Das Finale der blutigen Horror-Trilogie »Fear Street« steht seit Freitag zum Abruf bereit und soll mit einem gebührenden Abschluss die Hintergrundgeschichte zur Hexe Sara Fiers aufarbeiten.
Nach kurzen Ausflügen in die schrille 90’s Ära der Slasher Movies und die brutalen, stilisierten 70er, sollen mit Fear Street Teil 3: 1666 Fans des minimalistischen Atmospheric Horrors angesprochen werden.
Schon in den ersten zwei Filmen ließen sich Spuren von Scream, Nightmare, Friday the 13th und Halloween finden, wodurch sich die zwei Filmären optisch und stilistisch durchaus stark unterschieden.

Mit dem Abschluss will Regisseurin Leigh Janiak noch einmal einen gänzlich anderen Vibe erzeugen und die DNA der frühen Hexen- Filme imitieren. Das ist gar nicht so leicht. Schließlich waren die weniger von Splatter, als mehr von Stimmung geprägt.
Die Filmreihe selbst wurde bekanntlich chronologisch verkehrt herum aufgebaut, was der Story im letzten Part tatsächlich einige interessante Ideen und Wendungen einbringt. Der Fokus auf Sara Fier, die eigentlich gar nich die Böse war, sorgt dafür, dass man weniger auf brutale Slasher- Momente setzt und lieber den Charakteren selbst mehr geschichtlichen Raum gibt. Man erhält somit auch neue Hintergründe, mit denen man der Person Sara Fier selber mehr Gewichtung verleihen kann und wir als Zuschauer auch mal ihre Freunde, ihr Leben und ihre charakterlichen Eigenarten näher kennenlernen.
Die tragische Geschichte wurde dabei ehrlich gesagt sehr glaubhaft von ihrer Heldin getragen und zeigte sich im Mittelteil auch unerwartet emotional erzählt. In Horrorfilmen bin ich derartige Momente eigentlich gar nicht mehr gewohnt, da wegen Mangel an Charaktertiefe nur selten Mitleid geweckt wird.

An diesem Punkt will ich aber auch mal Kiana Madeira lobend erwähnend, die mit so einer wunderbaren Leichtigkeit und Natürlichkeit das Finale allein getragen hat und dafür mitverantwortlich war, dass man leicht mit Sara und Deena mitleiden konnte. Der Film liefert überdies auch eine endlich plausible Antwort darauf wie und warum eine wichtige Figur überhaupt überleben konnte. Damit löst man auf Anhieb direkt mehrere Probleme der Trilogie und überrascht mit einer, nicht unbedingt innovativen, aber zumindest klugen Wendung der Geschichte.
Genau genommen waren damit einige Plot-Holes auch leicht versteckte Hinweise auf die eigentlichen Hintergründe und den Täter. Auch wenn viele Kritiker wohl eine andere Meinung vertreten werden, würde ich der Filmreihe darum ein wirklich gutes Writing unterstellen.
Schließlich ließ mich das Autorenteam mit den Charakteren mitfiebern, was in Horrorfilmen tatsächlich lange nicht vorkam. Soweit, dass ich mit der Hauptfigur sogar Mitleid empfunden habe und erfahren wollte wer diese, als Hexe angeklagte Person, ursprünglich mal war und wie ihr Fluch einst ausgelöst werden konnte.

Ideen, die anfänglich noch plump und wenig durchdacht wirkten, wurden dadurch klug weiterentwickelt und behielten so auch ihre Daseinsberechtigung. Rückblickend gab es witziger weise auch eigentlich genügend kleine Hinweise, die die Geschichte erweiterten und auf den eigentlichen Plan hinwiesen.
Das Ergründen der Ursprünge, die Verbindung zur Gegenwart und das allgemeine analysieren der Horror-, und Popkultur- Referenzen hat mir unglaublich gut gefallen.
Seien es der Konami Code, Selbstreflektierende Dialoge oder Bemerkungen über modernste Techniken. Die Meta-Ebene war in ihren Andeutungen durchweg gut, was für mich zuletzt nur der Scream- Filmreihe gelang.

Bei der Musik wagt man zudem den fließenden Übergang von gemütlichen Radioklängen in aufdringliche oder gefühlsbetonte Violine Songs. Beim Music Score zeigt sich die Trilogie ohnehin als ziemlich vielversprechend und lässt auch dort schon Anspielungen auf alte Horrorklassiker erkennen. Der Main Theme von Part 1: 1996 klingt wohl nicht von Ungefähr so wie das Scream TV Theme. Auch der orchestrale Song »The Final Axe« aus Part 2: 1978 scheint bewusst Ähnlichkeiten mit dem Friday, the 13th Theme zu haben. Besonders vielversprechend sind auch die instrumentalen Klänge in Part 3: 1666.
Die Tonalität ändern sich auch zeitweise gewaltig, wodurch man in den Gegenwartsszenen auch mal Come Out & Play von The Offspring oder Live Forever von Oasis hören, die nicht nur vom lyrischen, sondern auch von der Dynamik gut eingebunden werden. Der Rückschritt in altertümliche Folklore als Horror-Element hat sich im Abschluss weitaus mehr gelohnt, wie der Slasher Auftritt im Pilot-Film.

Die Geschichte hat an Stärke dazu gewonnen, auch wenn sicherlich auch mal Ungereimtheiten auftauchten. Aber stellt euch doch mal folgende Frage: Welcher Horrorfilm hat zuletzt wirklich mal versucht eine Geschichte über mehrere Zeitebenen zu erzählen und ist dabei nicht gescheitert?
Die Lobpreisungen gingen zuletzt entweder an überaus brutale Horrorfilme, klassische Horrorkomödien oder an Pseudo- intellektuelle Storytwists, bei dem die Autoren selbst lieber Raum für eigene Interpretation geben, statt selbst eine plausible Lösung zu bieten (Ja, ich spreche von “Them”).
FAZIT:
Überraschend emotionaler Abschlussakt mit sympathischer Heldin!
Fear Street: 1666 hat für mich als Abschlussakt überzeugt. Die Geschichte mag zwar zeitweise etwas zäh gestrickt sein und lässt auch nicht unbedingt Innovation erkennen, doch in seiner Gesamtheit habe ich mich bestens unterhalten gefühlt. Ich kann mich nur an einen Horrorfilm erinnern, in dem ich so stark mit der Hauptfigur und ihrem Drama mitgelitten habe. Das war Sidney Prescott (aka. Neve Campbell) in Scream. Kiana Madeira liefert für mich als Hauptfigur eine ähnliche starke Persönlichkeit ab. Was die audiovisuelle Umsetzung der Romane betrifft, hat man sich zudem auch wirklich ins Zeug gelegt. Von der Geschichte wird sicherlich nicht jeder gleichermaßen begeistert sein, aber eine Hexengeschichte über mehrere Generationen zu erzählen ist auch ziemlich schwierig.