Bandai Namco schickt die Dragon Ball Lizenz dahin zurück, wo viele Spieler sie eigentlich vermuten – Ins Beat’em Up Genre! Ob sich das lohnt, klärt mein Test…
Anime vs Videospiel!
Es ist schon eine Kunst für sich Animes in spielbare Form zu bringen. Zumeist sind diese schließlich spektakulär und effektvoll inszeniert, was als Spiel meist nicht so gut funktionieren möchte. Für das neue Lizenzspiel aus dem beliebten Dragon Ball Universum, hat sich Bandai Namco die Mithilfe von Arc System Works gesichert, die schon mit BlazBlue und Guilty Gear ihr Talent für knallharte Prügelspiele unter Beweis gestellt haben.
Die stilistisch aufwendig und rasanten Kämpfe wollten schon viele Entwickler in Videospiele transportieren. Das gelang mal mehr, mal weniger gut. Kein Studio ist aber wohl bisher so nah an die Perfektion herangekommen, wie die Prügelexperten von Arc System Works. Diese scheinen offenbar ein echtes Händchen für die Anime Thematik zu haben, denn Dragon Ball FighterZ präsentiert sich als die wohl detailgetreuste Videospiel Adaption, die Akira Toriyamas Meisterwerk bisher erfahren hat. Die verrückten, knallig bunten Manöver stilistisch wie im Anime wirken zu lassen, doch gleichermaßen dem Spieler genügend Übersicht zu bieten, ist sicherlich keine leichte Aufgabe.
Arc System Works scheint aber all ihre Erfahrung und ihr Talent im Umgang mit Beat’em Up Mechaniken in Dragon Ball FighterZ zu pumpen und so ein authentisches und spielerisch großartiges Anime- Videospiel zu schaffen. Im Sekundentakt fliegen euch die Super-Moves um die Ohren und lassen euch in einem Effektfeuerwerk zurück. Dass es den Entwickler hierbei gelungen ist die Spielbarkeit zu wahren und zugleich außerordentlich spaßige Duelle aufzubauen, zeugt vom Können des Studios. Jeder Moves sitzt, sieht aus wie in der Vorlage und wird sauber animiert. Die Unreal Engine 4 zaubert hier einen Grafik- Gameplay Mix, der selten in Videospielen, allen voran Fighting Games erreicht wird.
Eine Ka-Me-Ha-Me Teufelsspirale!
Die spielerische Mechanik hinter Dragon Ball FighterZ erinnert unweigerlich an die früheren Werke des Entwicklerstudios und baut auf Kombo- lastiges Buttonmashing. Die Aufteilung erfolgt dabei in leichte und schwere Angriffe, die mit Verteidigungsmanövern, Ki-Techniken und den Dragon Ball bekannten Teleportationen verfeinert werden.
Die zahlreichen Konter- und Angriffsvarianten sorgen für das Erhöhen eures Treffer- Counters, der zeitgleich auch eure KI-Leiste erhöht. Alternativ lässt sich diese, wie im Anime, auch durch eine Button- Kombi erreichen. Jeder Spieler, der schon einmal einen Street Fighter Teil angefasst hat, wird die facettenreichen Super- und Ultraattacken mit Leichtigkeit ausführen können. Arc System Works schafft also das alte Videospiel Motto “Easy to learn, hard to Master” aufrecht zu erhalten, was in Anbetracht der schnellen Kampfszenen wirklich beeindruckend ist.
Die breite Palette an Angriffs- und Verteidigungsmanövern ist in Dragon Ball FighterZ allerdings nicht der einzige Kniff im Kampfsystem. Der Entwickler baut nämlich auf das alte Konzept von Marvel vs Capcom und präsentiert sein Spiel in Team-Duellen. Dadurch finden sich auch Support- Angriffe und Team- Moves im Spiel ein. Durch das Auslösen einer kombinierten Tastenaktion könnt ihr folglich auch einen gemeinsamen Team-Moves auslösen und so auch mal eine knallige Ka-Me-Ha-Me-Ha von Son Goku mit der Teufelsspirale von Piccolo verbinden. Die eindrucksvollen Angriffe auszuführen, die euch der Trailer versprochen hat, ist also gar nicht so schwer, wie man vermuten würde.
Das Gameplay ist mit seiner Vielzahl an Aktionen zwar durchaus komplex, ist aber auch für Anfänger bestens geeignet. Somit werden Fighting Experten sicherlich genauso angesprochen, wie Beat’em Up Neulinge, die durch zahlreiche und detaillierte Tutorials langsam an die Mechanik herangeführt werden und so eine gute Lernkurve erhalten. Als Spieler merkt man dem Entwickler Team die immense Erfahrung im Genre deutlich an. Allerdings sei zeitgleich anzumerken, dass durch die Simplifizierung der Angriffs-Kombinationen nicht alle Charaktere unterschiedliche Merkmale aufweisen. Einige Kämpfer wie Goku, Vegeta, Trunks und Son Gohan unterscheiden sich kaum voneinander und fühlen sich spielerisch sehr ähnlich an, was die Move- Führung und die Animationsphasen angeht.
