vorstellungen, ändert die Taktikvorgaben oder übernehmt aktiv die Kontrolle über die Spieler. Wie stark die übrigen Änderungen ausfallen und ob sich sonst noch etwas getan hat, kann ich leider nicht beurteilen, da ich die Karriere in den Vorgängern nur selten gespielt habe.
Wenn ihr kein Interesse am “normalen” Fußball habt, ist vielleicht der VOLTA-Modus euer Ding. Bei diesem, an FIFA Street angelehnten, Spielsystem könnt ihr euch in Hallen- oder auf Straßenplätzen austoben. Auf der gesamten Welt geht’s weg vom Kunstrasten zum Kunstfußball. Denn in VOLTA ist schönes Spielen mit Tricksen das Nonplusultra und macht spielerisch einen ziemlichen Unterschied. Hierbei optimiert das Entwicklerteam gleichzeitig auch die Gameplay-Ausrichtung und ändert damit gezielt das Spielgefühl gegenüber dem restlichen Spiel.
Das ist auch beim L1-Dribbling spürbar, das euch hier schnelle Turns usw. ermöglicht. Spielerisch erinnert das Spielgeschehen hier stark an das letzte FIFA Street (PS3). Etwas realistischer als die PS2 Originale, aber trotzdem noch leicht Arcading. Eine gute Mischung, die hier vom Spielprinzip auch sehr funktioniert. Natürlich hat man hier auch wieder eine Kampagne an Bord, die schon nett aufgebaut wird, aber deutlich kürzer ausfällt, als sich so mancher Spieler vielleicht wünschen würde.
Innerhalb der Story übernehmt ihr die Rolle eines selbst erstellten Kickers und trefft unterwegs auf Legenden wie Kaka und andere Straßenkünstler, mit deren Skills ihr ordentlich was aus der Trickkiste hervorkramt. Neu hinzugekommen ist hier noch der sogenannte “Präsentierte Battles” (Featured Battles im Original) Modus, der in VOLTA dem Squad-Battle Modus von Ultimate Team ähnelt und euch bei Sieg eine bestimmte Anzahl von Punkten schenkt, die sich nach dem zuvor gewählten Schwierigkeitsgrad richten.
Wollt ihr also mehr Erfolge erzielen, sollten die Kicker auf Weltklasse/Legende stehen. Habt ihr durch absolvierte Spiele und gesammelte Punktränge neue Belohnungen freigeschaltet, könnt ihr diese für den weiteren Spielverlauf nutzen. Ich denke für Casual- Gamer dürfte VOLTA in diesem Jahr tatsächlich der beste Modus sein, da er eine gute Brücke zwischen Amateur & Profi schlägt. Jedoch ist es eben auch der Modus mit den kleinsten Neuerungen.
Und wenn euch diese zwei Modi alle nicht zusagen, bleiben für Solo-Spieler oder kompetitive Freunde natürlich auch wieder die normalen Trick & Fun- Spielklassen im Anstoß Modus (Hausregeln). Dafür sucht ihr euch im Arcade Stil eine der verrückten Regeln wie Mystery Ball aus, bei bei jedes Mal ein spezieller Boost aktiviert wird, sobald der Ball im Aus landet oder ein Foul begangen wurde. Der Boost verpasst den Spielern auf dem Platz z.B. ein erhöhtes Dribbling, schnellere Bewegung oder 100% Torchancen. Alternativ lässt sich natürlich auch ein einfaches Tagesduell austragen. Genauso findet sich auch wieder der Pro-Club Modus ein, bei dem ihr euch einen Spieler erstellt, ihm eine Position zuteilt und anschließend einem virtuellen Online Club beitretet. Hier lässt sich nun auch leicht die Taktik anpassen.
In diesem Modus sind dann sogar 11 vs 11 Matches möglich, bei denen jeder Akteur von einem realen Spieler gesteuert wird, sofern ihr genügend Mitspieler findet. Besonders spaßig empfand ich hier immer die Rolle des Torhüters, die sich doch spielerisch stark vom restlichen Spielsystem unterscheidet. Tatsächlich hätte EA diesem Modus im Laufe der Jahre aber durchaus mal mit mehr Begeisterung entgegentreten können. Denn leider verbleibt der Pro-Club der schwächste Teil des Spiels. Für den kurzweiligen Kick kann man hier guten Spielspaß erhalten, aber einen Kauf würde dieser Modus nicht rechtfertigen.
