Die Knallköpfe aus dem Wasteland sind endlich zurück! Nach dem gelungenen HD-Remake, gilt es also nun neue Abenteuer in Pandora zu bestehen. Ob sich der Trip in die Einöde lohn, verrate ich euch im Test… 

Mit Mech- Suit ins Wasteland!

Gearbox müssen Boden gut machen! Denn nach dem misslungenen Alien Colonial Marines, blieb auch das ambitionierte Battleborn hinter den Erwartungen zurück. Keine sonnigen Aussichten also für das Studio aus Texas, wenn man nicht gänzlich ins qualitative Mittelmaß abdriften möchte.

Doch haben die Entwickler um Design-Legende Randy Pitchford ja noch ein heißes Eisen im Feuer: Borderlands! Der Loot-Shooter, der 2009 mit seiner Mechanik den Markt revolutionierte, kehrt also endlich auf die Bildschirme zurück. Dabei zeigt sich schnell, dass Gearbox doch noch ein außerordentlich gutes Gefühl für die Spieleentwicklung haben. Das alte Konzept, das sich leicht an Loot-Titeln wie Diablo und Co. orientiert, dabei aber bewusst auf Shooter Elemente baut, überzeugt nämlich auch Heute noch mit seiner guten Spielbarkeit.

Was lange vor The Division und Destiny begann, räumt den Markt wieder ordentlich auf und beweist wie man ein motivierendes Adventure abliefert. Was wohl zuerst auffällt, ist, dass Borderlands 3 sich strikt an seine Vorgänger bindet und spielerisch dieselbe Formel aufs Parkett bringt. Wie schon im Erstling ballern wir uns in einer Comic- inspirierten Welt durch massenhaft Feinde, um die Erfahrungspunkte in die Höhe zu treiben und mit zahlreichen Waffen zu experimentieren. Als Neuling in Pandora verzieht ihr euch also erneut in die Einöde und sucht euch einen Waffennarren als Figur aus. Die neuen Klassen, die Gearbox ins Rennen schickt, sorgen wieder für ein nette Mischung zwischen den Spieler-Parteien.

Denn wie gehabt, bleibt es euch überlassen das Abenteuer als Einzelgänger oder Koop- Mitspieler zu starten. Zur Auswahl stehen euch hier die Sirene Amara, Distanzschütze Zane, Bestienmeister FL4K und Soldatin Moze. Während Amara auf offensiven Nahkampf ausgerichtet ist und wie Lilith früher verschiedene Siren- Fähigkeiten besitzt, ist Zane eher für distanzierte Kämpfer ausgelegt, die lieber auf überraschende Fernkampf- Angriffe setzen. Dazu gesellt sich noch FL4K, der als Bestienmeister seine “niedlichen” Viecher auf die Feinde hetzt. Die letzte im Bunde ist Moze, die als Soldatin ein Faible für Roboter hat und euch in einen Mech- steigen lässt. Für letztere habe ich mich in meinem Run entschieden und wurde auch nicht enttäuscht.

Es macht tatsächlich viel Spaß sich in den Mech- Anzug zu stürzen und planlos auf die Feinde zu feuern. Was die Waffenbandbreite angeht, ist Moze wohl auch die beste Wahl, da sich ihr Mech- Roboter aufmotzen lässt. Je nach Wahl der Spielfigur lassen sich aber auch wieder verschiedene Skills leveln und für den Kampf ausrüsten. Das Kombinieren der Upgrades, Waffen und Skills dürfte euch wieder lange beschäftigen und treibt zum Spielen an. Hier hat sich Borderlands 3 ordentlich verbessert und zeigt auch der Konkurrenz, wo der Hammer hängt. Ob man letztlich Spaß an der Vielzahl der neuen Klassen hat, wird aber wohl trotzdem von Spieler zu Spieler unterschiedlich sein. Ich für meinen Teil war mit meiner Auswahl jedoch zufrieden.

Die Coolness steckt im Detail!

Eine schlüssige Neuerung im Spiel ist auch die Einbindung eines zusätzlichen Schuss-Modus für einige Waffentypen. Es kann also durchaus mal vorkommen, dass ihr einen Revolver in der Hand haltet, der als alternativen Waffenaufsatz ein paar explodierte Kugeln verschießt. In Sachen Kreativität hält Gearbox wieder einige lustige und coole Waffenarten im Spiel versteckt.