Habt ihr also eine Runde mit Goku gespielt, wisst ihr auch gleich wie sich Son Gohan spielen wird. Besser sieht hier mit den Nicht-Sayajins aus, die das krasse Gegenteil darstellen und unverbrauchte Kampfszenen ins Gefecht bringen. Ob Piccolo, Beerus, Black Goku oder auch Buu – Jeder einzelne hat seinen speziellen Kampfstil. Das Gameplay ist also sicherlich nicht perfekt, aber so nah dran, wie selten ein Lizenz- Fighter. Zudem hält das Spiel auch ein sehr gutes Balancing der Charakter bereit. Kein Kämpfer fühlt sich merklich overpowered oder spürbar unterlegen an. Das ist bei der bunten Auswahl an Dragon Ball Charakteren schon beachtlich. Apropos Kämpfer. Die Riege ist noch recht überschaubar, was sicherlich auf spätere DLC’s zurückzuführen ist. Es ist schade, dass einige namhafte Charaktere es nicht ins Spiel geschafft haben, aber immerhin hat sich Arc System Works auf viele Fan- Favorites besonnen.
Neuer Bösewicht im Story-Modus!
Wer sich den Kämpfen stellen möchte, muss sich erst einmal in der Lobby einfinden, von wo aus die einzelnen Modi anzuwählen sind. Die frei begehbare Oberwelt Hub schafft dabei einen guten Überblick und lässt euch in lokale Mehrspieler Matches oder auch einen klassischen Arcade Modus schlüpfen. Hier fertigt ihr mehrere Teams ab und wandert so die Ränge hinauf.
Auch Online Modi sollen zu Beginn des Spiels verfügbar sein, die ich in der Testphase noch nicht ausprobieren konnte. Zum Launch hin werden wohl auch noch tägliche Nebenaufgaben dazugekommen, die in meiner Testphase noch nicht vorhanden waren. Wer sich nicht unbedingt auf die klassischen Duelle einlassen möchte, sondern lieber ein wenig Einzelspieler Action möchte, für den hält Dragon Ball FighterZ den Storymodus bereit. Hier gilt es verschiedene Sagas durchzuspielen, die jeweils in einzelne Kapitel unterteilt sind und Episodenhaft wie im Anime ablaufen. Die meisten Kämpfe sind hierbei mit kleinen Cutscenes unterlegt, die auch den leicht dümmlichen Humor von Dragon Ball aufweisen, was für einiges an Atmosphäre sorgt.
Allgemein wird die lockere Stimmung des Universums im Story-Modus sehr gut eingefangen. Hier waren wohl wirklich echte Fans am Werk, die sich mit dem Quellmaterial auskennen. Die Geschichte kann auch durchaus gut unterhalten und gliedert sich beachtlich gut in das alte Dragon Ball Universum ein. Zeitweise werden Ereignisse aus der Vergangenheit aufgegriffen und alte Bösewichte zurückgebracht. Der neue Feind C21, der zur Red Ribbon Armee gehört, ist hier Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und sorgt für reichlich Durcheinander in der fantasievollen Welt.
Für Goku und seine Freunde gilt es also wieder einmal die Welt vor einem übermächtigen Bösewicht zu befreien. Mit kleinen Anspielungen auf frühere Storylines ist der Storymodus somit eine echt gute Ergänzung für langjährige Fans des Franchises. Die Entwickler haben sich hier beim Aufbau der Story auch einen cleveren Clou ausgedacht, um Neulinge mit hilfreichen Tipps in das Kampfgefühl einzuführen. Über eine Art Brettspiel schickt ihr eure Charaktere über die Felder und beachtet dabei die Anzahl der verfügbaren Schritte. Auf jedem Kampffeld sammelt ihr Erfahrungspunkte und wechselt auch zeitweise euer Team aus.
Dies ist nötig, um nicht unnütz eure HP-Punkte einzubüßen. Nach jedem Kampf wird schließlich nur ein kleiner Energie Teil der aktiven Kämpfer wieder hergestellt, während die übrigen Team- Mitglieder auf der Ersatzbank vollständig erholt werden. Aber natürlich leveln nur aktive Charaktere mit, weshalb schon ein wenig Taktik ins Spiel kommt. Die Idee mit dem Brettspiel und den Tutorial Kämpfen ist an sich ein nettes Konzept, doch sorgt es auch für nervige Momente. Es gibt nämlich keinen direkten Weg zum Boss-Gegner, sondern nur den umständlichen Umweg über zahlreiche Tutorial Kämpfe, die sich teilweise auch mehrmalig wiederholen. Zuletzt fühlt man sich hier mehr gestresst, als unterhalten.
