The Walking Dead hat sich in den vergangenen Jahren zu einem echten TV Highlight gemausert und versammelt weltweit Millionen von Fans, die den Abenteuern von Rick Grimes und seinen Gefährten gebannt verfolgen. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass AMC ein Spin-off in Auftrag gegeben hat und dieses nun den Sommer über an den Start ging. Wie die Serie im Vergleich abschneidet, erfahrt ihr in meinem Beitrag.
The Walking Dödel
Der neue Ableger der The Walking Dead Marke konnte von Amazon Prime Mitglieder nur einen Tag nach der ursprünglichen US Ausstrahlung in Deutscher Tonfassung verfolgt werden. Jedes zahlungsfreudige Mitglied konnte sich somit einen Eindruck vom neuen Zombie Werk des Robert Kirkman machen und dem Werdegang einer neuen Gruppierung folgen.
Die Pilotfolge beginnt dabei doch regelrecht Actionbetont und hält dem geneigten TWD Fan direkt den ersten Zombie vor die Kamera. Die blutige Fratze lässt Zombie Anhänger auf einen Action Trip gefasst machen. Allerdings dreht sich die Serie danach um 180 Grad und bietet uns eine sehr langsame, fast einschläfernde Erzählweise. Die namensgebenen Walker machen sich bewusst sehr rar in den Momenten der Pilotfolge. Es soll ja schließlich auch erst einmal der Grundaufbau der Charaktere erfolgen und die sich andeutende Apokalypse thematisiert werden. Wir bekommen daher auch ein alltäglichen Tagesablauf einer ganz normalen US amerikanischen Familie vorgesetzt. So normal es eben gehen kann, wenn der Sohn vollgepumpt mit Drogen im Krankenhaus landet und dort erst einmal fixiert werden muss, weil die Gefahr einer herben Psychose besteht. Der junge Drogenabhängige mit dem Namen Nick ist nämlich der erste, der einem Zombie begegnet und die Serie damit knallhart in Richtung Horror lenkt, um sie dann aber ohne Umschweife wieder in die andere Richtung driften zu lassen. Natürlich glaubt ihm niemand diese Irren Eindrücke, die er mitbringt. Sogar seine Familie hält ihn nicht für wirklich klar im Kopf und so langsam hat er ähnliche Bedenken. Bevor Nick jedoch gänzlich selbst davon überzeugt wird verrückt zu sein, wird die Apokalypse eingeläutet und das Chaos in der Stadt beginnt sich auszubreiten.
Mit dieser Ausgangssituation lernen wir dann die Familie rund um Nick kennen. Mit ihnen erleben wir dann in den nächsten 6 Episoden ein Auf- und Nieder von Walking Dead Momenten. Teilweise kam der alte Funke der Original Serie auf, wenn die Drama Sequenzen anzogen, doch schnell sank er wieder durch unsinniges Verhalten und / oder nervige Charakerzüge der Personen. Trotz der guten Ausgangslage der Apokalypse fehlte hier irgendwie das gewisse Etwas, um Spannung zu erzeugen. Die Episoden waren sehr schwankend in ihrer Qualität und brauchten oftmals sehr lange, um Schwung aufzubauen.