Was gibt’s neues in Ultimate Team?!
Wie eigentlich in jedem Jahr dürfte aber wohl der Ultimate Team Modus im Fokus vieler Spieler stehen. Der, auf dem Sammelkarten-Prinzip basierende, Modus schickt euch wieder auf eine Rundreise durch den Fußballalltag und lässt euch euer eigenes Team zusammenschustern. Einschließlich Tages- bzw. Wochen aktueller Erfolge der echten Fußballwelt.
Mit dem Team der Woche werden so z.B. die besten Kicker des jeweiligen “realen” Spieltags gewürdigt und erhalten Karten mit Attribut-Boost. Dazu kommen die jährlichen Special-Events wie One-To-Watch, Ultimate Scream und Futmas, die sich im Laufe der Monate einschleichen werden und euch ständig neue Top-Spieler mit starken Karten bescheren. Natürlich vorausgesetzt ihr habt auch genügend Münzen im Spiel gesammelt.
Dies geschieht nämlich weiterhin über das Erreichen verschiedener Ränge im Rivals Mode, im Squad Battle Mode oder später auch in der Weekend League, sobald diese offiziell startet. Neu dazugekommen ist der Aufbau eures Vereins. Seit neusten könnt ihr nämlich nicht nur Namen- und Trikotfarbe bestimmen, sondern auch Tor-Lieder, Fangesänge, Choreographien, Stadien-Design, Vereinshymnen und Banner einstellen. Damit gebt ihr eurem Team einen individuellen Look und habt mehr Freischaltmöglichkeiten.
Die Entwickler haben also neben den Spieler- Kartenpacks neue Methoden gefunden die FUT-Fans vor den Fernseher zu zerren und zu motivieren. Das gelingt auch tatsächlich wieder und man gerät in einen regelrechten Sog aus Deko,- und Sammelwahn. Es ist dieses typische “Ach, komm noch ein Spiel”- Gefühl, das bei Ultimate Team allgegenwärtig ist und tatsächlich bei zu vielen Niederlagen auch mal zu Frust führen kann. Schließlich geht es im Gegensatz zu den restlichen Modi hier um den Aufbau und die Konkurrenzfähigkeit zu anderen Online-Spielern. Schon deshalb darf der PayToWin Gedanke nicht gänzlich bei der Kritik ignoriert werden.
Denn erneut lassen sich die InGame Kartenpacks wieder mit echtem Geld erwerben. Dafür kauft ihr FIFA Points für massig Geld und löst diese anschließend für Normal Gold, Premium Player oder Rare Player Packs ein (je nach Verfügbarkeit und Event). Alternativ lassen sich aber auch Münzen erspielen, die ihr für das Freischalten der Packs einsetzen könnt. Ebenso sind dafür auch die Squad-Buildung Challenges an Bord, bei denen ihr in einer Art Puzzle Verfahren relativ knifflige Teamaufgaben löst und anschließend mit Packs belohnt wird. Leider fallen diese oft ziemlich mittelmäßig aus. Ein Negativtrend, der sich seit FIFA 19 abgezeichnet hat.
Inzwischen sind eigentlich nur noch die wöchentlichen Rivals und Weekend League Rewards von Belangen. Alles andere sind “Peanuts” und bringen euren Club kaum voran. Darum könnt die Verlockung für einige Spieler sicherlich groß sein sich ein Pack mit echten Geld zu ziehen. Doch solche Ausgaben können sich eben auch summieren, vor allem dann, wenn der Lieblings- Youtuber allerlei Top-Karten zieht und damit indirekt wirbt. Schon früh scheinen manche Leute, trotz gleichen Skill-Level, ziemlich starke Karten zu haben.