Die spielerische Umsetzung des Story-Modus ist den Entwickler also nicht so ideal gelungen, wie man erhofft hat. Dafür ist der Umfang aber auch wirklich groß, wenn man ihn mit Genre- Konkurrenten vergleicht. Schade, dass die Anzahl der Arenen und Kämpfer noch übersichtlich ist und so schnell viele Match- Konstellationen abgearbeitet sind. Die DLC-Politik ist also wieder mal ein Kritikpunkt, den sich viele Beat’em Ups anhören müssen. Mit jeder erfolgreichen Mission innerhalb der Story schaltet ihr aber auch Zeni frei, mit denen ihr Z-Kapseln kaufen könnt. Hiermit erhaltet ihr neue Lobby- Avatare und kosmetische Gegenstände. Wie man es heutzutage gewohnt ist, werden diese zufallsgeneriert verteilt und finden sich in Loot-Boxen ein. Aber immerhin sind diese kostenlos und werden nicht mit realen Geld bezahlt. Es ist löblich, dass Bandai Namco derzeit schon fast als einziger drauf verzichtet.
Ein Spiel wie gezeichnet!
Das auffälligste Merkmal am Videospiel ist aber wohl die fulminante Technik, die uns Arc System Works hier abliefert. Die Entwickler präsentieren Dragon Ball so detailgetreu, wie ein Videospiel nur umgesetzt werden kann und liefern einen interaktiven Anime. Die butterweichen Bildabfolgen mitsamt der sauberen Animationen und der tollen Effekt- Kulisse sind dabei eine echte Augenweide.
Von der farblichen Gestaltung, den ausdrucksstarken Mimiken und den bombastischen Kampfszenen zeugt hier alles davon, dass Arc System Works wusste woran sie hier gerade arbeiten. Teilweise sehen die Kämpfer wie von Hand gezeichnet aus und werden in Bewegung wirklich toll animiert. Den temporeichen Duellen wurde ein Look verliehen, der so nah am Anime Ausgangsmaterial ist, wie noch kein anderes Videospiel zuvor. Auch die Kulissen sind sehr detailliert gestaltet und präsentieren euch altbekannte Orte aus Akira Toriyama’s Klassiker.
Als Hardcore Dragon Ball- Fan ist man hierbei natürlich sofort Feuer und Flamme und weiß den Aufwand zu würdigen, den Bandai Namco mit Arc System Works hier betrieben hat. Die Designer haben wirklich eine klasse Arbeit geleistet. Wenn man Kritik an der Technik üben möchten, dann höchstens an den animierten Zwischensequenzen im Story-Modus, die doch leicht aus dem Rahmen fallen. Die 3D Charaktere möchten nicht so wirklich ins Gesamtbild passen und werden deutlich langsamer animiert, als das restliche Spiel. Das wirkt zeitweise etwas seltsam.
Auch die Ladevorgänge empfand ich meistens einen Tick zu lang. Mal abgesehen davon ist das Ding aber ein echtes Grafikbrett. Bei der Steuerung haben die Entwickler ohnehin hervorragende Arbeit abgeliefert. Die Tastenkombinationen sind leicht erlernbar und schon nach kurzer Zeit sehr intuitiv. Eine bessere Kontrolle über die Dragon Ball Kämpfer hat wohl bisher noch kein Dragon Ball Game geboten. Auch der Sound ist durchaus positiv zu betrachten. Die Musik weißt zwar nicht die klassischen Songs vom Anime auf, passt aber zu den harten Gefechten.
Auch bei der Lokalisation hat sich Bandai Mühe gegeben und hält neben dem japanischen Originalton auch die US- Vertonung bereit. Dazu gesellen sich passende deutsche Untertitel, die den Humor gut transportieren. Arc System Works hat sich für langjährige Fans übrigens auch ein paar kleine Easter Eggs einfallen lassen, die ihr auslösen könnt, sofern die richtigen Parameter gegeben sind. Trefft ihr also mit Kid Gohan beim Turnier auf Cell, wird sofort die, aus dem Anime bekannte, Szene abgespult, in der C16 von Cell vernichtet wird und Gohan seine komplette Wut entfesselt.
Dasselbe Bild zeichnet sich ab, wenn ihr ein erfolgreiches Finish absolviert, das exakt dem Kanon der Vorlage folgt. Bei Freezer wäre dies z.B. ein Sieg von Son Goku auf Namek. Eine weitere Sequenz erhaltet ihr auch, wenn Goku in der Weltall Stage mit Beerus kämpft und er eine Niederlage einsteckt. Somit wurden auch Dragon Ball Super bzw. Kampf der Götter ins Spiel eingebunden. Derartige verdeckte Ideen zeigen mit wie viel Herzblut die Entwickler bei der Arbeit waren und wie hochwertig das Projekt für Fans ausgefallen ist. Wenn ihr mich fragt eine sehr coole Art die mächtigen Dragon Ball Kämpfe in ein Videospiel zu pressen. Die Multiplayer Wertung fällt übrigens vorerst weg, da die Online Server in meiner Testphase vor dem Release nicht verfügbar waren.
Vielen herzliche Dank an Bandai Namco für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares von Dragon Ball FighterZ für die Xbox One:)
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