Persönliche Eindrücke
Wer The Walking Dead kennt, weiß, dass hier vielmehr ein Drama erzählt wird. Die Walker, oder auch Zombies waren nie mehr als obergeordneter Plot zu verstehen. Die Besonderheit der Serie ist das Zusammenspiel der Charaktere und wie diese gemeinsam an ihren Aufgaben wachsen, um zu Überleben. Die Entwicklung dieser Charaktere erfolgt dabei oft sehr eigenständig, wodurch man sehr schnell Bezugspunkte zu bestimmten Personen erhält. Es sind nicht die, aus Horrorfilmen, bekannten Stereotypen, sondern Menschen mit realen Persönlichkeiten. Menschen, die genauso reagieren, wie wir es sicherlich auch tun würden. Die Integration und Glaubwürdigkeit neuer Charaktere ist dabei stets eine Stärke der Serie gewesen. Und genau an diesem Punkt scheitert der Ableger Fear The Walking Dead kläglich. Bis dato muss ich leider sagen, dass ich mit keinem der Charaktere so wirklich warm geworden bin. Nick ist noch der einzige, bei dem ich Potenzial sehe. Gerade wegen seiner Drogenvergangenheit und eher leichtsinnigen, verpeillten Art könnte dies noch für Zündstoff in weiteren Staffeln sorgen. Die anderen sind Teilnehmer dieser Zombie Apokalypse sind dagegen Stereotypen wie aus dem Buche. Die liebende, aber durch ihren Sohn geknickte Mutter, der pflichtbewusste Stiefvater, der selbst ein schlechtes Verhältnis zum leiblichen Sohn hat und das rebellierende Mädel von nebenan, das es gar nicht erwarten kann die verhasste Gegend hinter sich zu lassen. So wirklich mitfiebern konnte ich mit keinem von ihnen. Noch schlimmer – Sie waren mir quasi egal. Ich denke die Serie wird im laufe der nächsten Staffel immens mit den Charakteren steigen und fallen. Wenn hier keine gute Charakter-Entwicklung entsteht, dann könnte die Serie in die Belanglosigkeit abdriften, denn bis dato sind auch die Dialoge eher unbedeutend und flach. In keinster Weise ein Vergleich zur Hauptserie.
Man muss allerdings auch sagen, dass Fear The Walking Dead keinen leichten Stand hat. Während das Original durch das Koma von Rick quasi alle wichtigen Details der Zombie Apokalypse auslassen konnte, wird hier genauer auf die ersten Zombie Angriffe eingegangen. Dabei dann die Glaubwürdigkeit eines derartigen Szenarios zu wahren ist gar nicht mal so einfach. In Fear The Walking Dead wird dies aber einigermaßen plausibel vorangetrieben. Dadurch, dass die Regierung wieder einmal ein falsches Spiel treibt, erklärt sich, wie sich der Virus doch eher langsam und unbemerkt ausbreiten konnte. Man merkte auch anhand der ersten Bildmaterialen in den Nachrichten, dass die Regierung vollkommen überfordert war und die Welt so langsam in Chaos versank. Das alles ist gut und interessant aufgearbeitet. Keine Frage. Aber abseits davon hat Fear The Walking Dead nicht allzu viele Stärken zu bieten. Und warum läuft dieser Nick die gesamte Serie über in den geklauten Rentner Klamotten herum?
Lokalisation & Serien Info
Fear: The Walking Dead wird als Spin-off gelistet und erhält als Kurzserie nur 6 Episoden, die eine Länge von 45 Minuten besitzen. Abrufbar sind die Episoden im Englischen Original oder mit optionaler Deutsche Synchro. Für Prime Kunden stehen alle Episoden kostenlos zur Verfügung. Die Deutsche Anpassung ist an sich als gelungen zu bezeichnen. Teilweise klingen zwar die Dialoge etwas hölzern, aber die Besetzung passt zu ihren Charakteren. Unter anderem kann man Konrad Bösherz in der Rolle des Nick hören, der besonders Anime Fans wohl bekannt sein sollte.
Fazit:
Eine Art Rückblick der Ereignisse bevor Rick im Krankenhaus erwachte und die Welt derart vernichtend vorfand, ist an sich eine spannende Idee. So etwas emfinde ich persönlich eigentlich immer als relativ interessant, denn gerade bei so einer Thematik fragt man sich doch wann die ersten Zombie Sichtungen stattfanden und wie die Leute reagiert haben. Denn nach wie vor ist es im Walking Dead Universum natürlich so, dass die Horrorfigur Zombie in der Popkultur gar nicht existiert und die Bewohner daher keinen Plan davon haben wie sie reagieren sollen. Was auf dem Papier spannend klingt, wird wie gesagt auch gut inszeniert, aber der wichtigste Faktor – Die Charakterzeichnung und das Storytelling bleiben dabei liegen.
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