Natürlich kann man den Einspruch bringen, dass die eigentlichen Fähigkeiten eines Jeden immer noch über dem Besitz von High-Level Karten stehen, doch fällt die Kluft zwischen Low- und High Level Karten inzwischen so stark aus, dass es schon einen Unterschied machen kann. Zumindest zwei gleich gute Spieler werten mit unterschiedlich starken Mannschaften ein unausgeglichenes Kräftemessen haben. Den Vorwurf des PayToWin Systems kann sich Ultimate Team darum nicht gänzlich entziehen. Wobei ich zugestehen muss, dass ich in diesem Jahr durch reines Spielen ziemlich schnell an massig Münzen gelangt bin und mir ein Wettbewerbsfähiges Team zusammenstellen konnte.
Das liegt auch daran, dass man nun nach den 5 anfänglichen Ranking-Duellen direkt mit einem Münzsegen belohnt wird, der je nach Einstufung doch sehr hoch sein kann. Zudem gibt es etliche “Willkommen-Zurück” Packs etc., die den Einstieg für alle Rückkehrer erleichtert. Für Neulinge ist das in dem Sinne aber nicht so vorteilhaft, da sie schnell auf stärkere Gegner treffen. Insgesamt ist die Ausbeute an Münzen im Vergleich zum Vorjahr aber schon deutlich in den Plusbereich gerutscht. Dennoch sollte man die übermächtige Loot- Thematik mit dem Glücksspielgedanken nicht gänzlich unter den Teppich kehren. Denn diese sorgt weiterhin für einen, vielleicht sogar bewusst eingeführten, Klassenunterschied in der Community.
Das zeigt sich auch beim Match-Making. Während ihr in der einen Partie schon auf ein Team mit Kante, Pogma, Aguero und Co. trefft, ist als nächstes ein Silber oder Normal Gold Team an der Reihe. Da man hinterher auch einsehen kann wie hoch der Fähigkeitswert des Gegners war, bemerkt man schnell wie stark manche Spieler doch offenbar von den Loot-Boxen profitieren. Das Problem an FUT ist auch, dass all die, vorhin angesprochenen, positiven Gameplay Aspekte hier ziemlich ins Hintertreffen geraten, da vieles auf Basis der Spielerwerte zurückfällt. Wenn jemand Online seine Abwehr mit Virgil Van Dyk und Ramos zukleistert und vorne im Angriff Mane, Salah, Aguero, Ronaldo etc. einsetzt, dann ist derjenige nun einmal im Vorteil. Denn die Spieler-Stats sorgen für ein ziemliches Ungleichgewicht. Wie schon erwähnt sind 90 Dribbler und 90+ Pace Spieler hier aktuell die META. Genauso wie Abwehrhünen (Van Dyk), bei denen auch Spieler, die schlechter im Verteidigen sind sich doch noch mehr auf die KI verlassen können, als Spieler, die hinten ihre Ginter’s und Rüdigers laufen haben. Damit ist PayToWin schon recht geläufig.
Leider ist FUT zudem auch der verbuggteste Modus im Spiel. Da wäre zum Beispiel das Ausrüsten der empfohlenen Verbrauchs-Items. Nutzt man hierfür nämlich die Schnellauswahl, um auf dem Transfermarkt das passende Objekt zu finden, hat der R1-Button, trotz eingeblendeter Option keine Auswirkung auf einen Reiterwechsel.
Dieser Fehler existiert leider schon seit FIFA19 und wurde bisher nicht behoben. Genauso häufig tritt auch wieder der altbekannte Bug auf, dass das Spiel durchaus mal in der Lobby hängen bleiben kann und nur ein Neustart dem Problem Herr wird. Ein gänzlich neues Problemchen betrifft derweil den Kauf einzelner Vereinsobjekte auf dem Transfermarkt. Suche ich nach einem Trikot für einen Max. Preis und finde bei der Summe kein passendes Objekte, liegt es auf der Hand den Preis abzuändern. Jedoch hat das Spiel dann schon automatisch von Trikotsuche auf Wappensuche umgeschaltet. Um dies wieder abzuändern, ist ein erneuter Suchlauf inklusive Wechsel der Liga und des Verein nötig.
