Mit Borderlands: Game of the Year landet der erste Teil der Saga als HD Neuauflage auf aktuellen Systemen. Zeit sich noch einmal in die Post-Apokalypse zu begeben. Ob das Spiel auch 10 Jahre später noch etwas taugt, verrate ich euch im Test…
10 Jahre und voll im Trend!
Gearbox Software verkürzt die Wartezeit auf Borderlands 3 also mit einem Remaster des Originals. Die “Game of the Year” getaufte Edition soll hierbei spürbare Verbesserungen der Nutzbarkeit und Grafik mit sich bringen und so alte, wie auch neue Fans (zurück-)gewinnen. In den letzten 10 Jahren, seit Release, hat sich der Videospiel Sektor aber ziemlich gemausert, weshalb man durchaus die Frage stellen kann, ob sich das alte Spiel überhaupt lohnt.
Die kurze Antwort – Grundsätzlich schon! Aber klären wir doch mal, was es für Neuerungen mitbringt. Borderlands überzeugt nämlich Heute wie Damals mit seinem faszinierenden Mix aus Rollenspiel, Ego-Shooter und 4-Spieler Co-op Missionen, die es in einer offenen Welt zu bestreiten gilt. Dazu kommt, dass der überzeichnete Comic-Look dem ganzen sehr viel Charme verleiht. Auf dem Papier eine sicherlich ein sehr eigenartige Mixtur, die in der Realität aber überraschend gut funktioniert. Spielerisch fühlt sich Borderlands – trotz Alterserscheinungen – noch recht frisch an und schickt den Spieler auf eine rasante Action- Parade.
Das famose Waffen- Handling, die schnellen Shoot- Outs und das von Loot getriebene Game-Design haben die Ära ohne merkliche Schwächen überstanden. Krallt man sich hier eine der vielfältigen Waffen und begibt sich in die Einöde der Mad-Max’sen Post- Apokalypse, können schnell wieder einige Stunden ins Land ziehen. Schließlich motiviert die alte Loot & Level Spielmechanik wie eh und je. Die Kampagne hält durch die vielen Waffenarten und Levels bei Laune und überzeugt mit verrückten Figuren, dem aberwitzigen Humor und dem fließenden Übergang von Rollenspiel zu klassischen Ego-Shooter. Die ziemlich belanglosen Missionstypen, die sich fast nur Sammelaufgaben und Botengängen zusammensetzen waren allerdings schon damals keine Meisterleistung.
In heutigen Zeiten, wo so manches Rollenspiel mit kreativen und unverschämt gut geschriebenen Quests erscheint, darf sich Borderlands ziemlich weit Hinten einordnen. Sicherlich hat jeder Spieler schon weitaus besseres Missionsdesign erlebt, doch bleibt Borderlands trotzdem ein echter Zeitfresser. Das liegt an seiner unnachahmlichen Präsenz, denn der größte Pluspunkt von Borderlands bleibt sein schier unendlich erscheinendes Waffenarsenal und die vielfältigen Upgrade Möglichkeiten. Es vergeht kaum auch nur eine Minute ohne neuen Loot, den ihr entweder weiterverkauft oder für euer eigenes Inventar ausnutzt. Lustig in dieser Hinsicht ist, dass Borderlands damit auch Heute noch im Trend ist, denn Loot- Shooter & Co-op Multiplayer sind derzeit voll angesagt.
Einmal Frischzellenkur gefälligst?
Wie schon der Name “Game of the Year Edition” andeutet, dürft ihr euch hierbei auch auf eine Menge Content freuen. Dem Remaster selbst liegt schließlich nicht nur die Hauptkampagne bei, sondern auch jeglicher DLC, der für den Erstling veröffentlicht wurde. Auch eine überarbeitete Technik und spielerische Verbesserungen dürfen nicht zu Kurz kommen.
Hinsichtlich dessen scheint der Preis also schon mal angemessen. Grafisch macht die Neuauflage hier auch sicherlich wenig verkehrt. Die Überarbeitungen im Bereich der Schattendarstellung und Lichtverhältnisse lassen das Spiel durchaus ansehnlich erscheinen. Der Einsatz von neuen Shader- Effekten ist nicht zu unterschätzen. Mitsamt der höheren Auflösung, dem auch die Texturen was abgewinnen und den ohnehin interessanten Charaktermodellen versprüht der Titel noch sehr viel Charme. Zwar wird das Spiel nicht plötzlich zur Grafikreferenz, doch gibt es noch eine sehr gute Figur ab.
Dank des stilvollen Cell-Shading Artstyles hat Borderlands nämlich einen vergleichsweise geringen Qualitätsverlust zu verbüßen. Leider hat sich aber auch in die Game of the Year Version das kräftige Tearing eingefunden, das mir schon im Original ziemlich auf die Nerven ging. Es passiert tatsächlich sehr oft, dass bei einer schnellen Bewegung ein starkes Bild zerreißen ersichtlich ist. Wieso das nicht gefixt werden konnte, ist wirklich fraglich. Auch das ständige Nachladen von Wandtexturen ist in einem Remaster doch ärgerlich.