Mit dem zweiten Feuermodus an Bord, können einige Knarren ordentlich Schaden austeilen und sind teilweise sogar mit Elementar-Fähigkeiten ausgestattet. Die Entwickler schaffen es tatsächlich den Vorgänger noch zu übertreffen und skurrilere Arten auf dem Feld zu verteilen. Was man Gearbox hierbei hoch anrechnen muss, ist dass all diese kreativen Schusswaffen nicht nur frei -ohne InGame Shop- zugänglich sind, sondern sich auch ausgezeichnet spielen lassen. Es macht schier unfassbar viel Spaß sich eine der zahlreichen Knarren aus dem Rucksack zu holen und im Gefecht zu experimentieren. Schließlich ist auch nicht jeder Feind gleich empfindlich auf die Kugel/Feuerarten. Hier sollte, wie in jedem Rollenspiel, also auf Resistenzen geachtet werden.

Das sorgt für ein freudiges Herumprobieren. Aber diese Waffenvielfalt war schließlich schon immer die größte Stärke eines Borderlands. Das ständige Suchen nach einer verrückten Waffe, die nicht nur spielerische Auswirkungen hat, sondern auch eine gewisse “Coolness” ausstrahlt, zieht sich durch die gesamte Kampagne. Was in anderen Spielen, wie Destiny, irgendwann ermüdend ist, sorgt in Borderlands für den Grund, warum man sich überhaupt durch die verwüsteten Wastelands und knallig bunten Planeten durchwühlt. Auf der Suche nach stärkeren Equipment, trefft ihr dabei natürlich auch unweigerlich auf zahlreiche Gegnertypen, die speziell in den Boss-Arealen einem Fiebertraum entsprungen sein könnten.

Hier hat sich Gearbox nämlich wieder ordentlich ausgetobt und teils absurd komische Figuren entworfen, die teilweise auch sehr schwierig zu bekämpfen sind. Nicht nur einmal werdet ihr fassungslos zu Boden gerungen. Aber das macht den Reiz der Kämpfe ja auch aus. Zumal die urkomischen Feinde auch mit stilsicheren Cutscenes eingeführt werden. Diese Diversität trifft aber leider nicht gänzlich auf die “normalen” Standard-Feinde zu. Auch wenn die Entwickler versucht haben die einzelnen Gebiete mit verschiedenen Gegnerarten zu belegen, läuft man einigen Feinden mehrmals über den Weg und kennt sie zum Teil auch schon aus den Vorgängern. Ebenso wie früher sind auch in Borderlands 3 die KI-Soldaten nicht zwangsläufig mit Intelligenz überschüttet wurden. Aber ist man ehrlich, dann legt man als Spieler auch kaum Wert auf solche Dinge.

Die Spiel-Essenz besteht schließlich aus Schießen-, Looten-, Schießen. Nicht aus taktisch agierenden Feinden. Und ist man erst einmal im Spielfluss, spürt man auch wie leichtfüßig man sich durch die Gegend bewegen kann. Denn durch die neue Sliding- Technik, kommt noch einmal ordentlich Tempo ins Spielgeschehen. Das Gunplay ist sowieso über jeden Zweifel erhaben. Die einzigen (Loot-)Shooter Konkurrenten, die den Texanern in der Hinsicht voraus sind, dürften wohl Bungie sein. Übrigens ist es auch ein intelligentes Konzept, dass man sich in den hektischen Gefechten jederzeit wiederbeleben/erholen kann, sofern man kurz vor der Niederlage einen Feind beseitigt. Diese Funktion gab es schon im ersten Teil und ist stets ein begrüßenswertes Spielelement, um nicht vom ständigen Neustart genervt zu werden.

Dazu kommt, dass die Fahrzeuge sich inzwischen auch besser kontrollieren lassen und verschiedene Steuerungsmöglichkeiten erlauben. Borderlands ist weit gehend auch ein ziemlich zugängliches Spiel geworden und überzeugt in der Kampagne mit einem angemessenen Spielgefühl. Als langjähriger Borderlands- Spieler ist einem natürlich auch bewusst, wovon dieser launige Ritt durch die Apokalypse noch lebt, außer seiner fantastischen Spielbarkeit. Denn Gearbox setzt in seinen Spiel zumeist auf abgefahrenen Humor, der wohl auch ziemlich Geschmacksache ist. Was die einen lustig finden, dürften andere Spieler stirnrunzelnd als “bescheuert” abtun. Wenn ein Feind kurz vor seiner Niederlage noch einen flotten Oneliner über die Lippen gleiten lässt, wird man entweder ausgiebig lachen oder den Quatsch einfach überspielen. Was mir an Borderlands 3 auch gut gefallen hat, war, dass man teilweise auch alte Bekannte wiedergetroffen hat. So lässt sich beispielsweise auch Rhys aus Tales from the Borderlands im Spiel blicken und hat neuerdings ein modisches Accessoir in Petto – Einen Schnurrbart, aka. krasser Pornobalken!