Ein ziemlich umständlicher Weg, der durchaus an den Nerven zerren kann. Was mir überdies am neuen Transfermarkt-System nicht gefällt, ist dass man nicht speziell nach einem Torsong, Fangesang oder einer Choreo aus einer bestimmten Liga suchen kann. Dadurch verbleibt es dem Zufall, ob man z.B. als Bayern, Liverpool oder Barcelona Fan irgendwann die richtige Zusammenstellung für den Stadionsound findet. Es liegen also noch ziemlich viele kleine Details vor, die unbedingt einer Veränderung benötigen, um den Spielfluss zu verbessern. Zusätzlich gibt sich die Community auch wieder von ihrer schlechtesten Seite.
Da EA Sports das Belohnungssystem etwas verbockt hat, lassen sich Spieler aus höheren Divsions bewusst zurückstufen, um in niedrigeren Divisions leichtere Gegner und bessere Belohnungen durch höhere Ränge zu erzielen. Wie das funktionieren kann? Ganz einfach. Das Belohnungssystem sieht z.B. in Division 5 beim höchsten Rang als Reward 58.000 Münzen vor. In Division 4 wären es zwar 65.000, doch ist es dort deutlich schwerer den höchsten Rang bei 30 Spielen pro Woche zu erreichen. Also landet man dort wahrscheinlich eher auf Rang 3 oder Rang 2, was zur Folge hat, dass die Belohnung sich auf 34.000-50.000 Münzen beschränkt. Ergo kann man durch das Erreichen in eines höheren Rangs in einer niedrigen Division mehr Münzen machen, ohne sich anzustrengen. Das nutzen viele Spieler aus, die sich dadurch einfachere Gegner und leichtere Münzerfolge erschleichen. Wettbewerb: Ja gerne! Unfairer Wettbewerb: NEIN!
Dass sowas überhaupt möglich ist, ist tatsächlich eine Frechheit, da es den Spielspaß für Gelegenheitsspieler deutlich mindert. Hier muss unbedingt ein Update her, dass entweder die Rewards passend angleicht oder eine virtuelle Strafe für die Spieler zur Folge hat (z.B. mehr Gegner aus höheren Spielklassen, Reduzierung der Belohnung oder eine Einstufung in eine Black-, & Whitelist oder ähnliches, wie es Konami bei PES handhabt, um Spielabbrüche zu verhindern). Aber wahrscheinlich wird das EA egal sein, denn solange die FUT Kohle stimmt, wird sich da für die Spielergemeinschaft nicht viel ändern. Letztlich ist an der Misere aber auch vielmehr die Community Schuld, die tatsächlich ziemlich unfair und unfreundlich agiert. Zumindest hat man teilweise auf das toxische Verhalten der Community reagiert und entfernt die langwierigen Torjubel. Und sofern nicht beide Spieler ein Interesse an der Torwiederholung haben, kann dies jederzeit auch vom gegnerischen Spieler deaktiviert werden. Durch diese zwei Maßnahmen nimmt man dem Spiel viel Frust, da manche Leute diese Methoden vorher zur Provokation und fürs Zeitspiel ausgenutzt haben. Letzteres ist allgemein nun schwieriger.
Trotz allem ist Ultimate Team aber weiterhin der spannendste, vielseitigste und motivierendeste Modus, den Electronic Arts ins Spiel integriert hat. Es macht einfach unglaublich viel Spaß sein Team durch schwierige Matches zu tragen, sie langsam zu verbessern und beim Pack-Opening auf eine starke Spielerkarte zu hoffen. Genauso reizvoll sind auch die Squad Buildung Challenges, die teilweise wirklich zum rätseln einladen und viele Möglichkeiten zulassen.
Hat man diese gelöst und erhält dann dadurch ein gutes Pack bzw. einen TOTW-,OTW-,Icon oder 87+Spieler / Bonus-Item (was sehr selten vorkommt!!!) sorgt das hier schon für Freude. Besonders viel Spaß bereitet es ohnehin ständig neue Spielertypen zu testen, neue Hybrid-Teams zu erstellen und seine neuen Taktiken an einem gleichwertigen Gegenspieler auszuprobieren. Es ist also nicht nur Sammelwahn, der in FUT deutlich zieht, sondern auch die spielerische Freiheit sich ein Team nach eigenen Vorstellungen zu schaffen. Will ich als Bayern Fan die komplette Mannschaft zusammenkaufen oder versuche ich mich an einem Mix aus Bundesliga & La Liga Spielern? Vielleicht bekommt man ja auch noch einen overpowerten Spieler aus einer niedrigen Liga eingebunden?