Einen nennenswerten Performance-Schub habe ich darüberhinaus auch nicht bemerkt. Aber das Spiel lief früher auch schon relativ flüssig. Man könnte also sagen Borderlands reiht sich in die lange Riege der zahlreichen HD-Remaster ein, die einem alten Spiel mit leichten Grafikeffekten neues Leben einhauchen wollen und so noch einmal Kohle erzielen soll. Doch so leicht ist es dann auch wieder nicht. Schließlich wäre es keine vernünftige Neuauflage, wenn nicht auch spielerisch eine kleine Frischzellenkur veranlasst werden würde. Und hier dürften Fans des Originals hellhörig werden!
Komfort in der Post-Apokalypse!
Es würden tatsächlich weitreichende Verbesserungen vorgenommen, um das Spiel zu modernisieren. Denn das Spiel orientiert sich verstärkt an seinem Nachfolger & Prequel, wodurch sich nun auch eine Mini-Map am oberen Bildschirmrand finden lässt. Das ist eine wirklich willkommene Erweiterung, da man zuvor in den weitläufigen und schier gleich aussehenden Gebieten gerne mal die Orientierung verloren hat.
Nicht ständig die Weltkarte aufzurufen, um zu sehen, ob noch der richtige Pfad gewählt wurde (oder man gleich links irgendwo festhängt), ist eine Wohltat für den inneren Frustpegel. Der Kompass war schließlich noch nie eine gute Idee für Missionsanzeigen. Mein Blick geht in deine Richtung Bethesda! Zusätzlich dürft ihr nun auch Waffen vereinfacht im Inventar durchforschen, vergleichen und gegebenenfalls gänzlich entsorgen. Was aber wohl die beste Komfortverbesserung ist, dürfte das automatische Einsammeln eures Loots sein. Statt jede blöde Patrone oder sonstiges Material einzeln anzuklicken, lauft ihr nun drüber und alles landet automatisiert im Inventar.
Für Mehrspieler Fans, die gerne mit einem Freund zusammen ein paar Runden Couch-Coop Action wollen, hat Gearbox dieses Mal auch einen 4- Spieler Modus eingefügt. Statt also nur Online in die Schlacht zu ziehen, könnt ihr im Remaster nun also auch zu viert im Splitscreen durch die Einöde streifen. Sehr schöne Ergänzung! Denn gerade letztens war mal wieder ein alter Kumpel bei mir zum Zocken zu Gast. Dabei ist uns beim Durchwühlen meines Spielregals aufgefallen wie wenig Multiplayer- Spiele es inzwischen gibt, die noch im Splitscreen nutzbar sind. Insofern kann Gearbox hierfür nur ein Lob aussprechen und mich Bedanken nun ein weiteres Spiel in der Sammlung zu haben, dass ein kurzweiliges Splitscreen Abenteuer erlaubt.
Wo viel Positives, da aber auch ein wenig Negatives. Genauso so unspielbar nervig wie damals ist auch dieses Mal die Fahrzeug Kontrolle geraten. Als Spieler des Originals stellt man sich also irgendwann unweigerlich die Frage – Steuert sich das Ding genauso mies, wie der Buggy in Mass Effect? Jawoll Leute, das tut er! Aber um hier an den Stellschrauben zu ziehen, hätte man wohl tiefer in die Spielmechanik eingreifen können. Insofern sei das verziehen. Was man aber als kritisch ansehen dürfte, ist die Open World, die ziemlich öde wirkt und kaum Abwechslung bietet. Nahezu jedes Gebiet hat ein ähnliches Farbschema und weicht nur selten vom Look ab.
Auch die Bosskämpfe hätten sicherlich mehr als nur simples Ballern erfordern können. Aber sieht man mal hiervon ab, sorgen zumindest die kleinen Überarbeitungen im Spieldesign dafür, dass dieses altehrwürdige Machwerk der PS3/360 Ära auch Heute noch Spaß macht. Die Entwickler bescheren dem Ur-Borderlands somit einen zweiten Frühling und schicken alte, wie neue Zocker mit der definitiv besten Version des Spiels auf Schatzsuche. Trotzdem zeigt sich aber ein kleines Problem beim Remaster. Denn trotz der spielerischen Anpassungen gibt es für Spieler des Originals eigentlich kaum einen Grund für einen Neukauf, wenn das Original noch im Regal steht. Sieht man mal davon ab, dass der Titel nun auch im 4-Player Splitscreen spielbar ist. Wer allerdings nie in die Einöde von Borderlands abgetaucht ist, der holt sich das Ding nun. Denn einen motivierenderen Spaßgaranten findet man kaum.
Vielen herzliche Dank an Gaertner-Pr und 2K Games für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares von Borderlands: Game of the Year Edition für die PS4 & Xbox One:)
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