Nicht Cel-Shading, sondern Comic Book-Style!

Borderlands 3 setzt auf die bewährte Unreal Engine, die schon früher als Grafikmotor diente. In diesem Fall nutzt Gearbox die vierte Ausgabe von Epic’s zeitloser Maschine. Dank dieser läuft der Titel auch weitgehend rund und zeigt sich im vertrauten Comic-Stil. Was übrigens oftmals falsch betont wird: Borderlands setzt nicht auf Cel-Shading!, sondern kocht sein eigenes Süppchen.

Was euch hier erwartet ist vielmehr ein spezieller Grafikstil, der sich bewusst an amerikanischen Comic- Modellen orientiert. Die Borderlands- Macher setzten nicht auf generierte Cel-Shading Grafiken, sondern zeichnen und kolorieren per Hand. Gearbox selbst spricht von einem Graphic Novel“-Artstyle, der in Borderlands 3 auch in sehr prachtvollen Farben erscheint und tatsächlich eine ziemlich kreative Gestaltung besitzt. Mit Hilfe dieses Comic Buch- Stils erschaffen die Designer wieder ein faszinierendes Abenteuer mit sehr individuellen Look.

Verwundern darf dies aber niemanden, denn die verwendete Technik nutzt sich eben nicht so schnell ab, wie eine High-End Ultra Realismus Grafik. Vor allem dann nicht, wenn an wie im Falle von Borderlands 3 weiter an der Belichtung gearbeitet hat und damit den Objekten, sowie Oberflächen mehr Intensität verleihen kann. Leider ist die Effekte- Palette nicht ganz so stark behandelt wurden. So fragt man sich wohl zurecht, wieso manche Explosionen viel eher einer kleinen Rauchwolke gleichen. Dazu kommen noch ziemlich veraltete Shadow- Maps. Aber ich denke darüber kann man hinwegsehen, wenn man bedenkt wie riesig die Umgebung ausfällt und wohin darum auch die Rechenarbeiter wandert. Technisch läuft das Ding soweit ganz gut.

Nur manchmal treten Performance Probleme auf und die FPS rutschen leicht ab. Das wird den meisten Spielern sicherlich gar nicht auffallen, könnte manchen empfindlichen Gesellen aber ein Dorn im Auge sein. Auch die Pop-Ins sind sicherlich manchmal störend. Dafür ist die Texturverarbeitung aber recht gut programmiert. Die größte Stärke von Borderlands ist ohnehin nicht die technische Seite, sondern die Design- Qualität. Die hübschen und oft detaillierten Gebiete zeigen sich mit ansprechenden Grafiken. Jede Map scheint einzigartig zu sein, weshalb jeder Planet so seine optischen Eigenheiten bringt. Wer sich einen ausgiebigeren Eindruck zur grafischen Umsetzung wünscht, der darf sich gerne mal meine Tech-Analyse auf Youtube ansehen. Diese ist weiter unten im Beitrag eingebunden!

Insgesamt lässt sich über Borderlands wohl sagen, dass sich eigentlich herzlich wenig verändert hat. Die Spielmechanik basiert weitgehend auf dem Original, der Humor ist wie eh und je ein irrwitziger Trip mit der “Brett vor dem Kopf Hau”- Methode und die Shoot-Outs machen vor allem im Mehrspieler außerordentlich viel Spaß. Die Entwicklerschmiede Gearbox hat aber eben exakt dort an den Schrauben gedreht, an denen es Borderlands zuvor noch gemangelt hat. Mit seiner übersichtlicheren Map, dem flüssigeren Item- Management, dem schnelleren Aufsammeln von Loot und der spaßigen Geschichte, in der nun auch euer Held zu Wort kommt, hat man das öden Wasteland also ordentlich aufpoliert und liefert ein durchweg unterhaltsames Abenteuer. Überrascht werdet ihr zwar wohl zu keiner Zeit, doch ist der dritte Teil eine stetig verbesserte Erfahrung zum 2009er Original. Im Direktvergleich mit z.B. Destiny ist das Technikgerüst auch nicht ganz so stark, dafür überzeugt das Spiel schon allein durch das Loot-System spielerisch aber weitaus mehr, als die Loot-Shooter Konkurrenz.


Vielen herzliche Dank an Jan Sturm von Gaernter PR & 2K Games für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares von Borderlands für die PS4:)


Bildmaterial: ©2019 Gearbox. Published and distributed by 2K.