All dieses Herumprobieren mit der Teamchemie oder auch den Chemistry Styles der Spieler sorgt für Langzeitunterhaltung. Ich bin ehrlich, trotz all der Kritik, die dieser Modus sicherlich verdient hat, zieht er mich jährlich wieder in seinen Bann. Schon früh setze ich mir da zu Saison Beginn ein Ziel, wie mein Team aussehen soll. Während ich bei FIFA 19 tatsächlich auf Messi & Ronaldo + Icons hingearbeitet habe, war es bei FIFA 20 ein 100% FC Bayern Team, bestehend aus Spezialkarten. In diesem Jahr werde ich stattdessen versuche alle Bundesliga POTM’s mitzunehmen und in mein Team zu integrieren. Mal sehen wie das so laufen wird.
Ihr seht also: Wenn ihr euch ein Konzept zurechtlegt und nicht sofort alle 90+ Spieler haben wollt, sondern einfach mal aus Spaß am Spiel verschiedene Konstellationen testet, ist dieser Modus einfach perfekt. Zumal man auch an manchen Stellen Verbesserungen vorgenommen hat und mittlerweile auch Community Aufgaben zum Tageswettbewerb gehören. Auch beim Menü-Design hat man sich mehr Gedanken gemacht und liefert eine sinnvolle Überarbeitung.
Endlich hat man den kläglichen Versuch der verschachtelten und unübersichtlichen Menüpunkte ad acta gelegt und arbeitet nun mit einem Untergruppen / Reitersystem, die nach Themen wie Spiel, Team & Verein geordnet sind. Dadurch findet man sich leichter zurecht und kommt schneller zum Ziel. Überdies ist auch das Weglassen der Fitness Karten eine überfällige Sache. Diese waren schon seit Jahren mehr Störfaktor als nützliches Item. In FIFA 21 gehört das lästige Transfermarkt Abklappern nach Teamfitness und das nervige Ausrüsten nach jedem Spiel der Vergangenheit an. Gut so!
Für Koop-Spieler wurde zudem die Möglichkeit hinzugefügt gemeinsam im FUT Modus zu spielen und eure Freude für Partien einzuladen. Dies gilt nun zusätzlich zum Freundschaftsspiel auch für Rivals & Squad Battle. Das Matchmaking soll dabei auf der höchsten Stufe der zwei beteiligten Spieler innerhalb der Party basieren. Dafür gibt’s dann auch geteilte Boni für beide Spieler. Leider warten auch spezielle Koop Aufgaben, sodass Solo-Spieler bei so manchen Wochenaufgaben & Belohnungen außen vor sind. Keine sinnvolle Lösung!
FIFA 21 klingt vertraut, wirkt vertraut und ist seinem Vorfahren auch ziemlich ähnlich. Trotzdem finden sich wieder Detailveränderungen ein, die das Spielgefühl deutlich prägen. Dennoch sollte sich EA die Frage gefallen lassen, ob ein Vollpreis noch gerechtfertigt ist oder ob man als Übergang zur Next Gen, ähnlich wie Konami, einfach ein Update hätte herausbringen können. Ich aber weiß schon jetzt, dass es mich wahrscheinlich wieder eine sehr lange Zeit beschäftigen wird und ich übers Jahr hinweg meinen Spaß mit FIFA 21 haben werde. Zumal mir in FIFA 21 tatsächlich auch weniger Lags und Spielabbrüche begegnet sind. Im Vorjahr wurde ich dagegen gefühlt in jedem zweiten Match aus dem Spiel gekickt.
Vielen herzliche Dank an EA Sports für die freundliche Bereitstellung des Download Codes von FIFA 21 für die PS4:)
Bildmaterial: ©2020 Electronic Arts Inc. ©FIFA21